Am 29. Oktober erscheint Life is Strange: Double Exposure, das Max Caulfield ein weiteres Mystery-Abenteuer beschert und beim Reveal einen ganz fantastischen Ersteindruck bei mir hinterlassen hat.
Alles bestens – könnte man zunächst meinen – hätte die Enthüllung der Sondereditionen nicht ein ordentliches Geschmäckle hinterlassen. Ich musste nämlich beim Blick auf die Infos zur 90 Euro teuren Ultimate Edition für PS5 und Xbox Series X/S und dem Satz “sichere dir 14 Tage Vorabzugang zu den ersten beiden Kapiteln” gleich doppelt hinschauen.
Das nicht etwa, weil Square Enix als Publisher von Double Exposure den saftigen Aufpreis für den Early Access frisch erfunden hätte. Sondern vielmehr, weil hier einmal mehr eine Grenze der Monetarisierung in eine unschöne Richtung verschoben wurde.
Vorprogrammierte Spoiler-Flut
Egal ob FIFA, Call of Duty oder Hogwarts Legacy: Im Bereich der AAA-Spiele und Blockbuster sind Vorabzugänge gegen einen Aufpreis von 20 oder 30 Euro schon lange keine Ausnahme mehr.
Dass mich der Early Access beim Adventure von Entwickler Deck Nine Games aber dennoch überrascht hat, liegt vor allem an zwei Punkten:
- 1.) Die Dauer: Sich den Zugang zu einem Spiel für drei Tage oder gar eine ganze Woche vor Release zu erkaufen, spiegelt die Realität im Jahr 2024 wider. Dass Spieler*innen durch den Kauf einer Ultimate Edition bereits ganze zwei Wochen vorab loslegen können, habe ich noch nicht erlebt. Mir ist lediglich ein neuer Operator aus Rainbow Six Siege bekannt, der dank Early Access 14 Tage vorab spielbar war.
- 2.) Die Art des Spiels: Early Access gab es bislang vor allem im Bereich der Multiplayer-Shooter und Sportspiele. Auch bestimmte AAA-Spiele tendieren immer stärker dazu, einen Vorabzugang anzubieten. Dass jedoch ein narratives und umfangstechnisch vermutlich kompaktes Adventure diesem Trend folgt, ist ungewöhnlich. Da die Life is Strange-Reihe von den Entscheidungen in den Spielen sowie ihrer Geschichte lebt, dürfen wir uns ziemlich wahrscheinlich darauf einstellen, dass bereits vor der Veröffentlichung am 29. Oktober das Internet mit mal mehr, mal weniger starken Spoilern geflutet ist.
Speziell bei Punkt 2 kommt auch eine psychologische Komponente hinzu, die zum Kauf des Early Access verleitet. Will ich nicht gespoilert werden, nehme ich den Aufpreis eben in Kauf.
Der Early Access wird zum neuen Release
Double Exposure steht jedoch exemplarisch dafür, dass Grenzen der Monetarisierung in diesem Bereich Jahr für Jahr weiter verschoben werden.
Ein Beispiel: FIFA 23 war mit dem Early Access drei Tage vorab spielbar, bei EA Sports FC 24 – also nur ein Jahr später – waren es bereits sieben Tage. Für die erhöhte Zeitspanne bis zum Release bat EA entsprechend zur Kasse und verlangte für die Ultimate Edition 10 Euro mehr (110 Euro statt zuvor 100 Euro).
Erscheinen 14 Tage bezahlter Vorabzugang wie bei Life is Strange aktuell noch außergewöhnlich, gehören sie in wenigen Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Normalität. Ich behaupte sogar ganz frech, dass wir das Wort “Early Access” künftig gar aus unserem Vokabular streichen und es durch “Release-Datum” ersetzen sollten. Mit Blick auf die enormen Spielerzahlen, wie beispielsweise zum Start des Early Access von Diablo 4 und dem damit einhergehenden finanziellen Boost für Publisher und Entwickler, stellt sich doch lediglich die Frage:
Welches Datum ist denn jetzt der Release eines Spiels?
Die Nachfrage bestimmt das Angebot
Zur Wahrheit und Realität gehört aber auch die andere Seite: Wenn ich in der Einleitung von einem “nachvollziehbaren Trend” schreibe, ist damit natürlich die Sicht von Publishern und Entwicklern gemeint.
In Zeiten stetig steigender Kosten und immer länger dauernden Entwicklungszeiten von AAA-Spielen, deren finanzieller Erfolg zudem ungewiss ist, sind Early Access-Zugänge ein überaus lukrativer Hebel, um schnell zusätzliche Einnahmen zu erzielen. Sei es bedingt durch enorm lange Wartezeiten auf den nächsten Ableger der so heiß geliebten Reihe (GTA 6), den Spieler*innen so früh es geht spielen möchten. Oder schlichtweg, weil viele Spieler*innen das 20 Euro teure Upgrade auf eine höhere Edition in Kauf nehmen – es sind ja “nur” 20 Euro!
Was euch in Double Exposure inhaltlich erwartet, hab ich euch hier zusammengefasst:
Die Nachfrage bestimmt nun mal das Angebot – und der Early Access ist überaus nachgefragt, wie hohe Spielerzahlen die Tage vor Release beweisen. Zum Early Access-Start von Diablo 4 tummelten sich beispielsweise über 1 Million Spieler auf den Servern des Action-RPG.
Ein Trend, der sich immer weiter fortsetzt
Letzten Endes sollten wir uns jedoch alle bewusst sein, dass erfolgreiche Vorabzugänge auf Dauer dazu führen werden, dass dieser Trend weitergeht: Early Access-Zugänge werden im Preis steigen, es wird die Zeitspanne bis zum Release erhöht und auch immer mehr Spiele werden die Option in Anspruch nehmen.
Die ohnehin steigenden Preise für Videospiele klettern weiter und der Kauf eines Vorabzugangs, so nachvollziehbar er aus Sicht von Spieler*innen ist, füttert diesen Trend und führt dazu, dass sich die Grenzen der Monetarisierung weiter verschieben. Das sollte uns, ganz ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen, zumindest bewusst sein.
Wie steht ihr zu Early Access-Zugängen und bei welchen Spielen greift ihr zur teureren Edition?
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