Ich werde nicht müde es zu wiederholen, denn es wird für mich wohl immer wahr sein: Ein Mass Effect-Spiel zu starten, ist für mich wie nach Hause zu kommen. Besonders zum zweiten Teil der Trilogie habe ich eine emotionale Bindung, war sie doch als PS3-Besitzerin für mich damals der erste Teil der Reihe, den ich spielen konnte. Das erste Mass Effect erschien seinerzeit nur für die Xbox 360 und kam erst viel später auch für PlayStation. Selbst ohne jegliches Vorwissen vom ersten Teil hat mich Mass Effect 2 damals sofort in den Bann gezogen und das liegt nicht zuletzt an seinem großartigen Intro.
Wenn ich nun den zweiten Teil aus dem Menü der Mass Effect: Legendary Edition heraus starte, ist es für mich nicht weniger eindrucksvoll als noch vor zehn Jahren. Im Gegenteil, für mich wird das Intro sogar noch besser dadurch, dass ich dieses Mal das erste Mass Effect direkt davor beendet habe.
Eleen hat damals als PlayStation-Spielerin direkt mit dem zweiten Teil von Mass Effect anfangen müssen. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging oder dass sie sich auf eine emotionale Weltraum-Reise eingelassen hatte, die sie bis heute regelmäßig zu dem Spiel zurückkehren lässt.
Alles, aber nicht meine Normandy!
Das Spiel beginnt mit einer Szene, in der sich zwei mysteriöse Gestalten darüber unterhalten, wie wichtig Shepard und sein/ihr Überleben für die Position der Menschheit in der Galaxie ist. Schnell wird klar, dass es sich bei den beiden um Mitglieder von Cerberus handelt, einer pro-menschlichen Terrororganisation, die Shepard im Vorgänger noch bekämpft hat. Das Gespräch endet damit, dass einer von beiden sagt "Dann sorgen Sie dafür, dass wir ihn/sie nicht verlieren."
Nach einer kurzen Zusammenfassung des Vorgängers, finde ich mich als Shepard an Bord der Normandy wieder. Das Schiff wird auf einer Aufklärungsmission von einer mysteriösen Bedrohung angegriffen, die Crew versucht sich in Rettungskapseln in Sicherheit zu bringen. Viele von ihnen schaffen es nicht.
Spätestens hier wird jedem, der das Intro das erste Mal sieht, klar: Das ist keine entspannte Eröffnung wie im Vorgänger, wo man sich noch zurücklehnen und die Show genießen konnte. Stattdessen brennt alles um mich herum - im wahrsten Sinne des Wortes. Das Spiel lässt meine geliebte Normandy, auf der ich im letzten Teil so viel Zeit mit meiner Crew verbracht habe, in Flammen aufgehen. Selbst nachdem ich Mass Effect 2 inzwischen ein dutzend Mal gespielt habe, schmerzt der Anblick noch.
Sobald ich endlich Kontrolle über Shepard erhalte, muss ich durch die brennende Normandy laufen, die mir zugleich vom letzten Teil noch so vertraut und im roten Notfall-Licht kaum wiederzuerkennen ist. Spätestens, wenn ich auf der Brücke ankomme und Sirenen der Stille des Weltalls weichen, während ich durch die fehlende Schiffsdecke in den Sternenhimmel hinaufstarre, wird mir klar: Mein Schiff, mein Zuhause, ist nicht mehr zu retten.
Ein Gefühl der Beklemmung stellt sich bei mir ein, als ich mich lautlosen Schrittes zum Cockpit vorarbeite, um meinen Piloten Joker zu evakuieren, nur begleitet von dem Geräusch von Shepards Atem.
Gerade als ich Joker dann zur Rettungskapsel bringen will, schlägt das feindliche Schiff erneut zu. Shepard kann zwar Joker retten, wird aber von einer Explosion, die die Normandy vollends zerstört, in den Weltraum hinausgeschleudert. Und wieder höre ich nur Shepards Atem. Diesmal ist das Geräusch allerdings nicht beruhigend, sondern beklemmend, denn er/sie ringt um Luft. Ich sehe dabei zu, wie der Commander durch das All treibt und langsam erstickt. Erst dann erscheint zum ersten Mal das Logo von Mass Effect 2.
Es war beim ersten Mal hart...
Bei meinem allerersten Spieldurchgang hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen hatte. Damals kannte ich das erste Mass Effect nicht. Ich wurde vollkommen unvorbereitet in einen Weltraum-Kampf verwickelt, der darin endete, dass mein Hauptcharakter in den ersten Spielminuten starb.
Damals konnte ich nur vor dem Bildschirm sitzen und mich fragen "Moment, was?". Schließlich hatte mir das Cover-Artwork bereits verraten, dass Shepard wichtig für das Spiel ist. Der Schock kam nicht nur unerwartet, sondern lieferte mir auch den perfekten Einstieg in den zweiten Teil. So konnte ich Shepard (der/die von Cerberus später wiederbelebt wird) nämlich so neu bauen, wie ich es wollte. Das ist noch immer eine der besten Wege, die ich je gesehen habe, um die Charaktererstellung in einen Nachfolger organisch einzubauen.
… und es wird mit keinem Mal leichter
Heute ist die Erfahrung für mich eine andere. Zumindest weiß ich, was mich erwartet, denn ich habe nicht nur das erste Mass Effect gespielt, sondern bin auch mit dem Intro des zweiten bereits vertraut. Ist es deswegen weniger schmerzhaft? Nein, definitiv nicht.
Es fühlt sich ein wenig wie ein Schlag ins Gesicht an, zusehen zu müssen, wie vieles von dem, was ich liebgewonnen habe, mir einfach in den ersten Minuten von Mass Effect 2 genommen wird. Zwar weiß ich inzwischen, dass Shepard zurückkommt und das zumindest ein Großteil meiner liebgewonnenen Crew überlebt hat, aber dennoch - ich kann die Normandy SR2 (den Nachfolger der zerstörten SR1) nur mit leichter Wehmut betrachten. Das ist einfach nicht meine Normandy.
So schmerzhaft das Intro auch war und heute noch immer ist, so liefert es doch den perfekten Einstieg in Mass Effect 2. Nicht nur holte es damals neue Spieler:innen ab, die das erste Mass Effect nicht gespielt hatten (oder als PS3-Besitzer:innen gar nicht spielen konnten.) Zugleich schafft es das Intro auch effektiv, die Atmosphäre von Mass Effect 2 zu prägen und mir zu sagen: Der Einsatz ist hoch und jeder Fehltritt kann Leben kosten.
Auch über zehn Jahre nach dem ersten Release lässt mich dieses Intro nicht kalt. Es hat vielleicht heute nicht mehr die beeindruckendste Grafik (selbst mit den Legendary Edition-Verschönerungen), doch das mindert keineswegs den emotionalen Schlag in die Magengrube, den es mir verpasst. Und auch wenn es schmerzt, so liebe ich das Intro von Mass Effect 2 einfach dafür.
Welches ist eurer liebstes Videospiel-Intro, das euch für immer im Gedächtnis bleiben wird?
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