Captain Kirk gegen die Russen
Chris Pine erlebt offensichtlich gerade einen absoluten Höhenflug. Zwar darf der Schauspieler noch keine einschlägigen Award-Nominierungen sein Eigen nennen, dafür ist er in einem Blockbuster nach dem anderen zu sehen. Nach Star Trek Kultfigur Kirk darf er mit Jack Ryan nun einen weiteren beliebten Helden verkörpern. Eine Ehre, die vor ihm schon Alec Baldwin (in "Jagd auf Roter Oktober"), Harrison Ford (in "Die Stunde der Patrioten" und "Das Kartell") und Ben Affleck (in "Der Anschlag") zuteil wurde.
Da ist es eigentlich erstaunlich, dass sich mit keinem der Schauspieler ein langlebiges Film-Franchise entwickelte, obwohl Paramount Pictures dies mit Ben Affleck zunächst geplant hatte. Nachdem dieses Vorhaben scheiterte, brauchte es weitere sechs Jahre, bis Sam Raimi 2008 entschloss, sich der Reihe anzunehmen und ein Reboot zu starten. Dieser hatte sein Spiderman-Franchise gerade zu Ende gebracht und somit Platz für Neues. Chris Pine stand als Hauptdarsteller schnell fest, doch dann sagte Raimi ab und Pine drehte Star Trek. Es war also ein langer Weg, bis Shadow Recruit, letzten Endes unter der Regie von Kenneth Branagh, tatsächlich in Produktion ging. Tom Clancy, der im Herbst vergangenen Jahres im Alter von 66 Jahren starb, sollte das Kino-Revival seiner Serie leider nicht mehr erleben.
Dass sich ein Vorlauf von so vielen Jahren tatsächlich gelohnt hat, kann man allerdings nicht behaupten. Der Film ist mitnichten etwas wirklich Neues und weder besonders innovativ bei der Geschichte noch ihrer Umsetzung. Trotzdem wird ein guter Grundstein für potentielle Fortsetzungen gelegt und mit der Geschichte ganz von vorne zu beginnen und einen jungen Jack Ryan zu wählen, war sicherlich ein kluger Schachzug.
Dabei bleibt der in Anti-Terror Filmen sonst oftmals so präsente und für nicht-Amerikaner häufig befremdliche überzogene Patriotismus fast komplett aus und es gibt wenig Klischee-überladene Dialoge, bei denen dem Zuschauer das Schaudern kommt. Das Autoren Team rund um David Koepp, der auch schon die Drehbücher zu Illuminati, Jurassic Park und dem ersten Mission Impossible schrieb, sich voll und ganz auf Clancys Lieblingsthematik konzentriert: die "bösen" Russen. Gepaart mit einem recht ausgeklügelten Plot, wenn auch wenigen Twists, ergibt sich eine Story, die Herrn Clancy persönlich sicher auch gefallen hätte.
Ryan. Jack Ryan.
Vergleiche mit anderen erfolgreichen Spionage-Reihen bleiben natürlich nicht aus. Des öfteren erinnert Shadow Recruit ein wenig an Filme wie Mission Impossible oder die Bourne-Reihe.
Ob daraus ein ähnlich erfolgreiches Franchise entstehen kann, bleibt zu bezweifeln. Pine und Costner geben ein sympathisches Duo ab und der Film legt ein anständiges Tempo hin, so dass wirkliche Hänger oder Langeweile nicht aufkommen. Auch Love Interest Keira Knightley, die schnell überflüssig hätte werden können und am Anfang Gefahr läuft, dem Zuschauer ordentlich auf die Nerven zu gehen, ist am Ende etwas weniger "Jungfrau in Nöten" als befürchtet und leistet ihren Part. Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass das gewisse "Etwas" fehlt. Shadow Recruit ist zwar unterhaltsam, aber ein bisschen zu 08/15 um zu begeistern.
Die optisch ansprechende Umsetzung und das Versprechen, dass die folgenden Filme sich wesentlich direkter an Clancys erfolgreichen Vorlagen orientieren würden, lässt trotzdem auf einen weiteren Versuch hoffen. Gute Agentenreihen kann es schließlich nicht genug geben, Chris Pine hat ordentlich Potential und Kevin Costner wieder öfter im Kino zu sehen, kann auch nicht schaden.
Fazit
Anne Facompre: "Jack Ryan: Shadow Recruit" ist ein netter Versuch, mit dem Jack Ryan Universum eine neue Blockbuster-Reihe zu starten. Dabei bleiben große positive Überraschungen genauso aus wie immens negative. Das 60 Millionen Dollar teure Unterfangen unterhält angemessen gut und überzeugt vor allem durch sympathisch-charismatische Darsteller, die sich dem Zuschauer nicht aufdrängen. Trotzdem fehlt Shadow Recruit sicherlich das Kultpotential, das beispielsweise Jagd auf Roter Oktober ausmachte. Allerdings ist die Neuauflage einer beliebten Romanreihe natürlich auch kein leichtes Unterfangen, das auch weitaus schlechter hätte ausfallen können (man denke an Alex Cross, der so schlecht war, dass man ihn am liebsten vergessen möchte). Wer Clancys Bücher mag, sollte Chris Pine die Chance geben, der Figur des Jack Ryan wieder richtig Leben einzuhauchen.
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