Das Beat ’em Up Mortal Kombat X bietet in seinem Online-Shop jetzt Easy-Fatality-Packs an, mit denen man die ausgefallenen und oft sehr brutalen Finishing Moves ohne großes Tastendrücken aktivieren kann.
Für knapp fünf Dollar darf ich das Kopfabreißen und Rippenbrechen insgesamt 30 Mal abkürzen, danach muss ich ein neues Pack kaufen.
Und wenn das Geld schon einmal locker sitzt, gibt es für 20 weitere Dollar die gesamte Krypta mit dazu, in der Kostüme, Fatality- und Brutality-Listen sowie diverse Artworks und Musikstücke freigeschaltet werden.
Die Fatality-Münzen kann ich mir nämlich auch durch Kämpfe verdienen, die Pakete somit eine Art Abkürzung. Ich soll also insgesamt über neunzig Euro für ein Spiel zahlen, in dem außer dem Fünf-Stunden-Story-Modus schon alles erledigt ist. Ein ganz schön hoher Preis dafür, dass sich Mortal Kombat X selbst durchspielt.
Und – wo bleibt da eigentlich der Spaß? Kein mühseliges Zusammenraffen von Münzen aus gewonnenen Kämpfen, keine Freude über nach und nach ausrüstbare Kostüme und keine grimmige Befriedigung, wenn ich es endlich schaffe, meinem Gegner den Kopf in den Brustkorb zu drücken und ihm aus seinen Rippen ein Fenster zu bauen.
Die Autorin
Als Ann-Kathrin Kuhls zum ersten Mal Mortal Kombat gespielt hat, hat ihre beste Freundin mit ihr den Boden aufgewischt. Daraufhin hat sie so lange geübt, bis sie ihr virtuell die Wirbelsäule rausreißen konnte. Eine Abkürzung durch Freischaltpacks kommt für sie nicht in Frage.
Wiederspielwert Ade
Mit den Freischalt-Paketen wird alles, was Mortal Kombat X an Langzeitmotivation hatte, in einem riesigen Haufen Reizüberflutung vor meine Füße geworfen. Natürlich zwingt mich niemand dazu, der Echtgeld-Shop ist angenehm unaufdringlich.
Ich kann ohne Probleme so wie immer stundenlang drauflos kloppen und mich über jedes Kostüm einzeln freuen. Und so lange ich nicht online gegen andere spiele, die 50 Easy-Fatality-Münzen gekauft haben, werde ich wahrscheinlich auch nichts davon merken.
Und selbst dann sind Fatalities, Kostüme & Co. ja nur optische Gimmicks, keine spielerischen Vorteile – also kein Pay2Win im Online-Modus.
Dennoch: Wo bleibt denn da das Erfolgserlebnis? Was gibt mir in diesem Spiel denn dann noch das Gefühl von Fortschritt? Wenn mir jemand zum Beginn von Metroid Prime Samus' gesamtes Waffenarsenal aushändigt, werde ich doch den Teufel tun und jeden Winkel des Spiels erkunden.
Ich rase durch die Levels und bekomme eine A-Wertung. Aber nach einem Mal ist die Sache für mich erledigt. Der Wiederspielwert ist gleich null. Und hier kommt außerdem noch hinzu, dass die Inhalte mir nicht einfach ausgehändigt werden. Ich muss für sie bezahlen.
Mortal Kombat X - Screenshots ansehen
Woran ich zu knabbern habe ist, wie sich das ganze weiterentwickelt. Wenn der Vorbestellerbonus in Assassin’s Creed Unity Hosen sind, die unsere Geschwindigkeit erhöhen, kann ich dann in Batman: Arkham Knight gegen Bezahlung weiter gleiten?
Wird mein Batmobil schneller, wenn ich 20 Euro hinlege? Und selbst abgesehen davon: Ich finde es einfach nur dämlich, dass ich mit Mikrotransaktionen genau das überspringen kann, was ja eigentlich Spaß machen soll.
Nämlich das Erspielen, das ehrliche Verdienen von Belohnungen. In ihrem Monetarisierungswahn schießen sich die Entwickler doch selber ins Bein, indem sie ihr Spiel entwerten. Das hätte auch Erron Black nicht besser hinbekommen.
Die ganze Sache hat den faden Beigeschmack von Free2Play-Browsergames, in denen ich mit Mikrotransaktionen meine Pflanzen eher ernten oder meine Schiffe schneller segeln lassen kann. Browsergames sind jedoch umsonst.
Für Mortal Kombat, Assassin’s Creed Unity oder Batman: Arkham Knight habe ich bereits vorher eine Stange Geld ausgegeben. Wie lange dauert es, bis Vorteile durch Mikrotransaktionen nicht mehr optional sind?
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