Blockige Gefühle
Kein Tutorial, kein Ziel, kein echter Druck – so auf sich zurück geworfen kommt der eigene Spielstil, ja vielleicht sogar die Persönlichkeit des Spielers zum Vorschein. Nestbauer errichten lauschige Häuslein im Grünen (natürlich mit Zaun drum herum), Abenteurer ziehen furchtlos in weitläufige Höhlensysteme, Möchtegern-Architekten lassen Türme in den Himmel wachsen und Sammlernaturen stopfen die Kisten in ihrem Unterschlupf voll mit Rohstoffen.
Auch wenn es geschraubt klingt, aber Minecraft hält seinen Spielern einen Spiegel vor. Und das Spiel schafft es wie kaum ein zweites, Emotionen zu erzeugen. Wenn man nachts den langsam wandernden Sternen mit der Gewissheit nachschaut, das einzige denkende Wesen in dieser unendlichen Landschaft zu sein, macht sich tatsächlich ein Gefühl der Verlorenheit und Verzweiflung breit. Dazu trägt auch die fantastische Musik des Chemnitzers Daniel Rosenfeld bei: Statt ständiger Soundsuppe liefert er stimmungsvolle Pianostücke, die oft unvermittelt einsetzen und dabei eine einzigartige Atmosphäre erzeugen.
Aber Minecraft ist natürlich nicht nur traurig: Man ist stolz wie Bolle, wenn man von einer monsterhaltigen Höhlen-Erkundungstour mit dem Rucksack voller Erz wieder ans Tageslicht stolpert. Und dieses Gefühl wird ohne »Mission geschafft!«-Einblendung, ohne Lob von NPCs, ohne Fanfare erzeugt!
Gemeinsam überleben
Noch größer als im Soloabenteuer ist die emotionale Palette im Multiplayer-Modus von Minecraft. Denn da kommt – die richtigen Mitspieler vorausgesetzt – ein Gemeinschaftsgefühl auf wie in kaum einem anderem Spiel. Es schweißt einfach zusammen, wenn man sich tief unter Tage gegenseitig den Rücken frei hält und Skelette und Zombies erledigt. Oder wenn man seine Rohstoffe zusammenwirft, um einen gigantischen Wachturm zu bauen. Wichtig ist dabei natürlich Kooperation und Kommunikation zwischen den Spielern. Paradoxerweise unterstützt die spartanische Multiplayer-Technik von Minecraft beide Tugenden.
Komfortable Serverbrowser und anonymes Matchmaking im Stil von Xbox Live? Fehlanzeige! Wer auf einen Server will, muss zunächst im Internet oder von einem Kumpel IP- bzw. Serveradresse raus finden. Und dann meistens auch erst mal beim jeweiligen Administrator um Erlaubnis bitten, auf dem Server etwas bauen zu dürfen. Bevor es also richtig los geht, ist schon Kommunikation gefragt.
Auf den Servern selbst gelten dann meist strenge Regeln, die zum Beispiel verhindern sollen, dass so genannte Griefer die Bauwerke von Mitspielern zerstören. Klingt ziemlich restriktiv, doch wer einmal »seinen« Minecraft-Server gefunden hat, bleibt dem in der Regel auch länger treu. Nicht selten eröffnen übrigens »echte« Freunde oder Familien ihre eigenen Server, um das Multiplayer-Gemeinschaftsgefühl zu erleben. In den USA setzen sogar manche Lehrer das Spiel ein und lassen ihre Klasse im Team drauf los bauen.
Überleben oder Protzen?
Bisher war hauptsächlich vom so genannten Survival Mode die Rede, bei dem des Nachts Zombies etc. die Blockwelt unsicher machen. Gerade im Multiplayer-Modus ist jedoch auch der Creative Mode beliebt. Hier gibt es keine Monster, dafür aber unendlich Rohstoffe – ideal zum Errichten riesiger Bauwerke. Oft über Wochen hinweg entstehen gigantische Kathedralen, Nachbauten von Sehenswürdigkeiten oder Spielewelten (etwa Hyrule aus Zelda: A Link to the Past). Das erfordert natürlich immense Disziplin und exakte Planung von den Bau-Teams, die ihre Arbeit oft in so genannten Timelapse-Videos dokumentieren. Einfach mal auf Youtube »Minecraft timelapse« eingeben und staunen!
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