Als Serien-Erfinder Hideo Kojima Ende August 2012 auf dem Metal Gear-Jubiläumsevent in Tokio eine angebliche Techdemo für die neue Fox Engine zeigen wollte, stand die Fanwelt Kopf: Die Demo entpuppte sich als Trailer zu Metal Gear Solid: Ground Zeroes!
Der Film beginnt mit einer Kojima-typischen, längeren Erzählsequenz in einem kubanischen Gefangenenlager, um dann nahtlos in eine Infiltrationssequenz überzugehen. Snake bewegt sich hier in einer relativ offenen Spielwelt, die wegen des Schauplatzes über einer Klippe jedoch durch natürliche Grenzen beengt ist.
Das Rätselraten begann: Wann und wo spielt Ground Zeroes? Ist die Hauptfigur tatsächlich der spätere Bösewicht Big Boss, wie es die Augenklappe andeutet? Statt Klarheit zu schaffen, stiftete Kojima nur noch mehr Verwirrung: Im Dezember 2012 präsentierte er bei den Spike Video Game Awards den Trailer zu The Phantom Pain, das als Projekt eines neuen Entwicklers mit Namen Moby Dick Studio getarnt war, und einen wiedererwachten Komapatienten mit amputiertem linkem Unterarm bei der Flucht aus einem Krankenhaus zeigt.
Dabei dringt eine scheinbar mit psychischen Superkräften ausgestattete Spezialeinheit in das Hospital ein und tötet alle Patienten. Auch ein Feuerwal und ein Einhorn tauchen im Lauf des Trailers auf. »WTF?« dürfte sich ein Großteil des Publikums wohl gedacht haben. Immerhin bestätigte Kojima kurze Zeit später, dass es sich auch hier um ein Metal Gear Solid-Spiel handelte.
Wie wird ein Held zum Schurken?
Auf der E3 2013 sorgten Hideo Kojima und Konami nun endlich für Klarheit, als sie einen weiteren Trailer zu Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain zeigten. Snake wird sich wirklich durch eine offene Spielwelt bewegen, und tatsächlich gehören Ground Zeroes und The Phantom Pain als Prolog und Hauptspiel zusammen. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die Tanker-Episode aus Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty wach, in der man kurz Solid Snake spielen durfte, während das eigentliche Spiel Jahre später einsetzte und uns Blondschopf Raiden als Hauptfigur präsentierte.
Doch so schlimm wird es im fünften Teil nicht enden, denn Kojima benutzt Prolog und Hauptteil des an die Peace Walker-Episode anknüpfenden Spiels lediglich dazu, geschickt mehrere Jahre zu überbrücken, die zwischen der Zerstörung von Snakes Basis »Mother Base« und der Gründung von »Outer Heaven« liegen - denn darauf wird es wohl hinauslaufen: Snake wird gegen Ende des Spiels zu Big Boss, dem Befehlshaber des südafrikanischen Söldnerstaates Outer Heaven, der im ersten Spiel der Metal Gear-Reihe die freie Welt mit seiner atomaren Superwaffe »Metal Gear« bedroht und von Solid Snake gestoppt wird.
Im Prinzip behandelt Kojima also den tragischen Fall eines Helden, der durch seinen unbeirrbaren Willen, das Richtige zu tun, zum Schurken wird. Man denke nur an Anakin Skywalker. Oder um Harvey Dent aus The Dark Knight zu zitieren: »Entweder man stirbt als Held oder lebt so lange, bis man selbst der Bösewicht ist.« Doch ganz so einfach ist es dann natürlich doch wieder nicht. Kojimas Figuren sind sehr viel komplexer als man zunächst glaubt, und er hat schon durch Metal Gear Solid 3: Snake Eater bewiesen, dass es immer auf den Blickwinkel ankommt, wenn man über gut und böse urteilen möchte - hier schlüpfte der Spieler zum ersten Mal in die Haut von Naked Snake, des späteren Big Boss.
In der Welt von Metal Gear gibt es keine Helden und Schurken. Jeder handelt im Glauben, das Richtige zu tun oder Unrecht wieder gut zu machen - sei es nun Snake/Big Boss, Liquid Snake oder Revolver Ocelot. Am ehesten noch übernimmt die Funktion eines wirklichen Bösewichts die Gruppierung »The Patriots«, die im Fall von Big Boss durch ihre gut gemeinten Experimente eine Lawine ungeahnter Entwicklungen ins Rollen bringt.
So führt das »Les Enfants terribles«-Programm dazu, dass ohne dessen Wissen Klone von Big Boss herangezüchtet werden: Solid Snake und Liquid Snake. Letzterer wird von den Patriots wissentlich zum Bösewicht manipuliert, um im Kampf gegen seinen Bruder zu zeigen, wie die Gene eines Supersoldaten wirklich funktionieren. Ein Experiment, das die Welt an den Abgrund bringt. Obwohl es dazu dienen sollte, herauszufinden, wie man sie in Zukunft durch gezüchtete Supersoldaten besser schützen kann.
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