Das Unterholz des afrikanischen Buschs ist die Hölle. Es ist heiß, feucht, die Mücken stechen und in voller Kampfmontur fühlt man sich wie in einem erdrückenden Brutkasten. Aber die verschlungenen Wälder haben gerade für einen Soldaten einen entscheidenden Vorteil: Man wird nicht so leicht gesehen. Es gibt keine klar erkennbare Front. Und genau diesen Vorteil nutzen wir aus, während wir im hohen Gras auf einer Anhöhe kauern und per Fernglas ein feindliches Militärcamp beobachten.
Unser Ziel: Datenkassetten des Feindes erbeuten, möglichst ungesehen. Denn im Gepäck haben wir nur eine mickrige Betäubungspistole und eine Apparatur, die uns unsichtbar macht. Der Feind fährt stattdessen Geschützstellungen, Maschinengewehre und Mörser auf. In roher Stärke sind wir hoffnungslos unterlegen, aber das ist gut so. Bei Metal Gear Online sollte schließlich Köpfchen zählen, sonst wär's ja nicht mehr als ein weiterer kompetitiver Shooter.
Wer einen Multiplayer-Modus für ein Spiel wie Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain entwickelt, stellt sich einer großen Herausforderung: Eine Erfahrung, die in der Solo-Kampagne vor allem durch Schleichen und cleveres Austricksen der Gegner geprägt ist, in einen ausgewogenen Mehrspieler zu übersetzen. Schließlich kann man hier keine KI-Routinen festlegen, sondern hat es mit echten Menschen zu tun. Metal Gear Online scheitert an diesem Aspekt - und an vielen anderen.
Highlights im Busch
Doch bevor wir zu den Negativ-Punkten kommen, geht's erst weiter mit der Situation von oben. Denn die ist nach etwa sechs Stunden Anspielen der Höhepunkt unseres Ersteindrucks: Wir hocken auf dem Hügel, erblicken die ersten Feinde und schalten prompt unsere Tarnfunktion an. Unsere sieben Teamkollegen machen das gleiche und beginnen damit, die Basis zu infiltrieren. Die Gegner können nur raten, wo wir uns gerade befinden und greifen zur Holzhammer-Taktik: Ein Mörserbombardement auf alle Zugangspunkte der Basis. Das setzt uns mächtig unter Druck - ein Kamerad explodiert neben uns. Wir improvisieren, merken uns den Rhythmus der Mörserkugeln, nutzen das Zeitfenster dazwischen und schlüpfen durch.
Während unsere Leute sich im Osten der Karte ungünstig an einem Ort tummeln und deshalb trotz Tarnung durch das Flimmern des Camouflage-Anzugs im Sonnenlicht gesehen werden, schleichen wir mit einem weiteren Kollegen auf der Westseite entlang. Doof nur: Sobald ein Mitspieler markiert wird, versagt die Tarnung bei allen. Wir haben Glück und bleiben trotzdem ungesehen, weil sich die Aufmerksamkeit gerade komplett auf den Osten konzentriert. Und noch besser: Wir erwischen drei der sechs Feinde von hinten und würgen sie ins Reich der Träume.
In Cloak and Dagger (so heißt der Spielmodus) gibt es keine Respawns. Wir nutzen die gelichteten Gegnerreihen, klauen die Kassette und geben Fersengeld. Trotz militärischer Unterlegenheit tragen wir den Sieg davon - in der nächsten Runde verlieren wir, weil der Feind den Fehler nicht wiederholt. So macht asymmetrischer Multiplayer Spaß.
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