Kurz vor dem Release von Hogwarts Legacy wird das Spiel hitziger diskutiert als je zuvor. Grund dafür ist weniger das Open World-RPG selbst, sondern vielmehr die Hintergründe, allem voran die transfeindlichen Ansichten von Harry Potter-Autorin J.K. Rowling.
Gerade auf Social Media sind die Fronten verhärtet, da hier alle Meinungen aufeinander prallen und JKRs Aussagen durch den anstehenden Release von Hogwarts Legacy jetzt besonders im Rampenlicht stehen. Die Situation ist deshalb so verfahren, da sich Rowlings Ansichten und Taten nicht komplett vom Spiel lösen lassen - der Erfolg von Hogwarts Legacy kommt ihr nämlich direkt oder indirekt zugute.
Die kompletten Hintergründe könnt ihr hier nachlesen:
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Spiel Pre-Release umstritten ist oder einen kontroversen Hintergrund hat. Gerade in den letzten paar Jahren war die Vorfreude vieler Spieler*innen auf Blockbuster-, aber auch auf Indie-Titel häufiger getrübt. Nachrichten über sexuelle Belästigung, Diskriminierung, Rassismus, Crunch, Transphobie und mehr bei Publishern wie Ubisoft, Activision/Blizzard, CD Projekt Red oder Quantic Dream dämmten bei vielen die Freude auf neue Spiele.
Entsprechend kam aus der Community auch immer wieder die Frage in unsere Richtung auf, warum wir weiter über diese Unternehmen und ihre Spiele berichten. Schließlich sind das Vorkommnisse und Einstellungen, die direkt mit unseren Werten bei GamePro.de kollidieren. Wenn uns diese Fragen via Kommentaren, Mails oder Social Media erreichten, haben wir sie direkt beantwortet. Nun ist es allerdings an der Zeit, dass wir das auch in einem Artikel tun.
In einem Livestream sprechen wir heute ab 18 Uhr außerdem ebenfalls über die Kontroverse rund um JKR, bevor es um das Spiel selbst geht:
Link zum Twitter-Inhalt
Wie wir unseren Job sehen
Als Videospielredakteur*innen ist es unsere Aufgabe, unsere Leser*innen über aktuelle und für sie relevante Spiele zu informieren – egal, wie wir selbst privat zu einem Titel, Studio oder Publisher stehen mögen. Unsere Devise ist: Wir schreiben für euch, nicht für uns.
Uns ist stets wichtig, dass wir nicht nur nach bestem Wissen und Gewissen saubere redaktionelle Arbeit verrichten, sondern euch immer den für euch wichtigen Kontext um ein Spiel herum geben, damit ihr eine bewusste (Kauf-)Entscheidung treffen könnt. Das heißt natürlich nicht, dass ihr sicher vor unseren (in manchen Augen manchmal vielleicht fragwürdigen) Meinungen, persönlichen Einschätzungen oder Geschichten seid.
Warum nutzt ihr eigentlich Disclaimer-Kästen? Seit wir GamePro.de vor ein paar Jahren gerelaunched haben, war es uns immer wichtig, offen und inklusiv zu sein. Und unseren Teil dazu beizutragen, gerade neuen Leuten Gaming so nahbar und zugänglich wie möglich zu machen. Denjenigen ein Zuhause für ihr Gaming-Informationsbedürfnis zu geben, die sonst vielleicht keines hatten oder sich selbst nicht als Core-Gamer*in bezeichnen würden, weil sie eben nicht jede einzelne News in unserem Lieblingshobby verfolgen.
Unsere Zielgruppe sind alle, die Videospiele lieben. Wir schreiben für Fans – egal, ob jung oder alt, hartgesottener Core-Gamer oder Casual-Fan, langjährige Spielerin oder frischgebackener Erstkonsolenbesitzer.
Das ist auch einer der Gründe, warum wir seit ein paar Jahren vermehrt mit Disclaimer-Kästen arbeiten, wenn es um problematische Zwischenfälle und Ereignisse in der Gaming-Branche geht: Um nachhaltig und langfristig alle Interessenten an einem Thema darüber zu informieren, selbst oder besonders dann, wenn sie zum ersten Mal ihren Weg auf GamePro.de finden.
Was sind Disclaimer-Kästen? Quasi das, was ihr euch gerade anguckt: Ein Informationskasten, in dem wir zusätzliche Details zu einem Sachverhalt aufschlüsseln oder weitere Informationen geben, die vielleicht nicht direkt Teil eines Artikels oder einer Nachricht sind, aber zusätzlichen Kontext geben, der wichtig z.B. für eine Kaufentscheidung sein kann.
Hier wird kurz aufgeschlüsselt, welche bekannten Probleme es zu einem Publisher, Studio oder einer Person gibt, inklusive weiterführender Links zu dedizierten Artikeln von uns oder auf anderen Seiten, damit interessierte Leser*innen sich weiter informieren können.
Wir wissen, dass nicht jede*r jeden Artikel liest oder alles mitbekommt, was in der Welt der Videospiele tagtäglich passiert. Wir haben zudem einen konstanten Fluss neuer Leser*innen, die uns oft zum ersten Mal besuchen und entsprechend nicht wissen, worüber wir vielleicht schon berichtet haben. Diese Leute wollen wir ebenfalls abholen, damit sie sich eine informierte Meinung bilden können.
Was das für Hogwarts Legacy bedeutet
Also ja, wir berichten aktuell und werden auch nach dem Release über Hogwarts Legacy berichten und das obwohl wir JK Rowlings Ansichten widersprechen und sie nicht nur gegen unsere persönlichen Werte gehen, sondern auch gegen die, die wir mit GamePro vertreten.
