Ist eine neue Videospiel-Marke so erfolgreich wie Elden Ring, von dem nach aktuellem Stand sagenhafte 23 Millionen Einheiten verkauft wurden, gibt es in der heutigen Zeit für Publisher und Entwickler aus wirtschaftlicher Sicht meist nur eine Option: Eine Fortsetzung muss her.
Speziell in Zeiten, in denen das Bild der Gaming-Branche von von Massenentlassungen geprägt ist und enorm riskante neue IPs gleich doppelt auf dem Prüfstand stehen, wäre ein Elden Ring 2 für jedes Studio mit reinem Blick auf die potentiellen Verkaufszahlen eine sichere Bank.
Doch FromSoftware ist kein “normales” Entwicklerstudio. Was ich damit meine und warum es ein absoluter Bossmove wäre, auf eine Fortsetzung zu verzichten, das will ich euch erklären.
FromSoftware hat jetzt die Kontrolle über Elden Ring: Zunächst muss ich aufgrund einer recht aktuellen Meldung einen kleinen Schlenker machen. Wie wir erst kürzlich erfahren haben, konnte FromSoftware die vollen Markenrechte an Elden Ring bereits im März 2023 von Publisher Bandai Namco zurückkaufen. Genauer: die “Rechte, Titel und Interessen” an der Marke Elden Ring.
Der Punkt ist für alles, was im Artikel folgt, enorm wichtig, da die Zukunft der Reihe jetzt bei FromSoftware selbst liegt und keine Abhängigkeiten mehr im Weg stehen.
Jahrelanger Erfolg dank kreativer Freiheit
Die Erfolgsgeschichte begann 2009 mit dem einst von Sony abgeschriebenen Demon’s Souls als eine der größten “Hardcore-Nischen”. Aber ohne euch mit dem langen Weg, den FromSoftware bis zu Elden Ring gegangen ist, zu langweilen, sei gesagt:
FromSoftware wäre heute kaum einer der erfolgreichsten und weltweit beliebtesten Entwickler, hätten sie stets das Offensichtliche gemacht und sich zu stark an aktuellen Gaming-Trends orientiert.
Seit frühen King’s Field-Zeiten glaubte das Studio an den Erfolg der “Souls-Formel” mit einem actionreichen, durchaus fordernden und Lore-lastigen Grundgerüst.
Diese wurde so weit verfeinert, dass spätestens mit Elden Ring samt seinem Open World-Ansatz und dem Hauch mehr Zugänglichkeit (u.a. dank der Geisteraschen) der finale Sprung in den Mainstream gelang – jedoch ohne zu stark von der kreativen Vision abzuweichen.
2016 lag es nach dem Erfolg von Dark Souls 3 als mit Abstand meistverkauften Teil der Reihe nahe, direkt mit Dark Souls 4 anzuknüpfen. Doch schon recht früh machte Hidetaka Miyazaki klar, dass in den kommenden Jahren neue Projekte den Vorrang bekommen und er persönlich mit der Reihe abgeschlossen habe – Eine spätere Rückkehr unter einem neuen Game Director ist jedoch nach wie vor möglich.
Ein Schritt für FromSoftware zurück, zwei nach vorn
Mittlerweile wissen wir nur zu gut, von welchen neuen Projekten die Rede war und obwohl sich Sekiro bis heute nur halb so gut verkauft hat wie Dark Souls 3, war der Schritt zum Action-Adventure und zur neuen IP enorm wichtig.
Während der Entwicklung konnte sich FromSoftware ausprobieren und unter anderem mit der Armprothese und einer Sprungfunktion weit mehr Vertikalität ins Spiel bringen. Vertikalität, die später für das Spieldesign von Elden Ring eine ganz entscheidende Rolle spielen sollte.
Die Entwicklung von Videospielen ist ein unglaublich kniffliger Prozess mit tausend Fallstricken, die dafür sorgen, dass selbst kleine Änderungen wie eine lapidar erscheinende Sprungfunktion ein bestehendes Konzept entscheidend verändern können. Kleinigkeiten können entscheiden, ob 5, 10 oder 20 Millionen Personen ein Spiel kaufen und damit ihren Spaß haben.
Die Entscheidung gegen Dark Souls 4 mag aus damaliger wirtschaftlicher Perspektive wie ein Schritt zurück ausgesehen haben. Dank der gewonnenen Erfahrung war sie jedoch in Wahrheit ein großer Schritt nach vorn – womöglich sogar irgendwann für ein Dark Souls 4 oder ein Bloodborne 2.
Es braucht (aktuell) kein Elden Ring 2
Miyazaki selbst schließt eine Fortsetzung von Elden Ring nicht aus und sagt, dass es aktuell zwar keine Pläne gebe, man sich die Tür für weitere Inhalte jedoch offen halte.
Ich kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass FromSoftware hier einen ähnlichen Weg bestreitet, wie einst nach Dark Souls 3 und wir lange Jahre abseits des DLCs keinen Schritt mehr in neue Gebiete des Zwischenlandes setzen werden.
Elden Ring fasst rein vom Umfang die komplette Dark Souls-Trilogie in einem einzigen Spiel und nehmen wir jetzt noch Shadow of the Erdtree hinzu, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es die Entwickler*innen nach Frischem dürstet. So sehr ich Elden Ring mag, so sehr wünsche ich mir, dass die kommenden Projekte nichts mit dem Spiel zu tun haben.
FromSoftware soll sich lieber weiter austoben, soll sich gerne ein komplett frisches Setting schnappen und ihre Souls-Formel wieder in einem mehr linearen Action-Adventure austesten. Ein neuer Spin gleich dem Parier-lastigen Kampfsystem aus Sekiro würde Frische bringen.
Monotonie und Business as usual schadet und FromSoftware haben bereits mehrfach bewiesen, dass sie selbst am besten wissen, wie sie uns als Spieler*innen auf Dauer begeistern; und sogar stets neue Fans für sich gewinnen können. Ein Verzicht auf die sicheren Elden Ring-Millionenverkäufe wäre daher ein echter Bossmove und mit Blick auf die Vergangenheit von FromSoft genau der richtige Schritt.
Wie seht ihr die Sache? Wünscht ihr euch Elden Ring 2 oder soll sich FromSoftware anderweitig austoben?
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.