Ein Hacker als Sexsymbol?
Da wird dann ein Hacking-Experte aus dem Knast geholt, weil nur er scheinbar die notwendigen Kenntnisse besitzt, diesen zu stoppen. Da wird eine globale Schnitzeljagd für Technikfreaks abgefeuert, mit Abstechern durch fernöstliche Regionen und amerikanische Slums. Und irgendwann beschießt man sich sogar mit Raketenwerfern. Immer noch alles, wegen eines Anschlags, der dem Film keine 20 Sekunden Screentime wert war.
Wie egal das Hacker-Thema selbst den Machern gewesen sein muss, merkt man auch daran, wie lausig das Drehbuch mit der Prämisse umgeht. Der namensgebende Blackhat ist nicht viel mehr als ein griffiges Schlagwort für das Filmposter, wirklich gespielt wird mit der Idee eines allmächtigen Technik-Manipulators zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen nutzt Michael Mann die Laufzeit, um seinen Hauptdarsteller durch unsinnige Actionszenen zu jagen.
Womit wir beim größten Stolperstein von Blackhat wären. Chris Hemsworth, der (laut People Magazine) Sexiest Man Alive, als genialer Computernerd? Funktioniert nicht eine einzige Sekunde. Hemsworth gibt hier den ultra-lässigen Desktop-Gangster, der im Knast auch schon mal Liegestütze im Kopfstand macht und später natürlich die heiße Schwester seines besten Freundes fachmännisch bezirzt.
Logik mit der Lupe suchen
Hemsworth spielt das, was er eigentlich immer spielt. Den über-charismatischen Gigolo mit Muckis und wallender Mähne. Jeder Moment, in dem er den Hacker heraushängen lassen soll, wirkt lachhaft und unglaubwürdig. Und Michael Mann setzt darauf sogar immer wieder einen drauf. Denn obwohl er seinen Film als hyper-realistisch verstanden wissen will, ist Blackhat reinstes Fantasy-Theater.
Lässt man die manigfaltigen Logiklöcher mal außen vor, präsentiert sich hier dennoch eine Kaskade an Unglaubwürdigkeiten, die es so lange nicht mehr im Kino gab. Da wird Hemsworth dann, obwohl er nur Technikexperte ist, auf gefährliche SWAT-Einsätze mitgeschickt - in der ersten Reihe. Da werden geheimste Geheimtechnologien der NSA benutzt, ohne deren Wissen - um die Chefetage nicht zu verärgern. Und und und.
Die Liste der Drehbuchverfehlungen ist schier endlos und werfen unweigerlich die Frage auf: wo war Michael Mann mit seinen Gedanken all die Zeit. Der Mann, der mit Heat und Collateral zwei famos durchexerzierte Thriller mit perfektem Timing und schlüssiger Handlung abgeliefert hat, braut jetzt hier einen fahrigen Cocktail zusammen, der einfach nicht zusammen passen will. Da hat jemand offenbar sein Mojo verloren.
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