Jackie Estacado aus The Darkness ist ein verstörender Badass, der uns zu Tränen rührt

Für unsere Themenwoche kramt Chris ganz tief in seiner Jugend. Kein Protagonist hat es ihm so angetan, wie der Mafioso aus The Darkness.

Badass, bewegend, zutiefst verstörend - Mafia-Gangster Jackie Estacado ließe sich auf vielerlei Arten beschreiben. Badass, bewegend, zutiefst verstörend - Mafia-Gangster Jackie Estacado ließe sich auf vielerlei Arten beschreiben.

Rückblickend würde ich den ersten Schwung an Shootern der Generation Xbox 360 & PS3 wohl als zweite goldene Ära des Genres bezeichnen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Experimentierfreudigkeit der Studios, sowohl im Hinblick auf Gameplay-Mechaniken, welche in Titeln wie Prey, Portal oder BioShock ganz neue Höhen erreichten, aber auch der Inszenierung der Story. In letztgenannter Disziplin ist der Erstling der The-Darkness-Reihe für mich bis heute eine Wucht.

Das Paradebeispiel einer Grenzerfahrung: Jackie Estacado beeindruckt mich aufgrund des Facettenreichtums seiner Geschichte. Wir erfahren viel über seine Beziehung zu anderen Figuren, die äußeren Umstände lassen zu, dass wir mit ihm leiden, uns aber auch von seinem Handeln abgestoßen fühlen.

Keine Ehre unter Ganoven

An seinem 21. Geburtstag wird der Auftragskiller Opfer eines Bombenanschlags durch seinen Ziehvater "Uncle Paulie", da er seine Arbeit nicht mehr gehorsam erledigt. Jackie überlebt die Falle jedoch und muss daraufhin vor der Mafia-Familie flüchten.

Schlechtestes. Geburtstagsgeschenk. Ever. Schlechtestes. Geburtstagsgeschenk. Ever.

Das führt letztendlich dazu, dass eine Kraft in ihm zu Tage gefördert wird, die seit vielen Generationen in seiner Familie schlummert. Und zwar die namensgebende "Darkness", eine brutale, sich am Leid der Menschen labende Urgewalt. Visualisiert wird sie durch spitze, tiefschwarze Tentakel und zwei mit Reißzähnen besetzten Köpfen. Ihre furchteinflößende Aura kommt aber erst so richtig aufgrund der markerschütternden Stimme von Faith-No-More-Sänger Mike Patton zur Geltung, welche sich regelrecht ins Gehör fräst.

Licht in der Dunkelheit

Jackie ist ein erbarmungsloser Mörder, daran ändert auch sein Verständnis von Loyalität nichts. In einer Szene verschwimmen die Grenzen dennoch. Nachdem die Darkness in Jackie erwacht ist, zieht es diesen, ein wenig verloren, zu seiner Jugendliebe Jenny Romano.

Das Spiel nimmt sich in der Folge viel Zeit, beide in einer völlig alltäglichen Situation darzustellen, wodurch eine ungeheure Intimität entsteht. Wir können uns dazu entscheiden, mit Jenny ein wenig fernzusehen und auf der Couch zu kuscheln. Die romantischen Gefühle zwischen den beiden könnten kaum greifbarer erscheinen, es knistert zu jeder Sekunde - und das ohne jeglichen Kitsch.

Wir gesellen uns zu Jenny aufs Sofa und können mit ihr fernsehen. Wann wir aufstehen, liegt ganz an uns. Nach einer Weile schläft sie an Jackies Seite ein. Wir gesellen uns zu Jenny aufs Sofa und können mit ihr fernsehen. Wann wir aufstehen, liegt ganz an uns. Nach einer Weile schläft sie an Jackies Seite ein.

Der Schlag in die Magengrube lässt nicht auf sich warten: Wenig später erfahren wir, dass unsere Widersacher Jenny entführt haben. Jackie zieht natürlich aus, um seine Angebetete zu retten, was der Darkness so gar nicht gefällt. Wie zuvor erwähnt, labt sie sich am Leid der Menschen, ganz besonders aber an der ihres Wirts. Als wir an unserem Ziel angekommen sind, lässt sie nicht zu, dass wir Jennys Entführer ausschalten. Durch Jackies Augen werden wir Zeuge des emotional vernichtenden Todes von Jenny, ein Moment, in welchem ich mich ihm vollständig verbunden fühlte. Damals wie heute sind diese Sekunden kaum auszuhalten.

Mit Vollgas in den Abgrund

Ihr merkt schon, The Darkness verlangt dem Spieler einiges ab. Nach dem Mord an seiner Geliebten begibt sich Jacke auf einen blutigen Rachefeldzug, der auch nicht spurlos an ihm vorbeigeht. Wir werden wiederholt Zeuge seiner Selbstaufgabe, deren fatales Resultat nur aufgrund des Wirkens der Darkness ausbleibt. Diese kann den Körper ihres Wirts rekonstruieren, selbst wenn davon nur noch der Unterkiefer übrig ist.

Weder die Darkness noch Jackie gehen zimperlich mit ihren Feinden um. Szenen, die man eher in einem Horror-Spiel vermuten würde, werden uns am laufenden Band serviert. Weder die Darkness noch Jackie gehen zimperlich mit ihren Feinden um. Szenen, die man eher in einem Horror-Spiel vermuten würde, werden uns am laufenden Band serviert.

Zudem ist die Spielwelt durchzogen von Verbrechen und Korruption, Jackies Entwicklung erscheint daher nachvollziehbar, strotzt aber nur so vor moralisch zweifelhaften Entscheidungen.

Beispiel gefällig? Als Jackie in die Gelegenheit kommt, die Darkness zu vernichten, entfesselt er ihre wahre Kraft und nimmt sie vollständig in sich auf. Er ist zwar nun in der Lage, sie zu kontrollieren, verliert aber auch fortschreitend seine Seele an sie. Seine Gelüste nach Vergeltung überwiegen jeglicher Vernunft.

Am Ende wartet nur die Leere

Letztendlich erreicht Jackie sein Ziel und zieht die Mörder von Jenny zur Rechenschaft. In der Schlussszene wird aber klar, dass sich die Hauptfigur von der Liebe zu seiner Freundin nicht lösen kann und emotional zerbrochen ist. Er sieht sich mit einem Nichts konfrontiert, das von nun an sein Leben bestimmen wird.

Das Schlussbild führt uns Jackies sehnlichsten Wunsch vor Augen. Ein flüchtiger Moment, der ihm nur einige Sekunden gewährt wird. Das Schlussbild führt uns Jackies sehnlichsten Wunsch vor Augen. Ein flüchtiger Moment, der ihm nur einige Sekunden gewährt wird.

Einer der anspruchsvollsten Protagonisten: Jackie ist nicht grundlos böse, stattdessen führt er uns vor Augen, was geschieht, wenn die Dunkelheit in unserem Inneren überhand gewinnt. Seine miserable soziale Stellung machte ihn zum Verbrecher und verbannte ihn in eine Welt, in der Verlust die einzige Konstante ist. Eine Mahnung, die man nicht leichtfertig übersehen sollte.

Hat sich Jackie Estacados Geschichte auch so nachhaltig in eure Erinnerungen gebrannt?

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