Rechthaberei ist ein hässlicher Charakterzug. Niemand mag Besserwisser und »Ich hab's doch gleich gewusst«-Gscheithaferl. Aber angesichts der jetzt angekündigten Singleplayer-Ausrichtung von Assassin's Creed Syndicate kann ich es mir nicht verkneifen: Ich hab's doch schon immer gesagt!
Ubisoft hat über die Jahre mit immer neuen Mehrspieler-Varianten experimentiert, richtig funktioniert (im Sinne von »kam bei vielen Spieler gut an«) haben die aber nie. Dieses beständige Herumprobieren gibt zwar Bonus-Punkte für Entwicklerfleiß, zeigt aber auch deutlich: Multiplayer-Modi passen einfach nicht zu dieser Art von Spielen!
Der Autor
Markus Schwerdtel kennt, spielt und liebt (meistens) die Assassin's Creed-Reihe seit ihren Anfängen im Jahr 2007 und hat ihr sogar in schwierigen Zeiten (Recycling-Teile wie Brotherhood, verpatzter Unity-Launch) die Treue gehalten.
Was er in all den Jahren aber nie wirklich gespielt hat: die Multiplayer-Modi der Assassin's Creed-Spiele. Zu mehr als einem kurzen Ausprobieren (»Aha, so funktioniert das also«) konnte ihn die Mehrspieler-Komponente nie motivieren. Umso mehr freut er sich über die Abschaffung dieses Ballasts.
Mehr solo, mehr Story
Assassin's Creed Unity kommt mit seinen Koop-Missionen vielleicht dem am nächsten, was in dieser Serie in Sachen Multiplayer funktionieren könnte - gespielt hat diese Aufträge aber kaum jemand. Da hat es auch nicht geholfen, dass diese Aufträge kleine Story-Häppchen, Talente und Atmosphäre liefern. Diesem sanften Zwang wollten sich die Spieler offenbar nicht beugen, lieber haben sie drauf verzichtet und sich auf das Solospiel konzentriert. Doppelt blöd, wenn der bei den Kunden ungeliebte Online-Modus dann auch noch für Entwicklungs-Verzögerungen und Teile des Launch-Debakels verantwortlich ist.
Dann doch lieber ein reines Singleplayer-Spiel, das man ohne Internet-Unabwägbarkeiten und mit voller Konzentration auf die Story bauen kann. Die Geschichte von Assassin's Creed Syndicate mit dem Geschwisterpaar Jacob und Evie erscheint mir schon jetzt deutlich packender als die Revolutions-Abenteuer des farblosen Franzosen Arno Dorian (ich musste den Namen nachschlagen) in Assassin's Creed Unity.
Dazu kommt eine technische Komponente: Statt sich mit launischem Netzcode, Balance-Problemen und anderen Multiplayer-Mätzchen rumzuschlagen, können sich die Entwickler - und vor allem auch die Qualitätssicherung - jetzt voll auf das »Hauptspiel« konzentrieren. Ich erwarte mir also nicht nur ein »runderes« Spiel, sondern auch eins ohne nennenswerte Bugs!
Fans oder Excel?
Der Idealist in mir stellt sich vor, wie die Ubisoft-Leute bei der Konzeption von Assassin's Creed Syndicate eine Strichliste mit Kundenwünschen und Fan-Kritikpunkten aus Assassin's Creed Unity abgehakt haben: kein Companion-App-Zwang, kein Website-Metagame, keine Ingame-Käufe, kein unnützer Multiplayer-Modus. Der Zyniker in mir ahnt aber, dass die Mehrspieler-Kampagne aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen gestrichen wurde.
Das kostet doch nur Geld in der Entwicklung, verzögert den Release und am Ende spielt es doch keiner. Und diese Kosten werden nicht dadurch aufgewogen, dass man »Multiplayer-Modus« auf die Packung schreiben kann und sich das Spiel deshalb vielleicht besser verkauft.
Ob nun aus finanziellen oder Fan-Befriedungs-Gründen, am Ende ist es mir tatsächlich ziemlich egal, warum Ubisoft bei Assassin's Creed Syndicate den Multiplayer-Modus streicht. Ich freue mich auf ein von diesem Ballast befreites, pünktlich erscheinendes, fehlerfreies Spiel mit einer genialen Story. Das kriegt ihr doch jetzt sicher hin, oder?
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