Überraschung: Ich bin ein Riesen-Fan von Destiny. Seit Release habe ich hunderte Stunden in Bungies MMO-Shooter versenkt, mich durch Strikes und Raids gebissen und fast jedes exotische Item gesammelt. Doch die Spieldisk rotiert schon seit Wochen nicht mehr in meinem Laufwerk.
Ich habe in Destiny schlicht nichts mehr zu tun. Die Frischluft des Addons König der Besessenen ist längst aufgebraucht, bis zum Herbst 2016 sind statt echten Zusatzinhalten lediglich kostenlose Updates geplant. Knapp vier Monate nach der letzten und bislang größten Erweiterung droht Destiny nun endgültig der Erstickungstod - zumindest, bis im Herbst 2016 Destiny 2 einschlägt.
Der Zeitpunkt für The Division könnte daher nicht besser sein: Gerade jetzt, wo im Bungie-Shooter tote Hose herrscht, erreicht Ubisoft das Ziel eines jahrelangen und teils holprigen Entwicklungsmarathons. Für uns Spieler ist das eine gute Nachricht, davon werden nämlich sowohl Destiny als auch The Division profitieren. Es gibt schließlich nichts besseres als einen gesunden Konkurrenzkampf.
Zeit für etwas Neues
Zum ersten Mal seit zwei Jahren wird Destiny in seinem eigenen Konsolen-Nischengenre bedroht. Für mich kann der 8. März 2016 daher nicht schnell genug kommen. Ich bin Destinys ewigen Grind überdrüssig. Auch das Zusammentrommeln von fünf Mitstreitern für den Raid wurde immer mehr zur Qual.
Dass es nicht nur mir so geht, zeigen die Suchanfragen auf Google: Seit Neujahr ist das Interesse an beiden Spielen im direkten Zusammenhang massiv gestiegen. Die Spieler sind offenbar bereit für etwas Neues, suchen verzweifelt eine Alternative - und die könnten sie in The Division finden.
Der Autor
Mirco hat selbst dann Destiny die Treue gehalten, als sich all seine PSN-Freunde anderen Spielen zugewandt haben. Mittlerweile ist selbst ihm die Lust auf den Dauergrind vergangen. Umso mehr freut er sich auf The Division. Nachdem er den MMO-Shooter bei Massive Entertainment in Schweden anspielen konnte, wünscht er sich eine Zeitmaschine, weil er nicht mehr bis zum Release warten kann. Egal wie gut das Spiel letztlich wird, es wird auch die Entwicklung von Destiny beeinflussen - da ist er sich sicher.
Ja, The Division kann Destiny erst einmal ablösen, für mich persönlich sogar sehr wahrscheinlich. Beim ausführlichen Division-Probespielen in Schweden konnte ich mich jedenfalls kaum vom Bildschirm losreißen. Das liegt zum einen daran, dass ich anfällig für die rollenspieltypische Jagd nach immer besserer Ausrüstung bin - und im Vergleich zu Destiny hier die deutlich schmackhafteren Köder an der Motivations-Angelschnur baumeln.
Statt stundenlang Strikes zu grinden und auf Zufalls-Loot zu hoffen, ist die nächste Belohnung immer nur eine Mission weit entfernt. Ob ich ein paar Plünderer erschieße und ein geheimes Lager erkunde, einem Zivilisten helfe oder einen Boss aus den Latschen puste - ständig erhalte ich neue Items und Upgrades.
Stärken und Schwächen
Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich von The Division so angetan bin. Auch die zusammenhängende, frei erkundbare Spielwelt gefällt mir besser als die zerstückelten Planetenoberflächen von Destiny. Die Kämpfe sind taktischer, die Möglichkeiten und Fähigkeiten zahlreicher.
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Darüber hinaus übt die Dark Zone auf mich eine ungeheure Faszination aus, weil es eben nicht wie in anderen Mehrspielermodi darum geht, die meisten Kills zu erzielen (gähn), sondern in erster Linie darum, High-Level-Items zu erbeuten. Der PvP-Nervenkitzel ist da nur das Sahnehäubchen.
Zum Thema: So funktioniert der Basisbau in The Division
Natürlich macht auch Ubisoft Massive nicht alles perfekt. Beim Gunplay etwa kann meiner Meinung nach kein Spiel Destiny das Wasser reichen - Trefferfeedback und Spielgefühl hat Bungie einfach drauf. Und natürlich wird auch The Division früher oder später die Luft ausgehen.
Irgendwann habe ich alles gesehen - vielleicht sogar noch schneller als in Destiny. Schließlich schöpft das auf New York begrenzte The Division mit seinen ausschließlich menschlichen Gegnern schon jetzt aus einem potenziell kleineren Abwechslungspool als Destiny mit seinen unterschiedlichen Planeten und Außerirdischen. Mal sehen, wie lange die Motivation da anhält.
Und wenn die Luft raus ist, warte ich eben auch bei The Division wieder auf den nächsten Zusatzinhalt, zumal bislang noch nicht feststeht, ob die 2013 noch lauthals propagierten Endgame-Herausforderungen für mindestens acht Spieler zum Release überhaupt enthalten sind. Doch wenn die schiere Masse an Talenten, Fähigkeiten und Perks, also die Komplexität des Charaktersystems von The Division, auch nur ansatzweise auf die Langzeitmotivation schließen lässt, dürfte mich die Koop-Ballerei im virtuellen Manhattan locker monatelang beschäftigen.
Nur ein Lückenfüller?
Aus diesen Gründen wird The Division zum Beginn mit Sicherheit Destiny einen Großteil der Spieler abgraben, allein schon deswegen, weil es die beste (und einzige) Alternative ist - und es auf dem PC nichts direkt Vergleichbares gibt. Außer vielleicht mittelmäßig unterhaltsame MMO-Shooter wie Defiance.
Die Frage ist nur: Schafft es The Division, die Spieler auch langfristig zu binden, oder dient es lediglich als Lückenfüller, bis Activision in einem halben Jahr mit Destiny 2 kontert? Es wird eine Bestandsprobe für den Ubisoft-Shooter. Doch wenn die Entwickler von Massive Entertainment nicht den gleichen Fehler machen wie Bungie und kontinuierlich neue Inhalte nachreichen, stehen die Chancen gut, diese Prüfung zu bestehen.
Ob sich The Division am Ende durchsetzen kann, wird sich zeigen. Eines kann ich aber schon jetzt mit Bestimmtheit sagten: Von der gegenseitigen Konkurrenz werden beide Spiele profitieren.
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