Endlich! Mortal Kombat 1 erscheint bereits im September 2023 für die aktuellen Konsolen. Freuen wir uns also auf blutspritzende Prügelduelle mit ordentlich berstenden Knochen und effektreich abgetrennten Körperteilen.
Aber Moment mal. Mortal Kombat Eins? Fehlt da nicht eine Zwei hinter der Eins? Schließlich handelt es sich doch um den mittlerweile zwölften Teil der blutrünstigen Splatter-Prügelsaga. Oder will man uns da etwa eins dieser trendigen Remakes unterjubeln? Nein, keine Angst: Mortal Kombat 1 dürfte zwar zusammen mit den beiden anderen unnummerierten Mortal Kombats (das Original aus dem Jahr 1992 und der neunte Teil aus dem Jahr 2011) für einige Verwirrung unter Nichteingeweihten sorgen, ist aber eine Vollblutfortsetzung ... voller Blut (hahaha).
Reboot-Story
Die Story knüpft direkt an das Ende des elften Teils an und stellt folglich einen Reboot der Reihe dar. Wir erinnern uns: Nach seinem Sieg über Kronika wird Liu Kang zum Feuergott und darf die Zeitlinie neu erschaffen. Entsprechend werden wir in Mortal Kombat 1 Zeuge des ersten Mortal-Kombat-Turniers, als Serienschurke Shang Tsung auftaucht und in Liu Kangs friedlicher neuer Welt Chaos stiftet. Dem Feuergott platzt der Kragen, und er bittet die üblichen Verdächtigen zum Tanz. Das heißt ... nicht ganz die üblichen Verdächtigen.
Denn obwohl Kung Lao, Scorpion, Sub-Zero und Co. alle wieder dabei sind, hat sich durch die Einmischung Liu Kangs einiges geändert. So sind die beiden ehemals aufs Blut verfeindeten Ninjas nun beispielsweise Brüder und kämpfen als Team. Mehr ist zu den neuen Dynamiken im Zusammenspiel der Charaktere bisher nicht bekannt, aber es dürfte für Kombat-Veteranen interessant sein, im Laufe der Zeit bis zum Release zu erfahren, welche weiteren Überraschungen auf sie warten.
Was haben wir gespielt? Publisher Warner Bros. hat uns netterweise mit einem Key für den Online Stress Test versorgt. Gespielt haben wir Mortal Kombat 1 für die Dauer der Aktion auf der PlayStation 5.
Combat mit großem K
So schön die Story der Mortal-Kombat-Reihe mit all ihren abgedrehten und bisweilen ungemein trashigen Story-Entwicklungen auch sein mag, interessiert uns aber doch vor allem: Wie spielt sich Mortal Kombat 1? Nachdem ich mich ausgiebig mit dem Online Stress Test beschäftigt habe, kann ich sagen: Wer Mortal Kombat X und Mortal Kombat 11 mochte, dürfte sich hier wohl schnell zuhause fühlen.
Die grundlegenden Mechaniken der Zweikämpfe bleiben offensichtlich gleich: Zwei Kombatanten gehen in die Arena, aber nur ein Fighter kommt an einem Stück raus. Ihr wisst, wie das läuft. Man schlägt, tritt und wirft sich gegenseitig durch das Kampfareal, bis schließlich die Lebensleiste einer Figur so aufgebraucht ist, wie das im Körper verbliebene Blut.
Die Kunst hierbei ist es natürlich, das Gegenüber so mit Angriffen einzudecken, dass eine Gegenwehr schwierig wird. Logisch: Fatal Blows, Breaker, Punisher, Reversals, Combos! Oh, Verzeihung. Ich meinte selbstverständlich Kombos mit K.
Wenn wir in den vergangenen 30 Jahren Seriengeschichte eines von Mortal Kombat gelernt haben, dann dass alles kooler ist, wenn man es mit einem großen K schreibt. K wie Kai. Netherrealm Studios bleibt dabei dem grundlegenden Kampfsystem mit seiner unter Fighting-Game-Fans gemischt aufgenommenen "Dial-a-Kombo"-Mechanik treu. Das bedeutet im Grunde, dass ihr nicht wie in Street Fighter und Co. eure Moves natürlich zu Ketten aneinanderreiht, sondern die Kombos aus vorgegebenen Tastenfolgen, also quasi aus Special Moves bestehen, die schnell eingegeben und aneinandergereiht werden.
Das erfordert vor allem von Neueinsteigern etwas Eingewöhnung, da man nicht so schnell Erfolge feiern kann wie in anderen Kampfspielen, die einem mehr "Spiel" mit den Moves lassen. Na gut, warum ein bewährtes Rezept verändern, wenn es bislang immer wieder zu Millionenverkäufen führte? Und wenn man sich ein bisschen eingegroovt hat, flutscht das Spiel wie mit Blut geschmiert.
