Ab dem 1. Juni 2016 sollen YouTube-Kommentare kostenpflichtig werden. Wer auf der beliebten Videoplattform seine Meinung zu einem Video äußern möchte, muss dafür 10 US-Cent bezahlen. In Europa wird der Betrag wie in der Tech-Branche üblich nicht an aktuelle Wechselkurse angepasst, sondern 1:1 übernommen: In Deutschland, Frankreich, Griechenland & Co. werden 0,10 Euro fällig. Die Bezahlung läuft über Google Payments; wer keine Kontoinformationen in seinem Profil hinterlegt hat, wird YouTube künftig nicht mehr nutzen dürfen.
Diese Pläne enthüllte der Larry Page, Geschäftsführer der Google-Mutterfirma Alphabet, am 31. März 2016 auf einem Conference Call mit Großaktionären. Dass Page dort neue Geschäftsmodelle vorstellen würde, war im Vorfeld bereits spekuliert worden. Und da das Abo-Modell von YouTube von den Usern derzeit, so Page, »noch konsequenter ignoriert wird als Google Plus«, habe man sich entschieden, diesen drastischen Schritt zu gehen.
Der Hintergrund der Entscheidung ist, dass der Aktienkurs von Alphabet zuletzt ins Trudeln geraten war: Die Anleger trauen dem Internetriesen nicht mehr zu, neue Geschäftsfelder und Ertragsquellen zu erschließen. Google, munkelt man in der Techbranche, sei das neue Yahoo: Irgendwie schon noch wichtig, aber schon in wenigen Jahren fest in chinesischer Hand.
Page begründet die Entscheidung mit Verve: »Da wir immer noch kein funktionierendes Abomodell etablieren konnten und Videowerbung immer weniger Geld abwirft, mussten wir uns nach einer neuen Ertragsquelle umsehen. Und was machen die User auf YouTube am liebsten? Na klar, sie flamen! Und das wollen wir nun monetarisieren. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.«
Beleidigung wird teuer
Bestürzt zeigt sich Page abermals über die zahlreichen Hasskommentare auf der Plattform: »Es ist teilweise richtig schlimm, was die User so schreiben, ich selbst wurde dort schon als ›san ofa bich‹ bezeichnet.« Dem wolle Google nun endlich einen Riegel vorschieben.
Allerdings nicht durch konsequentere Moderation (»Die Redefreiheit ist uns wichtig«), stattdessen wolle man die YouTube-Nutzer dort treffen, wo sie es wirklich merken: im Geldbeutel. Falls der neue Kommentar-Algorithmus in einem Posting Beleidigungen oder Kraftausdrücke registriert, steigt der Preis des Kommentars automatisch von 10 auf 50 Cent.
»Die Leute sollen zeigen, dass ihnen eine Beleidigung wirklich am Herzen liegt und etwas bedeutet«, sagt Larry Page. Man rechne damit, dass unbedachte, aus der Hüfte geschossene Flames dank dieser Regelung deutlich zurückgehen dürften.
Für die nahe Zukunft plant YouTube zudem einen Store für Mikrotransaktionen: Bestimmte Worte will Google nur gegen einen kleinen Geldbetrag freischalten. Darunter sind vor allem Beleidigungen, im deutschen Store wird es beispielsweise für jeweils rund 5 Euro »Hurensohn« und »deine Mutter« zu kaufen geben. Wer derartige Ausdrücke verwendet, aber nicht gekauft hat, wird automatisch auf Lebenszeit gesperrt.
Abgewandelte, inkorrekte Schreibweisen wie »Uhrensohn« oder »Huhrenson« soll es vergünstigt für 2,50 Euro geben. »Damit schaden sich die User ja immer auch ein bisschen selbst«, begründet ein Unternehmenssprecher.
Wir halten das System für sinnvoll, weil es tatsächlich zu einer bedachteren und angenehmeren Diskussionskultur führen dürfte. Falls die Bezahlkommentare auf YouTube erfolgreich sind, möchte Google das System als Middleware für andere Websites anbieten. Wir prüfen bereits eine Integration auf GameStar.de und GamePro.de.
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