Erfolgsrezept: Blut und Gekröse
Nein, das war keine skurrile Fan-Fiction, die Szene hat sich während eines Matches in Mortal Kombat X tatsächlich abgespielt. Publisher Warner Bros. lud uns ein, uns nach Herzenslust mit den bis dato veröffentlichten Kämpfern (Scorpion, Sub-Zero, Kung Lao, D'Vorah, Cassie Cage, Kano, Quan Chi, Raiden, Kotal Kahn, Kitana sowie dem Duo Ferra & Torr) auszutoben.
Die alte Dame hat die zweifelhafte Ehre, ein interaktives Element innerhalb eines der wählbaren Kampfschauplätze zu sein (Winterwald, Dschungel, Bootssteg und Marktplatz). Im Dschungel rammen wir den Gegner mit dem Schädel voran gegen eine Steinruine, im Winterwald ziehen wir ihm krachend einen dicken Ast über, und auf dem Bootssteg schleudern wir ihm eine angespülte Wasserleiche entgegen.
Doch der herzergreifend animierte Tod der beiläufig zum Wurfgeschoss umfunktionierten alten Dame schlägt in puncto Grausamkeit sogar fast einige der Fatalitys. Anders als bei unserem letzten Anspieltermin durften wir die Finishing Moves nun tatsächlich ausprobieren. Ganz in alter Mortal-Kombat-Tradition haben sich Ed Boon und seine Truppe wieder abstrus-brutale Special Moves ausgedacht, mit denen wir den Verlierer nach dem klassischen Kommando »Finish him!« möglichst blutig um die Ecke bringen.
Grenzen des Machbaren scheint es dabei nicht zu geben. Im Gegenteil: Je exotischer die Todesart, desto besser! Unsere Favoriten der Over-the-Top-Brutalitäten sind eindeutig Kung Laos Kreissägehut, der uns anatomisch korrekte Bilder eines längs halbierten Kopfes beschert, sowie die wild in der offen liegenden Mundhöhle herumzuckende Zunge, nachdem Scorpions Schwertstreich das Gesicht senkrecht vom Rest des Kopfes getrennt hat. Harte Szenen, die sicher dafür sorgen werden, dass Mortal Kombat X nicht offiziell in Deutschland erscheinen wird.
Herr Scorpion, bitte zum Röntgen!
Publisher Warner Bros. steht zwar mit der USK in Kontakt, um eine Veröffentlichung eventuell doch noch möglich zu machen, aber allein die schon aus dem Vorgänger bekannten X-Ray Moves sind wohl zu viel für die Freigabestelle. Ist die entsprechende Anzeigeleiste durch gelungene Kombos komplett aufgeladen, setzen wir dem Gegner mit diesen besonders krachenden Nahkampfmanövern richtig heftig zu.
Da werden in Röntgenansicht Halswirbel pulverisiert, Augen ausgestochen, Organe herausgezogen und als Eisspeere zweckentfremdet, Messer quer durch den Hals gejagt und umgedreht, Geschlechtsteile zertrümmert oder Brustkörbe aufgeschlitzt. »Um Himmels Willen!«, mag man nun denken und sämtliche Vorurteile unbelehrbarer Videospielgegner in einem einzigen Spiel bestätigt sehen.
Doch so pervers diese Manöver zunächst auch anmuten mögen, entpuppen sie sich schnell als absurde Effektshow, die auf das befreiende Gelächter ihrer erwachsenen Zuschauer abzielt. Ja, Gelächter. Netherrealm geht mit dem Gesplatter nämlich weit über den Punkt hinaus, an dem man Gewaltdarstellung noch als wirklich unangenehm empfinden könnte.
An dem Blutbad ist nichts Grimmiges, wie etwa in Rockstars berüchtigtem Gemetzel Manhunt. Wir fühlen uns bei X-Rays und Fatalitys vielmehr an den Schwarzen Ritter aus Monty Pythons Ritter der Kokosnuss erinnert. Haben ein gebrochenes Genick und zermatschte Kronjuwelen wirkliche Auswirkungen auf den Kämpfer? Nein.
Ist die kurze Showeinlage vorbei, geht es wie gewohnt weiter. Die X-Rays haben letztlich keine andere Funktion, als den Energiebalken des gegnerischen Kämpfers ein Stück weit abzusenken und uns kurz zusammenzucken zu lassen, bevor wir lauthals loslachen.
Krieg der Faktionen
Doch Mortal Kombat X will bei den Spielern nicht nur mit seiner beispiellosen Gewaltdarstellung punkten. Die Entwickler haben sich ein paar feine Details einfallen lassen, die auch abseits der Duelle für Motivation sorgen sollen. So fordert uns das Spiel beim Erststart auf, eine von fünf Faktionen zu wählen, für die wir fortan Punkte sammeln.
Kenner der Spielserie wissen, dass das Gruppierungen sind, denen auch einige der prominentesten Figuren der Mortal-Kombat-Reihe angehören: Lin Kuei (Sub-Zero), White Lotus (Liu Kang), Brotherhood of Shadow (Quan Chi), Special Forces (Sonya Blade) und Black Dragon (Kano). Der sogenannte »Faction War« läuft ständig im Hintergrund und erfasst online unsere Leistungen im Spiel.
Egal ob wir uns im Multiplayer oder im Storymodus versuchen, wir erhalten dafür Punkte, die unserer Gruppierung online gutgeschrieben werden. Besonders viele Punkte gibt es für das Erfüllen von kleinen Aufgaben, wie etwa 15 Sekunden lang keinen Schaden zu nehmen und dann das Match zu gewinnen. Im Grunde also ein System, das stark den Achievements beziehungsweise Trophys von Xbox und PlayStation ähnelt.
Eine Runde des Faction War läuft eine Woche, dann geht's an die Abrechnung. Die Punkte aller aktiven Spieler werden den Konten der Faktionen hinzugefügt und ein Sieger wird ermittelt. Laut Entwickler Netherrealm sollen die Gewinner mit Boni belohnt werden.
Das könnte unserer Meinung nach durchaus für Motivation sorgen, das Spiel öfter mal zu starten - wobei solche Features erfahrungsgemäß in den ersten Wochen nach Veröffentlichung eines Spiels immer sehr stark genutzt werden, das Interesse aber schnell abflacht. Netherrealm muss sich also anstrengen, die Spieler mit entsprechenden Belohnungen bei der Stange zu halten. Um was genau es sich dabei handeln wird, ist allerdings noch nicht bekannt.
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