Was ist der Online Stress Test? Um zu sehen, ob die Server für Online-Matches so funktionieren, wie sie sollen, veranstaltete Entwickler Netherrealm Studios vom 23. bis 26. Juni einen Stress Test, in dem neben dem Online-Vs. auch eine Single-Player-Ladder gegen die verfügbaren Charaktere spielbar war.
Cameos mit großem K
Etwas hat sich aber doch getan. Mortal Kombat 1 führt die sogenannten Kameo Fighter ein. Nein, keine grün gewandeten Kampf-Feen (die älteren unter euch erinnern sich vielleicht noch an Rares Startspiel für die Xbox 360). Kameos wie in Cameos, also Gastauftritte. Ihr wisst ja, alles ist kooler mit großem K! Das funktioniert folgendermaßen: Nachdem ihr euren Haupt-Fighter gewählt habt, geht es zu einem zweiten Auswahlmenü, in dem ihr euch Unterstützung sichern könnt.
Die Kameo-Riege besteht teilweise aus Figuren, die nicht im normalen Roster enthalten sind, und zum Teil auch aus solchen, die ihr als Hauptcharakter wählt. So findet ihr in der Kameo-Auswahl etwa Scorpion, Sub-Zero und Johnny Cage (mit Gesicht und Stimme von Jean-Claude Van Damme, aber Claude mit großem C statt großem K), die ihr zuvor bereits aussuchen durftet, aber auch Fighter wie Jax, die nicht zum Hauptroster gehören.
Eine optische Besonderheit der Kameo-Figuren ist, dass sie nicht den neugestalteten Figuren entsprechen, sondern ihre Outfits aus den ersten Teilen der Mortal-Kombat-Reihe tragen.
Schön und gut, aber was bringt das? Die Kameos könnt ihr im Kampf über die rechte Schultertaste in Verbindung mit einer Richtungseingabe herbeirufen. Voraussetzung ist, dass ihr die dreigeteilte Kameo-Leiste durch Erfolge im Kampf entsprechend aufgeladen habt und nach dem Einsatz eine Aufladepause einplant. Also im Grunde so ähnlich wie bei den X-Ray-Moves in Mortal Kombat X. Je nach Richtungstaste, die ihr dazu drückt, fungieren die Kameo-Assists als schnelle Unterstützung am Boden und in der Luft oder auch als mögliches Kombo-Ende.
Ersteres bedeutet, dass beispielsweise Sonya Blade von der Seite reinspringt, ihren Energy-Blast abfeuert und wieder raushüpft, während ihr euer Gegenüber beharkt. Zweiteres lässt beispielsweise Jax reinspringen, die gegnerische Figur in der Luft schnappen und seinen Backbreaker zeigen. Beim Spielen hat sich die Kombo Liu Kang/Jax beispielsweise als sehr gut entpuppt. Setzt ihr hingegen die Kombo-Ende-Variante ein, zieht sich eure Figur kurz in den Hintergrund zurück, während der Kameo-Fighter sein Ding durchzieht.
Das muss nicht zwangsläufig am Ende einer Kombo passieren, ist für diesen Einsatz aber wohl am sinnvollsten geeignet. Sogar Kameo-Fatalitys sind übrigens möglich: Per separater Tasteneingabe überlasst ihr eurem Partner oder eurer Partnerin die Ehre, den Verlierer mit einem klassischen Fatality zu Kleinholz zu verarbeiten.
Diese Figuren waren spielbar: Viel Auswahl gab es beim Stress Test nicht. Zur Wahl standen Sub-Zero, Kenshi, Kitana und Liu Kang. Als Kameo-Fighter konnten wir uns zwischen Kano, Sonya Blade und Jax entscheiden. An Schauplätzen gab es lediglich Johnny Cages Wohnung und das Teehaus zu bewundern.
Grafik mit ... großem K?
Was bei den ersten Proberunden vor allem auffällt, ist die Geschwindigkeit der Kämpfe. Im Vergleich zu Mortal Kombat 11 hat Entwickler Netherreal Studios das Spielgeschehen noch einmal etwas zackiger gemacht. Das bringt einen besseren Flow ins Spiel, wie es sich schon beim elften Teil im Vergleich zum etwas behäbigeren Mortal Kombat X bemerkbar machte.
Zudem gibt es in den Arenen etwas mehr Luft nach oben, was zusammen mit den etwas langgezogeneren Sprüngen eine stärkere Konzentration auf "Luftkampf" mit Air-Kombos und Juggles erlaubt. Generell sehen die Animationen der Kampfbewegungen hervorragend und flüssig aus, aber die Charaktere haben eine gewisse Hüftsteife, die vor allem bei Sprüngen oder normalen Laufbewegungen auffallen. Das will alles nicht so recht ineinandergreifen und sieht hin und wieder etwas merkwürdig aus.
Aber mein "sieht etwas merkwürdig aus" ist im Grunde Meckern auf hohem Niveau, denn generell sieht Mortal Kombat 1 in Bewegung einfach fantastisch aus. Die ultrarealistischen Fighter ziehen ihre Moves beeindruckend durch. Man meint fast, tatsächliche Kampfsportler statt mit Motion-Capture-Bewegungen ausgestattete Polygonfiguren zu beobachten.
