Need for Speed Heat will die Rennspiel-Reihe zu alten Stärken zurückführen. Damit das klappt, bedienen sich die Entwickler von Ghost Games nicht nur bei den eigenen Spielen, sondern auch bei klassischen NfS-Teilen wie Underground, Most Wanted und sogar Shift.
Wir haben das Studio in Guildford, Großbritannien, besucht und konnten mehrere Stunden durch die Open World von Palm City heizen, nach Lust und Laune tunen und uns mit den Cops anlegen. Dabei hat sich gezeigt, dass Heat vieles richtig macht und einige Schwächen des Vorgängers Payback erfolgreich hinter sich lässt.
Endlich wieder Unterboden-Neons
Die Ordnungshüter der an Miami angelehnten Stadt Palm City werden mit den örtlichen Streetracern nicht fertig. Deswegen lernen wir direkt zu Beginn des Spiels den Antagonisten Lieutenant Frank Mercer kennen. Der ist nicht nur sehr überzeugt von seiner Arbeit als Cop, sondern schreckt auch vor brutalen Methoden nicht zurück, um die Renn-Plage in seiner Stadt einzudämmen.
Als Spieler übernehmen wir die Rolle eines unbekannten Racers, der angelockt von Ruhm und Reichtum in eine fiktive Mischung aus den US-Bundesstaaten Florida und Georgia kommt. In den ersten Minuten des Spiels lernen wir unsere zukünftige Crew kennen, suchen uns eine von zwölf Spielfiguren aus und bekommen natürlich auch unser erstes Auto. Um in der örtlichen Racer-Szene bekannter zu werden, brauchen wir vor allem Geld und Ansehen.
Geld verdienen wir am Tag. Hier finden offizielle Rennen in den Straßen von Palm City statt. Offiziell heißt: keine Cops, kein Gegenverkehr und abgesperrte Strecken. Haben wir genug Dollar auf dem Konto, wechseln wir in einem unserer Unterschlüpfe der Open World, oder über das Pausenmenü, zur Nacht. Events unterm Mondschein geben uns zwar kaum Geld, dafür gewinnen wir hier Ansehen bei unseren Kollegen. Und das brauchen wir auch, denn die Auto- und Tuninghändler handeln nicht mit unwichtigen Niemanden. Um mehr Teile freizuschalten, müssen wir also des Nachts die Straßen unsicher machen.
Für abgeschlossene Events in der Dunkelheit steigt unser Heat-Level. Dabei handelt es sich im Grunde um unsere Fahndungsstufe, denn nachts sind die Cops wesentlich zahlreicher unterwegs und viel aggressiver. Sie stören unsere Rennen und versuchen uns später auch mit SUVs und Helikoptern zu stoppen. Werden wir geschnappt, oder gehen schrott, verlieren wir allen gesammelten Ruhm der jeweiligen Nacht.
Mehr Underground, mehr Most Wanted
Die Underground-Spiele und das Original Most Wanted von 2005 gehören bis heute zu den Favoriten in der Community. Kein Wunder also, dass sich Ghost Games in einigen Aspekten an die beiden Spiele zurückbesinnt. Besonders nach Sonnenuntergang schafft es Heat durchaus, hin und wieder die "guten alten" Underground-Vibes zu versprühen. Das liegt zum einen an der Tageszeit an sich, aber auch an den vielen Neonlichtern und natürlich dem Tuning.
In der Werkstatt unseres Vertrauens können wir uns an derzeit 127 Autos nach Herzenslust austoben. Tuning unterteilt sich in Heat in Leistung und Optik. Während Teile wie Spoiler, Reifen, Motorhauben, Seitenspiegel oder Unterboden-Neons keine Auswirkungen auf unser Fahrverhalten nehmen und einfach nur cool aussehen, können wir dank verschiedener Motoren, usw. deutlichen Einfluss auf das Handling unseres Autos nehmen.
Sinnvolles Leistungstuning
Hier liegt eine der größten Stärken von Need for Speed Heat. Das Leistungstuning ist nämlich nicht nur Fassade, sondern essentiell. Es reicht nicht, einfach nur das letzte Upgrade in der Liste zu wählen, um besser zu werden. Stattdessen geben euch unterschiedliche Teile Vorteile in den Bereichen Off-Road, Street, Drift und Race. Hier können wir nicht nur viel herumtüfteln, wir müssen es auch. Mit einem Street-Auto braucht ihr beim Drift-Rennen nämlich gar nicht erst antreten. Das motiviert zum experimentieren. Praktisch: Ihr könnt mehrere Presets für euren Motor abspeichern und direkt im Pausenmenü wechseln. Damit müsst ihr nicht vor jedem Rennen zurück in die Garage fahren, um euch an das nächste Event anzupassen.
