Mit Messen wie der E3 oder auch der Gamescom ist es wie mit Wein: Es gibt gute und weniger gute Jahrgänge. An manche erinnert man sich als Redakteur gern zurück, andere vergisst man, sobald man seine Reiseabrechnung abgegeben hat. Dieses Jahr war ich zum ersten mal seit langer Zeit mal wieder in Los Angeles dabei. Und ein Glück: Die E3 2015 war gut!
Sicherheitsmesse 2014
Nachdem auf der E3 2013 die neuen Konsolen angekündigt wurden, war 2014 offenbar eine Art »Sicherheitsjahr«. Keiner der Publisher traute sich, ein echtes Risiko einzugehen. Auf der Messe gab es 2014 deshalb fast nur dröge Fortsetzungen und bekannte Marken zu sehen ... gähn! Überhaupt hielt man sich an bewährte Rezepte und Szenarien, für gewöhnlich ballerten sich Männer möglichst blutig durch irgendwelche dunklen Levels. Außerdem gehörte in diesem Übergangsjahr bei jedem Titel die Frage dazu: »Kommt's noch für die alten Konsolen?« Das bedeutete Rücksicht auf die lahmen Kisten statt Fortschritt mit den neuen.
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Frauen vor!
Ganz anders jetzt die E3 2015: Zunächst mal ist die vergangene Konsolengeneration mit Xbox 360 und PlayStation 3 nun endgültig Geschichte (mit Ausnahme von Call of Duty: Black Ops 3). Gut so, dann bremst diese antike Hardware die Entwickler nicht mehr länger aus - besonders gut für PC-Spieler! Ebenfalls erfreulich: die vielen weiblichen Heldinnen. Lara Croft und Faith aus Mirror's Edge Catalyst sind nicht mehr allein, auch in Dishonored 2, Horizon: Zero Dawn, Assassin's Creed Syndicate und vielen weiteren Titeln spielen jetzt Damen eine Hauptrolle.
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Endlich Aufbruch?!
Das Beste aber an der E3 2015: Der Mut, endlich mal neue Namen und Marken aufzubauen. Natürlich gibt es mit Rainbow Six: Siege, Ghost Recon: Wildlands, Dishonored 2, Fallout 4, Uncharted 4 usw. noch genügend Fortsetzungen. Aber es gibt eben auch Titel Spiele wie For Honor, Horizon: Zero Dawn, Adrift, Recore, Unravel, Dreams und viele mehr, die meisten davon mit ungewöhnlichen Spielkonzepten. Und selbst wenn die großen Innovationswürfe auch bei diesen Titeln fehlen - besser als die x-te Fortsetzung sind sie allemal!
Der Autor: Markus besucht seit rund 15 Jahren Spielemessen. Seine erste war im Jahr 2000 die ehrwürdige ECTS in London, die bald darauf von der Games Convention als größte Spielemesse Europas abgelöst wurde.
Seitdem bleibt er selbst im schlimmsten Messestress einigermaßen gelassen und hält sich immer genug Zeit frei, um sich obskure Hardware sowie abseitige Indie-Titel anzuschauen. Auf allen Messen immer dabei: Bequeme Schuhe, Müsliriegel und ein fetter Zusatz-Akku für Handy, Tablet & Kamera.
Jeder kann was!
Anders als in früheren Jahren gibt es bei der E3 2015 auch keinen echten Verlierer oder Gewinner. Egal ob PlayStation-Fan, Xbox-Jünger oder PC-Spieler - für jeden war eine Überraschung dabei. Sony streichelt etwa die Nostalgie-Seele mit dem Remake von Final Fantasy 7, Shenmue 3 oder der Wiederbelebung von The Last Guardian. Und Xboxer freuen sich über die Abwärtskompatibilität zur Xbox 360. Die wird zum Beispiel von Ubisoft auch gleich genutzt, um für die Käufer von Rainbow Six: Siege die beiden Serienvorgänger Rainbow Six: Vegas freizuschalten.
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Diese E3 zeigt auch: Der PC ist als Spieleplattform noch lange nicht tot. Alle wichtigen aktuellen Titel kommen auch für den PC, das sah vor ein paar Jahren noch anders aus. Und mit VR steht eine Zukunftstechnik in den Startlöchern, die mit starken Rechnern am besten funktionieren wird. Kurz: Diese Messe gibt mir als Spieler das gute Gefühl, das richtige Hobby zu haben - egal auf welcher Plattform.
Was jetzt wichtig ist: Wir als Konsumenten müssen diesen Schwung nutzen, und diese neuen Spiele und Technologien auch kaufen. Denn wenn Experimente wie For Honor floppen, macht Ubisoft nächstes Jahr eben doch nur wieder Far Cry 5 und das nächste Assassin's Creed. Das wäre schade und würde die E3 im Jahr 2016 wieder zu der trostlosen Veranstaltung machen, die sie die letzten Jahre war.
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