Mafia 3 hat seit seiner Enthüllung auf der letztjährigen Gamescom noch nicht jeden Serienfan überzeugen können. Für manchen sah es zu sehr nach generischem Open-World-Aufgaben-Abklappern aus und zu wenig nach dem meisterhaft erzählten Gangster-Epos, als das viele vor allem den ersten Serienteil noch in bester Erinnerung haben.
Vielleicht ist das ein bisschen unfair, denn eigentlich will Entwickler Hanager 13, der in Co-Produktion mit den Serienschöpfern 2K Czech (früher Illusion Softworks) an Mafia 3 arbeitet, nur den größten Schwachpunkt der Vorgänger beheben. Nämlich dass die Open World dort im Grunde nicht viel mehr als eine Kulisse war, wenn auch eine sehr atmosphärische. Und so ganz Unrecht haben sie damit ja nicht.
Mafia 3 will deshalb den Beweis antreten, dass auch mit Aufgaben vollgepackte offene Spielwelten spannende Geschichten erzählen können. In der 30-minütigen Gameplay-Demo geht es dann auch zunächst darum, wie dieser Spagat gelingen soll, nur um uns im Anschluss noch eine aufwändig inszenierte Storymission nach feinster Mafia-1-Bauart um die Ohren zu hauen.
Eine Open World, viele Geschichten
Das stark an New Orleans erinnernde New Bordeaux besteht aus zehn Distrikten, die sich Held Lincoln Clay auf seinem Rachfeldzug gegen Mafiaboss Sal Marcano unter den Nagel reißen will. Jeder dieser Stadtteile soll seinen eigenen Stil und seine eigenen Geschichten haben. Im sumpfigen Vorort Bayou regieren Bretterbuden und der illegale Waffenhandel, das Reichenviertel Frisco Fields ist vom Rassenhass - der in Mafia 3 gezielt thematisiert werden soll - verdorben, in den Slums von Delray Hollow zerstört das Heroin jeden Tag Dutzende Existenzen.
In jedem der Distrikte führt außerdem einer von Sal Marcanos Unterbossen das Kommando, was Lincoln mit allen Regeln der Gangster-Kunst beenden möchte. Nach allen Regeln der Kunst heißt vor allem möglichst viel Schaden anrichten. Und zwar in vorgegebener Millionenhöhe, damit die Unterbosse das Problem Lincoln - wie es so schön heißt - persönlich aus der Welt schaffen wollen.
Diesen Schaden verursachen wir ganz lapidar mit der Zerstörung von Mafiaeigentum, aber auch mit dem Verhindern von Deals, dem "Befragen" von Zeugen oder aufwändigen Sabotageaktionen. Bei unserem Kreuzzug sind wir nicht allein, sondern heuern im Verlauf der Story drei Kumpanen an: den irischen Gangster Burke, die Haitianerin Cassandra sowie Vito Scarletta, den sichtbar gealterten Helden aus Mafia 2.
Spannend: Nach jeder Distriktübernahme müssen wir im so genannten Sitdown entscheiden, welchem unserer Kumpanen wir den Stadtteil übergeben. Jeder bringt andere Vor- und Nachteile mit sich, die unsere Spielweise nachhaltig beeinflussen soll. Mit unseren Entscheidungen können wir unsere Mitstreiter aber auch verärgern und sie bis zum Verrat treiben, was sich sogar in speziellen Storymissionen äußern soll. Wer Mafia 3 nur einmal durchspielt, wird deshalb nicht alles zu sehen bekommen.
Story-Showdown auf dem Schaufelrad-Dampfer
Was passiert, wenn wir einen von Sal Marcanos Handlangern in die Enge getrieben haben, erleben wir an Bord eines Schaufelrad-Dampfers. Dort veranstaltet Marcanos zunehmend verzweifelter Bruder Onkel Lou eine Benefiz-Party mit seinen Politikerfreunden, um Kohle aufzutreiben und so den Kopf nochmal aus der Schlinge zu ziehen.
Nicht mit Lincoln. Der deponiert kurzerhand eine Bombe bei einem Anliegerkran, sodass dieser mit angemessenem Getöse auf den Dampfer stürzt. Klar machen zum Entern! Aber schnell schwimmen, denn in den Flüssen rund um New Bordeaux wimmelt es von Krokodilen. Wer das sinkende Schiff unverdaut erreicht, bekommt zur Belohnung ebenso spektakuläre wie brachiale Deckungs-Schusswechsel mit Onkel Lous Schergen, bei denen die halbe Bordeinrichtung zu Bruch geht. Feinde stürzen über die Reling in Richtung Krokodilmäuler, immer wieder verlieren Lincoln und Gegner das Gleichgewicht, wenn das Schiff weiter in Schieflage gerät.
Die Feind-KI macht dabei einen verblüffend cleveren Eindruck, nimmt Lincoln gezielt in die Zange und zwingt ihn immer wieder mit Molotov-Cocktails aus der Deckung. Das alles schaut schon jetzt richtig klasse aus, gerät aber auch immer wieder leicht ins Stocken. Ein wenig Optimierungsarbeit hat Hangar 13 also noch vor sich.
Es kommt, wie es dramaturgisch kommen muss: Gerade als Lincoln sein Ziel Onkel Lou erreicht, zerreißt es den Dampfer endgültig in einer gewaltigen Explosion, Lou und Lincoln finden sich kurze Zeit später halbtot am Ufer wieder. Und Mafia 3 ändert urplötzlich das Tempo: Als wir humpelnd den fliehenden Lou verfolgen, wird aus dem brachialen Deckungs-Shooter für kurzer Zeit ein Schleichspiel. Denn im Gegensatz zu uns hat Lou seine Waffe beim Untergang retten können.
Also gilt es, ihn im sumpfigen Brachland geschickt zu umgehen, um ihm schließlich hinterrücks seiner gerechten (?) Strafe zuzuführen. Das alles zu den Klängen von Creedence Clearwater Revival. Ja, das mit der Atmosphäre hat auch das dritte Mafia ohne Zweifel noch drauf.
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