Bevor wir auch nur den ersten Schluck Kaffee trinken, sind wir Teil einer kleinen Jazz-Parade. Was in jeder anderen Stadt irritierte Menschen auf die morgendlichen Straßen locken würde, lässt in New Orleans niemanden auch nur mit der Wimper zucken. Hier gehören diese Umzüge zum Stadt- und Klangbild. Dass in Mafia 3 die Musik eine prominente Rolle einnehmen wird, ist folglich nicht verwunderlich, immerhin spielt der Open-World-Shooter in einem Nachbau von New Orleans. Wir werden Stücke von Aretha Franklin, Steppenwolf oder den Rolling Stones hören, auch Elvis und James Brown werden uns begleiten. Publisher 2K Games hat über 100 sehr bekannte Songs lizenziert, um den neuesten Mafia-Teil auch hörbar in die 60er zu überführen und die Playlist sogar bereits auf Spotify zur Verfügung gestellt, damit wir uns einstimmen können.
Musik und Blut treffen also aufeinander, als wir für ein Preview-Event New Orleans einen Besuch abstatten, um dort wiederum Zeit im darauf basierenden New Bordeaux mit Lincoln Clay zu verbringen. Der schwarze Hauptcharakter von Mafia 3 soll nicht nur in die Fußspuren seiner Vorgänger Tommy Angelo und Vito Scaletta treten, sondern außerdem die typische Mafia-Formel gewaltig durchwirbeln. Mit Lincoln will der Entwickler Hangar 13 zeigen, dass das organisierte Verbrechen auch ganz anders aussehen kann - ohne dabei die entscheidenden Zutaten wie eine packende Geschichte oder facettenreiche Charaktere zu vergessen, die vor allem den ersten Teil zu einem eindrucksvollen Erlebnis gemacht haben.
Prolog im Doku-Stil
Mafia 3 entlässt uns nicht sofort in eine offene Spielwelt, stattdessen erleben wir einen linearen, in Missionen aufgeteilten Prolog. Erzählerisch geht's dabei sofort richtig zur Sache. Wir spielen unterschiedliche Rückblenden und springen dabei zwischen Zeiten und Erzählsträngen hin und her. Diese komplexe Erzählweise erinnert uns dabei ans erste Mafia, wobei wir natürlich noch nicht endgültig abschätzen können, wie viel davon in der offenen Spielwelt noch übrigbleibt.
Der Prolog – eine Mischung aus Banküberfall und Schleichabstecher in die Sumpfgebiete Louisianas - bildet dabei ein Tutorial, das uns die grundlegenden Werkzeuge an die Hand gibt, um in der Welt der Mafiosi zu überleben. Zum einen die Mechanismen eines klassischen Deckungs-Shooters, wenn wir darauf warten, von unseren Komplizen aus einem von der Polizei belagerten Safe gerettet zu werden. In einem Sumpfgebiet lernen wir anschließend, wie wir Mitglieder der haitianischen Mafia möglichst lautlos verfolgen und idealerweise an die lauernden Alligatoren verfüttern.
Das Gameplay wird dabei immer wieder unterbrochen von Zwischensequenzen. Sie zeigen den Ex-CIA-Agenten John Donovan und den Priester Father James – allerdings Jahre später. Im Stil eines Dokumentarfilms sprechen Lincolns ehemalige engste Vertraute entweder in eine unsichtbare Kamera und somit mit dem Spieler oder rechtfertigen sich vor einem Komitee für ihr Rolle in dem Massaker, das Lincoln Clay in New Bordeaux anrichtet. Schon zu Beginn lässt Mafia 3 keine Zweifel aufkommen: Wir werden die Stadt in Schutt und Asche legen und eine Spur aus Verwüstung, Blut und Leichen zurücklassen.
