Ein Running Gag für Archäologen: Da will man nur eine antike Grabstätte untersuchen und - schwupps - schon fallen sämtliche Türen hinter einem zu. Klassiker! Auch für Lara Croft; und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere Lieblingsarchäologin kehrt in Lara Croft and the Temple of Osiris nämlich zumindest in Sachen Szenario zu ihren Wurzeln zurück: nach Ägypten.
Als sie die namensgebenden Tempel des Osiris erkundet, erwecken sie und ihr Rivale Carter dummerweise Osiris' bösen Bruder Seth, der selbstverständlich in die Welt der Lebenden zurückkehren möchte. Das wollen nicht nur Lara und Carter verhindern, sondern auch die ägyptischen Halbgötter Isis und Horus. Entsprechend können wir Der Tempel des Osiris mit bis zu drei Freunden im Koop-Modus zocken, der Titel passt dabei sowohl Gegnerdichte als auch Rätsel der Spielerzahl an.
Jede der vier spielbaren Figuren verfügt natürlich über spezielle Fähigkeiten, Waffen und Werkzeuge. Lara spannt Seile über Abgründe oder zieht ihre Freunde an Wänden hoch, Isis hebt mit ihrem Zauberstab Plattformen in die Höhe. Zusammenarbeit ist Pflicht, für viele Hindernisse gibt es sogar mehrere Lösungswege. Beim Probespiel funktionierte das schon ebenso flüssig wie die flotten Ballereien (beziehungsweise. Zaubereien) gegen Sets untote Schergen.
Was uns ebenfalls gefällt: Die Areale sind dank Next-Gen-Power nicht nur deutlich hübscher als im Quasi-Vorgänger Lara Croft and the Guardian of Light, sondern vor allem auch weitläufiger. Wer die Augen offenhält, entdeckt alternative Routen und natürlich auch jede Menge versteckte Schätze. Letztere bringen einen Hauch Rollenspiel ins bekannte Gräbererkunden, weil wir unsere Helden mit gefundenen Amuletten und Ringen ausrüsten dürfen, was nicht nur die Kampfwerte, sondern auch die Spezialfähigkeiten beeinflusst.
Der Demo-Level hat auf jeden Fall schon mal für jede Menge gaudiges Koop-Chaos auf dem Sofa gesorgt, vor allem beim furiosen Finale, einer spektakulär inszenierten Flucht vor einem gigantischen Krokodil. Wenn Crystal Dynamics noch die etwas unpräzise Sprungsteuerung in den Griff bekommt und trotz des durchgehenden Tempelthemas die optische Abwechslung im Blick behält, dann lassen wir die Grabmaltür im Dezember gern hinter uns zufallen.
Fazit
Heiko Klinge: Ich liebe Multiplayer-Spiele! Aber eben nur, wenn meine Kumpels dabei neben mir auf dem Sofa sitzen und wir gemeinsam jubeln, fluchen und lachen können. Die Anonymität des Internets kann mir gestohlen bleiben. Genau deshalb rennt Lara Croft and the Temple of Osiris bei mir offene Grabtüren ein. Denn zumindest der gespielte Level hat schon genau die richtige Mischung Koop-Gemeinschaftsgefühl (Hilf mir!) und Wettbewerbs-Schadenfreude (Mein Gold!) gefunden.
Die neuen dezenten Rollenspiel-Anleihen sorgen für den passenden Motivationskick. Auch die gezielt eingesetzten Tempowechsel funktionieren schon prima. Baller-, Geschicklichkeits- und Rätsel-Einlagen wechseln sich ebenso regelmäßig wie überraschend ab, ohne einander die Show zu stehlen.
Zwei Fragezeichen bleiben: 1. Bekommt Crystal Dynamics die unpräzise Sprungsteuerung noch in den Griff? Viel zu häufig bin ich am Abgrund gelandet, weil Lara Croft nur widerwillig gehorchte oder ich Sprunglänge bzw. -winkel nur schlecht einschätzen konnte. 2. Kann der Titel das Niveau des Demo-Levels über eine angemessen lange Spieldauer halten? Es wäre zu schade, wenn die Couch-Koop-Kumpel-Gaudi schon nach einem bierseligen Abend wieder vorbei ist.
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