Wenn ich ein Horror-Spiel zocke, möchte ich mich logischerweise gruseln. Schafft es ein Spiel, mich mit seiner unheimlichen Atmosphäre völlig zu fesseln, dann sollte doch eigentlich alles andere egal sein; auch ob der Titel mit neuen Ideen glänzt oder nur altbekannte Konzepte gut umsetzt - oder?
Ganz so einfach ist es meiner Meinung nach nicht. Ich halte den Innovationsgehalt eines Games durchaus für ein Qualitätsmerkmal, allerdings nicht für das einzige oder wichtigste. Wie ich das meine, erkläre ich hier.
Eins vorweg: Man muss nicht immer die Innovations-Polizei spielen
Unterhält uns ein Spiel in unserer Freizeit gut, so machen wir uns glaube ich manchmal gar keine Gedanken über dessen Originalität, und das ist völlig normal und okay. Warum sollte es uns auch kümmern, ob das Rad neu erfunden wurde, wenn das Gruselerlebnis stimmt?
Manche Spiele begeistern uns einfach damit, dass sie ein Erfolgskonzept auf coole Weise wiederaufleben lassen.
Dabei gibt es nur ein Problem
So spaßig oder unheimlich eine Spiele-Formel auch ist, meistens lässt sie sich nicht beliebig oft neu auflegen. Irgendwann fühlen sich bekannte Mechaniken, die genretypischen Schauplätze und Geschichten abgenutzt an. Der Horror hat gar keine Chance, uns eiskalt zu erwischen, wenn alles vorhersehbar ist, denn er lebt von bösen Überraschungen.
Samara Summer
@Auch_im_Winter
Samaras Faszination für Horror-Games keimte bereits in den 90ern auf, als Monster aus faustgroßen Pixeln noch gruslig waren. Als sie einem Kumpel bei den frühen Resi- und Silent Hill-Teilen beistehen musste, war es endgültig um sie geschehen. Seither verfolgt die Zockerin die Entwicklung des Genres und begeistert sich für Blockbuster-Titel, hat aber auch ein Herz für innovative und ungewöhnliche Indie-Spiele.
Das Ganze geht außerdem noch viel weiter
Neue Ideen wirken sich nämlich nicht nur auf das Spiel aus, in dem sie zum Einsatz kommen, sondern können - wenn sie gut sind - das ganze Genre beeinflussen. Ein Game, das eine klassische Horror-Spielart geprägt hat, ist beispielsweise Alone in the Dark. Im Jahr 1992 hat es viele Elemente eingeführt, die noch heute stilprägend sind: Gruselhaus, feste Kameraeinstellung, eine Mischung aus Monstern, derer man sich mit gefundenen Waffen erwehrt und Erkundung samt Rätseln. Kaum notwendig zu erwähnen, dass davon unter anderem Resident Evil inspiriert wurde.
Aber auch die Resi-Reihe selbst ist ein gutes Beispiel für Innovation
Dass die Reihe sich so beharrlich hält und nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, liegt sicher auch daran, dass sie eben nicht an diesem Punkt stehen geblieben ist, sondern sich immer wieder neu erfunden hat. Denken wir nur an Resident Evil 4, das die fixen Kamerawinkel hinter sich lässt, mit der Schulterkamera einen actionreicheren Ansatz findet und damit wiederum andere Spiele inspiriert. Oder an Resident Evil 7 das uns in der Egoperspektive, wahlweise sogar in VR, über das Baker-Anwesen hetzt. Wenn wir das betrachten, stellt sich die Frage:
Wo wären wir heute, wenn niemand etwas gewagt hätte?
Survival-Horror wie The Forest, Schleichspiele wie SOMA, actionhaltige Spiele wie BioShock, Titel mit Erkundungs-Fokus wie Layers of Fear und so weiter: All diese Sub-Genres möchte ich nicht missen! Diese Vielfalt verdanken wir aber nur mutigen Entwickler*innen, die neue Wege bereitet und dabei neue Stilrichtungen geprägt haben.
Trotzdem finde ich, dass es beides braucht: Spiele, die neue Pfade beschreiten und solche, die bekannte Gruselkonzepte perfektionieren. Allerdings ist es mir bei der zweiten Kategorie wichtig, dass tatsächlich eine Optimierung oder spannende Neuinterpretation stattfindet. Wie ich zu Beginn schon sagte: Der Innovationsgehalt ist für mich eines der Qualitätsmerkmale. Wenn dieser eher gering ausfällt, muss das Spiel mich durch andere Vorzüge überzeugen, dass es genau diese Neuinterpretation der Formel gebraucht hat.
Welche Horror-Spiele empfindet ihr als besonders innovativ? Seid ihr mit der aktuellen Entwicklung des Genres zufrieden oder findet ihr, es dürften mehr neue Ideen her?
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