Kartoffelsalat in der Filmkritik - 30 Jahre an YouTube vorbei

YouTuber David Hain war für uns im Kino und hat Kartoffelsalat gesehen, den ersten Kinofilm von und mit YouTubern. Mit im Saal: Die Zielgruppe zwischen acht und Bravo-Abo. Gelacht hat aber nur einer - einmal. Dafür richtig laut.

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Szene Wievielauchimmer; Polizeistation; Verhörsituation. Der Polizist fragt: »Sind sie nervös?«, darauf der Verhörte: »Nein, Torben - aber danke der Nachfrage«. Verwirrt? Keine Sorge, das klärt sich auf. Zunächst aber: Herzlich Willkommen in der wunderbaren Welt von Kartoffelsalat, dem ersten Kinofilm von und mit all den Lieblings-YouTubern, die nun endlich genug Geld zusammen haben, um die inhaltliche und operative Qualität ihrer Videos auch auf die große Leinwand loszulassen.

Hinweis in eigener Sache
Den folgenen Absatz hatten wir aus dem ursprünglichen Text im Rahmen des Redigierens gestrichen. Auf Wunsch unseres Autors David fügen wir ihn wieder ein.

Schon die kurze Text-Einblendung im Prolog (»Dieser Film basiert auf einem wahren Salat.«) kann im Grunde als Warnung und Maßgabe gleichzeitig verstanden werden. Allen Humorliebhabern wird hier nämlich sofort bildlich verdeutlicht, dass sie jetzt eigentlich bereits wieder nach Hause gehen dürfen. Lustiger wird's nämlich nicht. Zumindest nicht, wenn man es denn nicht möchte. Aber der Reihe nach.

Der Schöpfer dieses groß aufgezogenen Marketing-Gimmicks heißt Freshtorge, seines Zeichens YouTuber, dessen harmlose Sketche selbst für YouTube-Verhältnisse auf die sehr junge Zielgruppe abzielen. Witzchen über die Schule, Doppelrollen als Mädchen und Frauentausch-Parodien - Freshtorge kann man lustig finden, muss man aber nicht. Auf YouTube lachen aber immerhin mehr als 1,4 Millionen Abonnenten über seine Gags.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Dieser Artikel basiert nun aber auf einem Kinobesuch inmitten der angepeilten Zielgruppe. Mittags, zur besten Ferienzeit, umrundet von erwartungsvollen Teenagern zwischen 8 und Bravo-Abonnentin. Und denen konnte in insgesamt anderthalb Stunden trotz des totalen Kollapses aller Humordämme kaum ein müdes Kichern entlockt werden. Wenn schon die eigenen Fans nicht lachen wollen, wer dann?

Unterbrochen wurde die fast peinliche Stille nur ein einziges Mal, von einem besonders lauten Lachen - und das stammte von mir. Etwa in der Hälfte, wenn plötzlich eine Zombie-Epidemie ausbricht und die Kalauerkanonade aus vollen Rohren schießt, werden die völlig wahllos eingestreuten Gags plötzlich so un- und irrsinnig, dass ich mir nur noch mit lautem Lachen behelfen konnte. Und weil ich ihn mochte, diesen einen Gag mit dem brennenden Stuntman und dem Eisverkäufer.

Das hat ein bisschen was vom Schrotflinten-Humor der Regisseure Aaron Seltzer und Jason Friedberg, die so üble Werke wie Date Movie, Fantastic Movie oder Meet the Spartans verbrochen haben. Deren geniale Idee: Wenn mir schon keine guten Witze einfallen, dann mache ich einfach derart viele, bis auch der Letzte im Kinosaal aufgibt und lacht. Wie bei einer Schrotflinte eben - irgendeine Kugel wird schon treffen.

Doch wie bei einem guten Essen ist es nicht die Masse der Zutaten, sondern deren Qualität, die am Ende den Geschmack bringen. Kartoffelsalat dröhnt seine Zuschauer jedoch bis unters Kinn mit Witzen voll, die mal wenig funktionieren, meistens gar nicht und dabei nicht selten auch noch geklaut sind.

Witze von Anno Dazumal

Der eingangs beschriebene Gag ist zum Beispiel keine Eigenleistung. Spulen wir kurz 35 Jahre (Gott, ist das lange her) zurück, ins Jahr 1980, als mit Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug das Gebrüder-Paar David und Jerry Zucker und Jim Abrahams ihren ersten großen Welthit feierten. Damals ließen sie den legendären Leslie Nielsen in Dialoge eintauchen wie: »Ist das ihr ernst?« - »Jawohl - aber bitte nennen sie mich nicht Ernst!«

Und es war zum Schreien komisch. Die »Unglaubliche Reise«-Filme sind heute Klassiker des abstrusen Humor. Nur - das ist jetzt eben auch 35 Jahre her. Das Humorverständnis hat sich durch popkulturelle Einflüsse, Animationsserien wie die Simpsons oder South Park und dem stetig wandelnden Zeitgeist (Stichwort YouTube) schlicht verändert. Ein Otto hat mit seinen Kinofilmen in den Achtzigern schließlich auch mal Millionen Deutsche in die Kinos gelockt, hier taugt er nur noch zur Mininebenrolle.

Gaststars: Evil Jared Hasselhoff War einmal Bassist einer populären Band: Bloodhound-Gang-Mitglied Evil Jared Hasselhoff

Martin Schneider War einmal populärer Kabarettist (»Aschäääbäschää«): Martin Schneider (links im Bild)

Jenny Elvers War einmal seriöse Schauspielerin: Jenny Elvers-Elbertzhagen

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