Dazu kommen spektakuläre Effekte wie Liu Kangs Feuerdrachen oder Kenshis Geister-Double. Und die detaillierten Hintergründe mit bunten Aufblasviechern in Johnny Cages Swimming Pool vor der Kulisse der Hollywood Hills machen richtig was her.
Ja, es splattert gewaltig!
Und ja, natürlich darf in Mortal Kombat 1 diese eine ganz besondere Zutat nicht fehlen, ohne die ein Mortal Kombat kein Mortal Kombat wäre: Splatter. Ob "reguläre" Literspritzer nach einem Schlag, Zerstückelungen bei den Fatalities oder schon beim Hinschauen schmerzhafte Knochensplittereien in der Röntgenoptik der Fatal Blows – Mortal Kombat 1 dürfte den Fans wieder genau das geben, was sie erwarten.
Was mich persönlich allerdings ein wenig verwundert, ist, dass die Finishing Moves diesmal nicht so kleinteilig auszufallen scheinen wie in Mortal Kombat 11. Zumindest sind mir im Online Stress Test noch keine in dünne Scheibchen geschnittenen Gesichter untergekommen. Offenbar setzt man nun wieder verstärkt auf klaffende Löcher in Körpern und abgetrennte Gliedmaßen.
Allerdings kann das Kleinteilige ja auch noch kommen, und man hat sich bloß entschieden, nicht alles Blutfeuerwerk gleich bei der Enthüllung zu verspritzen. Wow, die letzten Sätze klingen ganz schön krank, wenn man genauer drüber nachdenkt. Aber andererseits zaubert mir auch Kenshis sich durch den Mund in den Hals des Verlierers drehendes Schwert ein Lächeln aufs Gesicht. Wie normal kann ich da schon sein?
Aber dass ich keinen Gedanken mehr daran verliere, dass das Spiel an der USK scheitern oder indiziert werden könnte, spricht eine deutliche Sprache. Detailreiche Filettierungen menschlicher Figuren in Nahaufnahme sind seit Mortal Kombat X offenbar nicht mehr jugendgefährdend, und so dürfte auch das zwölfte Spiel der Reihe unbeschadet durch den Altersfreigabeprozess kommen. Alles ganz normal!
Mortal Kombat hat im Laufe der dreißigjährigen Seriengeschichte auch immer wieder versucht, Neues zu bieten. Sei es beim Kampfsystem oder dem Drumherum. Erinnern wir uns nur mal an "Kreate a Fatality" aus dem gerade frisch de-indizierten Mortal Kombat: Armageddon oder die unzähligen Ansätze, eine immer filmischer werdende Story zu erzählen.
Und wer denkt nicht gerne an den Mario-Kart-Verschnitt Kombat Racing zurück, ebenfalls aus Armageddon. Netherrealm Studios experimentiert eben gerne. Bisher wurden lediglich das Grund-Gameplay und die Kameo-Fighter aus Mortal Kombat 1 enthüllt – es würde doch mit dem Teufel zugehen, wenn Ed Boon nicht noch die ein oder andere Überraschung aus dem Rasierklingenhut zaubern würde. Wir dürfen also kespannt ... äh, gespannt sein!
Fazit der Redaktion
Kai Schmidt
@GamePro_de
Mortal Kombat 1 scheint zum Glück wieder genau in diese Richtung maßlos überdrehter Gewaltdarstellung zu gehen, die ich alle paar Jahre einfach für mein Seelenwohl brauche. Da rupft mir einer das Herz aus der Brust … äh, geht mir das Herz auf. Und abgesehen vom biologisch unmöglichen Blutverlust der Fighter scheint auch sonst alles zu stimmen, wenn ich mal nach dem Online Stress Test gehe.
Die Kämpfe sind nochmal ein wenig flotter als in Mortal Kombat 11, und mit den Kameo-Fightern gibt es eine nette neue Spielmechanik. Da ich zugegebenermaßen nicht die vollen drei Tage durchgespielt habe, habe ich den Dreh noch nicht ganz raus und kriegte in Online-Matches regelmäßig die Kauleiste verbeult. Reversals, Punisher, Get-up-Breaker … Wahnsinn, was da Kombo-mäßig schon abging! Im Kampf gegen die CPU machte ich aber immerhin eine etwas bessere Figur. Übung macht den Schlächter, oder wie das heißt!
Ich bin jedenfalls äußerst positiv gestimmt, dass Mortal Kombat 12, äh, 1 ein gewohnt spaßiger Prügler wird, der vielleicht getreu der Serientradition dem etwas durchdachteren Street Fighter nicht ganz das Blut, äh, Wasser reichen kann, dafür aber mit genügend anderen Qualitäten aufwarten wird, um bestens zu unterhalten.
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