Auf vielerlei Arten ist Mafia 3 in seiner Brutalität extremer als seine Vorgänger. Weder das organisierte Verbrechen noch der von der CIA in psychologischer Kriegsführung trainierte Lincoln nehmen dabei Gefangene. Das wird bereits zu Beginn deutlich, wenn wir zu den Klängen des Rolling-Stones-Klassikers »Paint It Black« beobachten, wie Lincoln in einem flammenden Inferno alles verliert, was ihm wichtig ist – inklusive seiner Menschlichkeit. Wieder auf den Beinen ist sein einziges Ziel, den dafür verantwortlichen Mafiaboss Sal Marcano zur Rechenschaft zu ziehen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Mafia 3 ist eine klassische Rache-Geschichte, die mit jedem Charakter neue Facetten bekommt und sich wie ein Spinnennetz immer weiter ausbreitet. Allem voran Lincoln Clay, ein unbarmherziger Antiheld, der nicht nur mit dem organisierten Verbrechen, sondern auch mit dem Rassismus seiner Zeit zu kämpfen hat. Der Rassismus ist laut den Entwicklern von Hangar 13 eine notwendige Thematik, um die Geschichte von Mafia 3 zu erzählen, allerdings nicht das Kernelement, um das sich alles dreht.
Wir machen kaum einen Schritt in New Bordeaux, bei dem uns nicht vor Augen geführt wird, dass wir anders sind, egal was wir gerade tun. Beschimpfungen stehen ebenso an der Tagesordnung wie misstrauische und herablassende Blicke. Es ist ein ungewohntes Gefühl, so sehr im negativen Mittelpunkt einer Welt zu stehen, die einem immer wieder reinreibt, dass wir nicht dazugehören.
Schnelle Autos & brutaler Nahkampf
Es wäre eine Lüge zu sagen, dass Mafia 3 eine Gameplay-Revolution wäre. Im Gegenteil. Aus rein mechanischer Sicht ist das Actionspiel sogar sehr konservativ. Es wäre allerdings auch eine Lüge, wenn wir behaupten würden, es hätte keinen Spaß gemacht, in New Bordeaux unser Unwesen zu treiben.
Das fängt schon beim Fahren an. Das Spiel bietet uns jede Menge großartige und zeitgenössische Karossen. Zwar basieren diese nicht auf Original-Lizenzen, das ändert aber wenig daran, dass die Autos sowohl optisch als auch in ihrem Fahrgefühl beeindrucken. Egal ob Sportwagen oder Familienkutsche, jede Karre fühlt sich anders an. Wer's ein wenig anspruchsvoller mag, freut sich über die Option »Simuliertes Fahren«, wodurch sich die Oldtimer ähnlich glaubwürdig (oder störrisch) wie im ersten Mafia steuern.
Lincoln hat zwar sein eigenes Auto, lässt es sich genre-typisch aber natürlich trotzdem nicht nehmen, andere Wagen zu stehlen. Das zieht häufig unliebsame Aufmerksamkeit in Form von Zeugen auf sich. Sollten wir diese nicht schleunigst und unauffällig ausschalten, haben wir schnell die Cops im Nacken. Eine blaue Anzeige in der Mitte des Bildschirms zeigt an, ob wir gerade Blicke auf uns ziehen, auf der Minimap wird der Radius dargestellt, in dem die Polizei aktiv nach uns sucht. Wir haben nun die Wahl, ob wir uns auf eine Verfolgungsjagd einlassen wollen oder uns eine Schießerei auf offener Straße leisten. Allerdings sollten wir wahnsinnig aufpassen, dass wir den Stress mit der Polizei nicht noch durch Stress mit rivalisierenden Verbrechern provozieren. Einmal sind wir zu einer Nebenmission unterwegs und überfahren kurz vor unserem Ziel versehentlich einen Passanten. Zeugen rufen die Gesetzeshüter, die bald darauf die Gegend nach unserem Wagen absuchen - während wir nur wenige Straßen vom Unfall entfernt einigen Zuhältern im Rahmen einer Nebenmission die Lichter auspusten. Während die Cops erfolglos nach uns fahnden, beenden wir die Mission und dürfen anschließend im Polizeifunk hören, dass die Suche nach uns eingestellt ist. Zwei Fliegen, eine Klappe. Sehr cool und atmosphärisch. Allerdings wäre die Sache wohl anders ausgegangen, wenn die Cops uns gefunden hätten.
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