Das neue Need for Speed Unbound ist eines meiner Highlights 2022. Das arcadige Rennspiel knüpft an die Stärken des Vorgängers Heat an, liefert einen großen Fuhrpark, tonnenweise Individualisierungsoptionen und bietet schnörkellose Straßenrennen. Leider hätte ich all das fast nicht erlebt, weil mich die miese deutsche Synchro beinahe dazu gebracht hätte, das Gamepad wegzulegen und den Titel von der Festplatte zu kicken.
Meine Rettung: Die Systemeinstellungen
In Unbound wird nämlich für ein Rennspiel überraschend viel gequatscht. Entweder telefonieren wir mit unseren Vertrauten, nehmen andere Fahrer*innen auf dem Beifahrersitz mit oder es laufen Talkshows im Radio. Besonders in den ersten Stunden gibt es nur wenige Momente, in denen nicht irgendjemand spricht, weshalb die schwache Übersetzung umso stärker ausfällt. Das Spiel selbst bietet hier allerdings keine Alternative.
Eine solche habe ich glücklicherweise auf einem anderen Weg gefunden. In den Systemeinstellungen der PS5 kann die Sprache der Konsole eingestellt werden. Schaltet ihr hier auf englisch, bekommt ihr auch die englische Sprachausgabe im Spiel. Seid euch allerdings bewusst, dass dadurch auch alle Texte im Spiel auf englisch ausgegeben werden, gerade bei Tuningteilen müsst ihr also ein paar neue Begriffe lernen, zumindest ging es mir so.
Was die englische Synchro besser macht
Die Story steht bei einem Rennspiel natürlich nicht an erster Stelle, Gameplay, Fahrzeug-Auswahl und Atmosphäre müssen stimmen, eine unterhaltsame Handlung ist dann quasi nur die Kirsche auf der Torte. Die Geschichte von NFS Unbound ist für das Genre meiner Meinung nach sogar ziemlich gelungen. Die einzelnen Charaktere sind vielschichtiger als zuerst angenommen und entwickeln sich im Verlauf des Spiels. Das Problem liegt auch nicht direkt bei der Synchro, sondern beim Thema und Setting des Spiels.
Unbound ist eindeutig in den USA angesiedelt. Lakeshore City ist von der “Windy City” Chicago inspiriert und darüber hinaus durchzogen von kulturellen Anspielungen. Bei den Charakteren setzt sich das nahtlos fort. Auch wenn die gegnerischen Fahrer*innen aus aller Welt stammen, sind die Hauptfiguren offensichtlich US-amerikanisch sozialisiert, was man am stärksten an ihrer Sprache merkt.
Da werden laufend Begriffe benutzt, die im Original “cool” sind, aber einfach nicht befriedigend übersetzt werden können. Was dabei herauskommt, wenn es doch versucht wird, klingt dann leider allzu oft wie Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner, wenn sie das Jugendwort des Jahres präsentiert.
Ein unnötig versteckter Schatz
Die englische Synchronisation fügt sich beim Spielen viel natürlicher in den Gesamteindruck von NFS Unbound ein und hat mich darüber hinaus echt überrascht. Das Spiel hat im Original nämlich einen ganz anderen, deutlich lustigeren Ton als im Deutschen. Das Geplänkel zwischen den Hauptfiguren ist unterhaltsam und die Radiosendungen gehen eigentlich schon als politische Satire durch.
Es ist schade, dass EA und Criterion es Spieler*innen in Sachen Synchro so schwer machen. Eine direkte Sprachauswahl im Menü wäre deutlich eleganter, außerdem könnten dann eventuell sogar deutsche Untertitel dazugeschaltet werden. Die sind bei 300 km/h zwar nur schwer zu lesen, funktionieren etwa bei GTA trotzdem sehr gut.
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