Warum? Weil wir denken, dass wir so mehr Menschen erreichen und informieren können. Fakt ist, dass wenn wir nur einen einzigen Artikel zu Hogwarts Legacy schreiben würden, in dem wir erklären, warum wir das Spiel redaktionell boykottieren, würde er nur eine sehr kleine Gruppe an Menschen erreichen. Und wahrscheinlich nur diejenigen, die sowieso schon von der Kontroverse um den Titel wissen.
Er würde aber nicht diejenigen erreichen, die davon vielleicht noch nie gehört oder sich damit beschäftigt haben. Diejenigen Harry Potter-Fans, die nicht auf Twitter unterwegs sind, die sich vielleicht nicht einmal als Gamer*innen sehen, aber nun mit Hogwarts Legacy einen Einstieg in ein neues Medium und Hobby wagen, angelockt von ihrer Liebe zu einem Franchise aus ihrer Kindheit.
Wir wollen auch all jene erreichen, informieren und vielleicht sogar ein bisschen weiterbilden, die nicht im Thema stecken oder von der Kontroverse eventuell gar nichts mitbekommen haben. Die vielleicht das Spiel bereits lange vorbestellt oder gekauft haben und nun einfach auf der Suche nach Hilfestellungen oder Meinungen zu dem Titel sind, zufällig über uns stolpern und nun neben Informationen zum Spiel auch etwas über die Hintergründe erfahren. Die das Spiel vielleicht lieben oder ja, auch hassen.
Unsere Hoffnung ist, dass wir so auf die Problematik der Aussagen von Rowling – oder den anderen oben genannten Themen – hinweisen und mehr Leute erreichen und darüber aufklären können. Denn nur weil sie Hogwarts Legacy dann vielleicht bereits gekauft haben, heißt es nicht, dass sie sich in Zukunft mit neuen Informationen nicht anders entscheiden würden, wenn es um kontroverse Themen geht.
Warum habt ihr manchmal Werbung zu kontroversen Spielen/Publishern auf eurer Seite?
Die Redaktion von GamePro.de hat keinen Einfluss darauf, welche Werbung auf der Seite stattfindet. Werbung aller Art läuft ausschließlich über unser Sales-Team und Werbung und Redaktion sind strikt getrennt, wie es auch der Pressekodex vorsieht.
Diese Trennung sorgt u.a. dafür, dass das Redaktionsteam keine Mitsprache hat, was Werbung auf den Seiten angeht. Kurz gesagt: Sie erfahren meistens genau dann, dass ein Spiel beworben wird, wenn ihr es auch erfahrt – nämlich wenn die Werbung auf der Seite ist.
Auf der anderen Seite heißt es auch, dass Sales uns nicht in unsere Arbeit reinreden darf. Sie sagen uns also nicht "Gebt Spielen von diesem Publisher bessere Wertungen" und wir sagen ihnen nicht "Verkauft nicht mehr Anzeigen von diesem Publisher/Spiel/Thema".
Mehr dazu lest ihr auch in diesem Kommentar und in diesem Punkt unserer FAQs.
Und jetzt?
Wir wissen sehr gut, dass diese Antwort und Einordnung nicht allen gefallen wird - weder den Leuten, die aktuell zum Boykott von Hogwarts Legacy aufrufen noch denen, die die Augen verdrehen, wenn wir Disclaimer in Artikel packen oder jenen, die so ausfallend werden, dass wir unsere Kommentarsektion unter bestimmten Artikel schließen müssen.
Unsere Arbeit ist in vielen Fällen ein Balanceakt, besonders wenn es um umstrittene Themen und Spiele geht. Unser Ziel ist es daher, allen die Informationen zu geben, die sie brauchen, um selbstständig eine Entscheidung zu treffen - egal, wie diese ausfällt und wie wir sie finden mögen.
Wir wollen einen Raum für konstruktive Diskussionen bieten, aber auch einen Safe Space für alle, die einfach nur Spaß und ein bisschen Realitätsflucht benötigen von einer Welt, die an vielen Punkten schon hart genug ist. Unsere Aufgabe ist es nicht, Leute für ihre Entscheidung zu verurteilen, egal ob sie Spiele wie Hogwarts Legacy nun boykottieren oder nicht.
Warum schließt ihr manchmal die Kommentarsektion? Obwohl wir gerne mit euch diskutieren oder euch untereinander diskutieren lassen, sind unsere Community Management-Ressourcen begrenzt. Das heißt, dass wir manchmal eine Kommentarsektion vorzeitig schließen müssen oder in seltenen Fällen wie hier gar nicht erst öffnen, beispielsweise wenn ein Artikel abends oder am Wochenende erscheint und potenziell erhöhten Moderationsaufwand hat.
Auch unsere Redaktion und unsere fantastischen Moderator*innen müssen mal durchschnaufen. Da wir die Kommentarsektion aber bei bestimmten Themen nicht unbeaufsichtigt lassen, entscheiden wir uns ab und an für einen Kommentarstop.
Eine Ausnahme von dieser Diskussions-Regel auf GamePro werden wir lediglich machen, wenn diese Entscheidung genutzt wird, um andere anzugreifen oder zu diskriminieren. Denn so ein Verhalten hat weiterhin keinen und wird nie einen Platz auf GamePro.de haben. Das können wir euch versprechen.
Wir werden also weiter für euch über schwierige Themen und komplexe Situationen wie die um Hogwarts Legacy schreiben. Und wir werden unsere Artikel weiterhin mit Disclaimern versehen, solange bestimmte Thematiken aktuell sind, selbst wenn bestimmte Vorkommnisse und Debatten vielleicht nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Unsere Aufgabe ist es, euch zu informieren. Was ihr dann mit diesen Informationen tut, liegt in eurer Verantwortung.