Gut gefallen hat uns zum einen, dass es nicht nur teure Super-Autos gibt. Wenn ihr einen alten VW Käfer oder einen klapprigen Golf hochzüchten wollt, dann könnt ihr das tun. Zum anderen haben die Wagen keine vorgegebenen Klassen mehr. Mit den Leistungsupgrades bestimmt ihr selbst, ob ihr euer Fahrzeug z.B. für Off-Road-Rennen geeignet ist, oder nicht. Eher merkwürdig mutet die Möglichkeit an, eure Spielfigur anzupassen. Zwar gibt es Unmengen an Klamotten, die wir unserem Avatar anziehen können, aber bis auf wenige Zwischensequenzen und ein paar Kamerawinkeln in der Garage, sehen wir uns ohnehin so gut wie nie. Falls ihr aber auf diese Option gewartet habt … nun, jetzt ist sie da.
Ärger mit der Polizei
Aus Most Wanted kehren die Cops zurück. Die können nachts ganz schön für Stress sorgen, zumindest wenn ihr eines der höheren Heat-Level erreicht habt. Auf Stufe 1 sind die Ordnungshüter noch keine ernstzunehmende Gefahr. Wir sind sogar einige Male aus Versehen entkommen, obwohl wir eigentlich verfolgt werden wollten. Dabei sind wir schon extra langsam gefahren und trotzdem haben uns die Cops aus den Augen verloren. Spätestens ab Heat-Level 3 wird es aber durchaus brenzlig, wenn euch stärkere Fahrzeuge und SUVs versuchen einzukesseln.
Anders als in Most Wanted ist es aber keine Option mehr, einfach nur alle Cops aus dem Weg zu rammen. Das geht grundsätzlich auch in Heat, allerdings hat unser Auto nun einen Lebensbalken. Der hat keinen Einfluss auf das Fahrverhalten, allerdings kann unser Auto kaputt gehen und wir müssen uns vor allem bei längeren Verfolgungsjagden gut überlegen, ob wir wirklich noch mehr Schaden riskieren wollen.
Gibt unser Fahrzeug den Geist auf, verlieren wir etwas Geld, unseren angesammelten Ruhm der aktuellen Nacht und landen wieder in der Garage. Zwar ist es möglich, unsere Karosse an Tankstellen zu reparieren und unsere Fluchtroute entsprechend zu planen, jedoch können wir das pro Nacht nur drei Mal tun und dürfen dementsprechend nicht zu viele Unfälle bauen.
Mit wenig HP zu entkommen und dann noch zum nächsten Unterschlupf zu "schleichen", kann sehr spannend werden. Uns hat das Schadenssystem gut gefallen, weil es den Auseinandersetzungen mit der Polizei eine kleine taktische Komponente verleiht. Da die Fahrphysik aber unabhängig von den Beschädigungen immer gleich bleibt, passt es trotzdem gut in das sehr Arcade-lastige Handling der Autos und wird nicht frustrierend.
Technik
Die Preview-Version auf der Gamescom hatte mit vielen technischen Problemen zu kämpfen. Der nun von uns gespielte Build war ebenfalls nicht ganz aktuell, sondern nach Angaben der Entwickler circa drei Wochen alt. Gespielt haben wir auf einer PS4 Pro. Ghost Games hat uns gegenüber bestätigt, dass es auch auf der PS4 Pro und Xbox One X keinen Performance-Modus mit 60 FPS geben wird. Der Detailgrad sei die Priorität gewesen. 4K-Unterstützung und HDR sind allerdings mit an Bord.
Während Heat bei Nacht dank der vielen Neon-Lichter und Regeneffekte durchaus gut aussieht, hinkt die Spielwelt bei Tag deutlich hinterher. Besonders bei gutem Wetter und Sonnenschein wirkt Palm City ironischerweise grau und trist. Einzig bei Sturm hat uns der Tag in Palm City gefallen. Die Wettereffekte sind durchgehend schick. Details lassen auf Distanz schnell nach, die Texturen der Umgebung sind matschig. Die nicht besonders ansehnliche Grafik fällt nach Sonnenuntergang viel weniger auf, weswegen wir uns tagsüber oft gewünscht haben, dass es wieder dunkel werden soll.
