Es ist mal wieder soweit: Resident Evil 4 wurde frisch überarbeitet und erscheint jetzt mit der PS4 und der Xbox One abermals auf neuen Plattformen. Für Fans des Spiels ist das natürlich eine Freude, mittlerweile scheint der Klassiker aber zum Globetrotter zu werden, der keine Konsole auslässt, um uns daran zu erinnern, wie gut die große Resident Evil-Revolution doch eigentlich gewesen ist. Vom GameCube über die PS2, den PC, die Wii, die PS3 sowie die Xbox 360 bis hin zu iOS und Android: Resident Evil 4-Ports gehören mittlerweile zum guten Ton.
An der Qualität von Resident Evil 4 dürften nach 11 Jahren hoffentlich keine allzu großen Zweifel mehr bestehen. Schon damals heimste der letzte Serienableger unter Mastermind Shinji Mikami jede Menge Kritikerlob ein und gilt weithin als eines der einflussreichsten Videospiele des letzten Jahrzehnts. Auf der PS4 und der Xbox One macht das Spiel weiterhin die gewohnt gute Figur, auch wenn ich der Meinung bin, dass blitzsaubere Texturen irgendwann ihren Zweck verfehlen, wenn der ganze Rest noch im Jahre 2005 zu stecken scheint.
Hannes Rossow@Treibhauskonfekt
Hannes hat den Anfang von Resident Evil dutzende Male gesehen, weil er nach spätestens 15 Minuten vor lauter Angst die PlayStation wieder ausschalten musste. Auch Resident Evil 4 hat ihn damals schwer gepackt und mit zittrigen Händen und Schweißausbrüchen geplagt, seitdem lässt ihn die Reihe kalt. Wenn die richtigen Schlüsse gezogen wurden, dann hat Resident Evil 7 wieder die Chance, die Harmlosigkeit der letzten Jahre vergessen zu machen.
FALLS ihr Resident Evil 4 aber noch nicht gespielt habt und FALLS ihr euch mit einer Steuerung anfreunden könnt, die all die Bequemlichkeiten von heute vermissen lässt, dann solltet ihr einen Blick auf die neuen Versionen werfen und Leon dabei helfen, die Präsidententochter aus den Fängen des spanischen Kults der Los Illuminados zu befreien. Resident Evil 4 ist nämlich tatsächlich ein ganz besonderes Spiel und das nicht nur in mechanischer Hinsicht.
Der Neuanfang vom Ende
In gewisser Weise ist der vierte Teil zugleich der größte Stolz der Resident Evil-Reihe und dennoch die Wurzel aller Probleme, die das Franchise heute dazu zwingt, Silent Hill zu imitieren, um den Bedeutungsverlust noch irgendwie auffangen zu können. Mit Resident Evil 4 verließ das Franchise die zur Formel gewordenen Survival Horror-Pfade und verfolgte mit frei beweglicher Kamera und Over-Shoulder-Perspektive eine actionreiche Ausrichtung, die späteren Ablegern zum Verhängnis wurde.
Doch während Resident Evil 5, Resident Evil 6 und die jüngsten Spin-offs wie die Resident Evil: Revelations-Ableger unter dem Stigma der gruselbefreiten Action-Ballerei zu leiden haben, prallen diese Vorwürfe an Resident Evil 4 weiterhin ab. Aber was macht der vierte Teil anders als die Nachfolger? Haben sie nicht allesamt das Konzept von Resident Evil 4 beibehalten und technisch verfeinert? Warum wird Leon Kennedy zur Legende, wenn er ein spanisches Dorf über den Haufen schießt, und Chris Redfield zum belanglosen B-Movie-Star, wenn er dasselbe in Afrika macht?
Eines ist jedenfalls sicher, Resident Evil 4 bricht mit dem schleichenden Grusel der Vorgänger und entledigt sich vieler Methoden, die den Spieler in steter Ungewissheit ließen. Wenn ich Leon über die Schulter schaue, bestimme ich selbst, welchen Levelabschnitt ich im Auge behalten möchte. Die Vorsicht, mit der ich durch das Herrenhaus im Resident Evil-Debüt gewandelt bin, wurde durch eine proaktive Herangehensweise abgelöst: Angriff ist eben doch die beste Verteidigung.
Falsche Schlüsse aus dem richtigen Spiel
Der Grund, warum Resident Evil 4 weiterhin ein sicherer Verkaufserfolg ist und noch als "echter" Resident Evil-Teil angesehen wird, liegt an der Inszenierung der Action. Denn auch wenn die Spielmechanik die Waffengewalt in den Vordergrund stellt, bleibt die Angst ein Kernelement des Spiels. Nur geht es eben nicht mehr um schaurige Gänge, sondern um blanke Panik. Die Behäbigkeit von Leon und die Masse an Gegnern sorgen dafür, dass der Spieler zwar so wehrhaft wirkt wie nie zuvor, aber dennoch unter einem vergleichbaren Stress steht.
Dies geht bei Resident Evil 5 fast vollständig verloren. Der Spieler ist agiler, noch schwerer bewaffnet und durch den Koop-Gedanken ist die Sorge um tote Winkel deutlich weniger zu spüren. Dies macht den fünften Ableger und auch seinen Nachfolger natürlich nicht zu einem schlechten Spiel, aber die Kluft zu den Ursprüngen ist spürbar größer geworden. Der immense Erfolg von Resident Evil 4 hat suggeriert, dass viele Gegner und viele Waffen wichtig für die Zukunft der Reihe sind und mit dem Weggang von Mikami geriet das eigentlich Besondere des Spiels in Vergessenheit.
Die vermeintliche Lossagung von den Anfängen führte zu forcierten Action-Reißern, die sich in der Tradition von Resident Evil 4 sahen, gleichzeitig den Spieler aber auf ganz andere Art anzusprechen suchten. Die Schießereien blieben hektisch, doch die aufkeimende Panik, wenn die letzte Pistolenkugel ihr Ziel verfehlt und die Mistgabel schon im Mondlicht aufblitzt, ist nicht mehr zu spüren. Die Action wurde zum Selbstzweck und sollte beeindrucken, nicht etwa den Spieler in Anspannung versetzen oder eine Bedrohung darstellen.
Resident Evil 4 hat seinerzeit einen Spagat gewagt und geschafft, den Capcom danach nicht mehr wiederholen konnte. Viel näher an seinen Vorgängern als es auf dem ersten Blick scheint, hat Resident Evil 4 das Franchise in eine Richtung gelotst, die am Ende nirgendwo hinführte. Auch wenn sich die Nachfolger ebenfalls prächtig verkauft haben, sank das allgemeine Interesse und die Marke Resident Evil verlor schleichend an Wert.
Mit Resident Evil 7 suchen die Entwickler nun ihren Neuanfang im P.T.-Hype und Resident Evil 4 hat gezeigt, dass es unglaublich wichtig sein kann, ganz genau hinzuschauen, wenn es um stilprägende Einflüsse geht. Vielleicht ist es also auch ganz gut, wenn wir durch regelmäßige Remaster daran erinnert werden. Nicht vergessen, Capcom: Der Playable Teaser zu Silent Hills bestand nicht nur aus First Person-Jumpscares.
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