Immer greifbereit
Ricos wichtigste Ausrüstung trägt er allerdings immer am Mann: seinen Greifhaken. In erster Linie dient uns die Kralle am Stahlseil zur schnellen Fortbewegung. Mit einem Satz ziehen wir uns Wände hoch oder schleudern uns gleich ganz in die Luft, öffnen Ricos Fallschirm und beharken Gegner von oben. Noch mehr Bewegungsmöglichkeiten erhalten wir durch den brandneuen Wingsuit. Die dünnen Flughäute am Anzug unseres Agenten ermöglichen ihm blitzschnelle Stellungswechsel. Geübte Spieler ziehen sich sogar während des Gleitflugs mit dem Greifhaken erneut in die Höhe und überwinden so auch große Distanzen spielend.
Diese Manöver benötigen zwar immer noch etwas Einarbeitung, insgesamt geht die Steuerung dank einer verbesserten Zielhilfe für unseren Greifhaken und der reduzierten Sinkgeschwindigkeit des Fallschirms aber flüssiger von der Hand. Der Fokus von Just Cause liegt also mehr denn je auf einer vertikalen, extrem schnellen Spielweise. Um das zu unterstreichen, haben die Entwickler Rico die Möglichkeiten zu sprinten und sich abzurollen genommen. Das Spiel scheint uns in jeder Sekunde anzuschreien: »Nur Anfänger kämpfen am Boden!«
Ein Segen für YouTube
Rico kann sich allerdings nicht nur selbst an etwas festketten, sondern auch Objekte miteinander verbinden. Ging das im Vorgänger nur mit einem einzigen Seil, sind jetzt bis zu fünf Verknüpfungen drin. Just Cause-Fans dürften bei dem Gedanken an die schier endlosen kuriosen Möglichkeiten damit Chaos anzurichten, bereits die Tränen in die Augen steigen, doch es kommt noch besser. Auf Knopfdruck (in unserer Version mit dem linken Trigger des Xbox-Gamepads) erhöhen wir manuell die Spannung der Seile. Was das heißt? Nunja, Autokatapulte, gigantische Abrissbirnen und unser explosives Domino dürften nur die Spitze dessen sein, was die Spieler mit den gegebenen Möglichkeiten anstellen werden. So viel ist klar: Für YouTube wird Just Cause 3 eine echte Offenbarung.
Eine deutlich verbesserte Physikengine setzt Ricos neue Fähigkeiten noch imposanter in Szene. Wer eine der Statuen des berüchtigten Diktators umreißen will, sollte darauf achten, seinen Greifhaken möglichst weit oben anzusetzen, um eine gute Hebelwirkung zu erzielen. Sonst kann es sein, dass unser Kabel reißt oder die Kralle nur etwas Stein herausbricht. Stellen wir es jedoch richtig an, kippt das Standbild vom Sockel und zerbröselt realistisch in seine Einzelteile. Nur der Kopf soll stets komplett erhalten bleiben, schmunzeln die Entwickler, weil die Spieler ihn so gerne als Abrissbirne nutzen. Die Zerstörung bleibt allerdings auf dafür vorgesehene Objekte und Gebäude beschränkt. Eine komplett demolierbare Umgebung wäre wohl doch zu viel für die eigens entwickelte Avalanche-Engine.
Der ganz große Wunsch
Ist diese ganze Bastelei wirklich notwendig? Nein, absolut nicht. Wir könnten auch wie in einem typischen Third-Person-Shooter von Deckung zu Deckung rennen, Gegner mit dem MG umnieten und Gebäude mit C4, das Rico jetzt unbegrenzt bei sich trägt, planieren. Doch damit würden wir Just Cause 3 Unrecht tun. Das komplette Spiel ist als Spielplatz angelegt, auf dem Actionfans ihren wildesten Ideen freien Lauf lassen und sich am entstehenden Spektakel, gigantischen Explosionen und bekloppten Physikspielereien erfreuen können. Der tiefere Sinn kommt erst an zweiter Stelle. Deshalb dürften Serienfans nur müde lächeln, wenn wir ihnen erzählen, dass die KI nach wie vor auf Moorhuhn-Niveau agiert. Ihnen sind andere Aspekte wichtig und genau die entwickelt Avalanche im neusten Teil konsequent weiter.
Nur den einen, den ganz großen Wunsch werden die Entwickler nicht erfüllen. Just Cause 3 wird komplett ohne Multiplayer-Modus erscheinen. Nach dem großen Erfolg der inoffiziellen Mehrspieler-Mod für Teil zwei hatten wohl die meisten Spieler darauf gehofft, Medici gemeinsam mit ihren Freunden verwüsten zu dürfen. Sei es beim Wingwalk auf dem Flugzeug, beim Einnehmen einer Basis oder bei der Suche nach Eastereggs in der riesigen Spielwelt - kaum ein Spiel ist so prädestiniert für einen Koop-Modus wie Just Cause 3.
Rico bleibt Einzelkämpfer
Doch die Entwickler wollen sich nicht übernehmen und sich lieber voll darauf konzentrieren, eine ebenso unterhaltsame wie runde Einzelspielererfahrung abzuliefern. Ein Fünkchen Hoffnung besteht allerdings weiterhin, denn zumindest die Möglichkeit einen offiziellen Multiplayer-Modus irgendwann nachzureichen, schließt Avalanche nicht aus. Bis dahin können wir lediglich in Herausforderungen wie Checkpoint-Rennen mit dem Auto oder dem Wingsuit unsere Leistungen mit denen unserer Freunde sowie anderer Spieler weltweit messen.
Obwohl die ganz große Überraschung also ausbleibt, werden Fans der Reihe, die sich einfach nur austoben wollen, mit Just Cause 3 ihre helle Freude haben, da sind wir uns jetzt schon sicher. Ob die Missionen abwechslungsreich genug sind und die Spielwelt auch auf Dauer interessant bleibt können wir jetzt allerdings noch nicht beurteilen.
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