Neue Helden
Im Gegensatz zu den beiden letzten Jurassic-Park-Filmen verzichtete der erst 38 Jahre alte Regie-Newcomer Colin Trevorrow auf die Besetzung mit Franchise-Veteranen. Doch während fast jeder Film stets etwas Jeff Goldblum vertragen kann, ist das Fehlen von Sam Neill und Laura Dern gerade noch zu verkraften.
Die Hauptrolle übernimmt stattdessen Starlord-Darsteller Chris Pratt, der einen ehemaligen Navy-Soldaten spielt, der sich nun auf die Abrichtung von Raptoren spezialisiert hat und natürlich als einer der einzigen auf der Insel stets die richtigen Entscheidungen trifft.
Ganz im Gegensatz zu BWL-Streberin Claire, gespielt von Bryce Dallas Howard, die als Parkleiterin vor allem die Profitabilität des Parks umtreibt und die zwischen all den Terminen und Powerpoint-Präsentationen total vergisst, dass ihre beide Neffen zum Besuch im Park sind und sich über etwas Aufmerksamkeit freuen würden.
Die Grundkonstellation bestehend aus Abenteurer, Zicke und zwei nicht auf den Kopf gefallener Kinder könnte direkt aus einem Spielberg-Film der 80er entnommen sein, zeigt aber im Laufe des Films angenehm menschliche Züge. Gerade die Entwicklung von Claire führt nicht in eine stereotypische Sackgasse wie zu Zeiten von Willie Scott aus »Indiana Jones und der Tempel des Todes«.
Stattdessen verhalten sich fast alle Beteiligten angenehm nachvollziehbar und auch Firmenchef Masrani oder Wissenschaftler Dr. Henry Wu dürfen mehrere Charakterfacetten zeigen. Zwar erreicht hier niemand den Charme und Witz von Jeff Goldblum, aber in Zeiten, in denen jede zweite Filmfigur neuerdings eine Superkraft hat, sind sie trotzdem angenehm bodennah.
Warum allerdings eine arme, leicht gelangweilte Assistentin der Parkleitung den geballten Hass der Filmemacher auszubaden scheint, können wir nur erahnen. Das Kinopublikum schien bei der Pressevorführung jedenfalls zwischen Mitleid und Schadenfreunde hin und her gerissen gewesen zu sein.
In bester Tradition
Die Jagd auf den Turbo-Dino und die Rettung der beiden Kinder aus dem Chaos des von Sauriern überrannten Freizeitparks ist für ein Budget von 150 Mio ansprechend in Szene gesetzt und kann mit der traditionellen Mischung aus CGI- und animatronischen Effekten optisch überzeugen.
Erfreulicherweise verweigert sich der Film dem um sich greifenden Trend, stets jede Actionszene mindestens fünf Minuten zu lang auszuwalzen und eine Gesamtspielzeit von drei Stunden anzustreben. Das Tempo von Jurassic World ist angenehm flott und lässt nach einer halbstündigen Einführung in den Park eigentlich keine Pausen mehr zu. Das Produktplacement von Mercedes und Samsung fällt nicht sonderlich ins Auge, wer einmal in einem Disney-Freizeitpark war, dürfte dies eher für eine realistische Abbildung der Wirklichkeit halten.
Doch was erhebt Jurassic World eigentlich genau über die beiden Vorgänger? Es ist die enge Anbindung an Jurassic Park, die mehr Hommage als Remake ist: Man erkennt die Spuren der Geschichte des ersten Parks auf Isla Nublar und erhält nun erneut die Chance, sich im Film wie ein Besucher eines riesigen Freizeitparks zu fühlen.
Natürlich erweckt der Film trotzt des immer wiederkehrenden Originalthemas niemals das ganz große Staunen, das man 1993 verspürte, dazu ist man dank des CGI-Kinos einfach schon zu gewohnt, unglaubliche Dinge auf der Leinwand zu sehen. Wer sich allerdings noch an diese Zeit erinnern kann, wird sich in Jurassic Park schnell heimisch fühlen.
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