Die Framerate war bereits deutlich stabiler, als noch auf der GC. Einbrüche der Bildrate unter 30 FPS sind uns nur selten aufgefallen. Trotzdem lief noch nicht alles rund. Die Texturen und teilweise auch Objekte laden manchmal recht spät. Einmal ist wenige Meter vor uns ein PKW gespawnt und hat fast einen Unfall verursacht. Außerdem hatten wir einen Soundbug, bei dem mehrere Tonspuren übereinander gelegt waren und unser Auto ist einmal unsichtbar geworden, so dass wir neu laden mussten. Die Entwickler haben angegeben, dass viele dieser Macken im fertigen Spiel behoben sein werden. Mittlerweile ist der Gold-Status erreicht und das Spiel damit bereit für den Release.
Renn-Modi und Gegner-KI
Die Stärke eures Autos wird durch ein Powerlevel angegeben. Events setzen ein gewisses Level voraus, das ihr mit besseren Leistungs-Upgrades erreicht. Wir wissen aktuell von folgenden Renn-Modi:
- Rundkurs
- Sprint
- Drift
- Time Trial
- Off-Road
Den Löwenanteil der Events auf der Karte bilden eindeutig die ersten beiden Modi. Bereits nach drei Stunden stellte sich das Gefühl ein, so langsam alles Wesentliche gesehen zu haben. Es bleibt abzuwarten, ob Ghost Games mit genug Strecken-Varianz für ausreichend Abwechslung sorgen kann, die auch über längere Zeit bei Laune hält.
Drag-Rennen, in denen ihr euch voll und ganz aufs Schalten konzentriert, gibt es nicht. In Drift-Events gewinnt der, der mit langen Drifts und hohen Multiplikatoren die meisten Punkte holt. Hinter Time Trials verstecken sich kleine Geschicklichkeits-Kurse, die ihr auf Zeit abschließen müsst. Das können zum Beispiel extrem enge, verschlungene Strecken sein, oder ihr müsst auf einer schmalen Oberland-Schiene balancieren, ohne runterzufallen.
Die Gegner-KI in den Rennen scheint auch von der Tageszeit abhängig zu sein. In den offiziellen Rennen am Tag sind uns unsere Kontrahenten wesentlich ruhiger vorgekommen. Bei Nacht wird auch schonmal der Blechkontakt gesucht.
Vor unserer Umgebung brauchen wir hingegen weniger Respekt zu haben. Wir können in NfS Heat durch sehr viele Objekte einfach durchfahren. Egal ob Laternen, die meisten Bäume, oder sogar Beton-Absperrungen: Bis auf etwas Geschwindigkeitsverlust kann uns kaum etwas aufhalten, abgesehen von massiven Wänden und einigen Leitplanken versteht sich.
Keine Mikrotransaktionen & Offline spielbar
Nachdem EA bereits zum Reveal versprochen hatte, dass es keine Mikrotransaktionen geben wird, haben es die Entwickler nun noch einmal bestätigt: Es gibt wirklich keine Mikrotransaktionen. Ghost Games zufolge planen die Entwickler derzeit nur mit zusätzlichen Autopaket-DLCs, die optional dazu gekauft werden können. Außerdem wird es Optionen zur Zeitersparnis geben. Die unbeliebten Speedcards aus Payback sind ebenfalls verschwunden und haben wieder Platz für ein klassisches Tuning-System gemacht.
Außerdem kann Need for Speed Heat auf Wunsch komplett offline gespielt werden. Entscheidet ihr euch für Online, könnt ihr mit euren Freunden eine Crew bilden, also quasi einen Racing-Clan. Für erfüllte Events steigt ihr gemeinsam im Crew-Level auf und schaltet damit besondere Belohnungen frei. Zudem trefft ihr in der Open World hin und wieder andere Fahrer und könnt euch gemeinsam in speziellen Herausforderungen messen.
Natürlich nichts für Simulations-Fans
Die Fahrphysik ist dementsprechend sehr anspruchslos. Ihr braucht keine Rennspiel-Erfahrung, um in NfS Heat gewinnen zu können. Wer hier eine Simulation erwartet, ist selbstverständlich an der falschen Stelle. Stattdessen steht zugängliches, schnelles und Action-lastiges Fahren auf dem Programm. Drifts werden in den Standardeinstellungen eingeleitet, indem wir kurz die Gas-Taste antippen und hart einlenken. Immerhin bietet das Leistungstuning trotzdem genug Möglichkeiten zum Ausprobieren und Raum für die Suche nach dem perfekten Fahrverhalten.
Den Entwicklern zufolge gibt es in den Rennen keinen Gummiband-Effekt, der die KI künstlich langsamer oder schneller macht, um die Racer näher beisammen zu halten. Das können wir insofern bestätigen, als dass wir in zwei Events mehrere hundert Meter Vorsprung aufbauen konnten und diesen auch über lange Zeit gehalten haben.
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