New Super Mario Bros. U, Nintendo Land, Lego City Undercover- es gibt Spiele, die mir auf der Wii U viel Freude bereiten. Aber: Für mich sind das keine Titel, die den Kauf der Nintendo-Konsole rechtfertigen. Dazu fehlen mir die AAA-Spiele von Nintendo und Top-Exklusivtitel anderer Hersteller -es fehlt ein Systemseller wie Halo für die erste Xbox oder Uncharted für die PS3. Dass meine Wii U abseits des neuen 2D-Hüpfers, der Minispielsammlung und der Abenteuer von Chase McCain ungenutzt im Regal liegt und zum Staubfänger verkommt, hätte ich zur Erstankündigung vor zwei Jahren nicht erwartet.
Und jetzt auch noch das: Electronic Arts entwickelt derzeit kein einziges Spiel für Nintendos Wii U, das bestätigte der EA-Sprecher Jeff Brown gegenüber dem Spieleblog Kotaku. Viele Medien machen daraus eine Meldung à la »EA stellt Entwicklung für Wii U ein«. Reißerisch, so verkehrt aber nicht. Denn Spiele befinden sich meist jahrelang in der Entwicklung, bevor sie veröffentlicht werden. Und wenn der amerikanische Publisher derzeit keinen Wii-U-Titel in der Mache hat, bedeutet das auch, dass prominente Spiele wie Battlefield 4 und FIFA 14 nicht für das System erscheinen werden
Der Fußballsimulation hat EA sogar schon offiziell eine Absage erteilt, vielen weiteren Toptiteln wegen der fehlenden Kompatibilität der Wii U mit der Frostbite-3-Grafikengine ebenfalls. Immerhin hat Finanzchef Blake Jorgensen die Aussage seines Kollegen inzwischen ein wenig relativiert: Es wird in Zukunft noch das ein oder andere EA-Spiel für die Wii U geben, der Fokus liegt aber ganz klar auf Xbox One und PlayStation 4.
Da sich EA erst kürzlich die Star-Wars-Lizenz gesichert hat, bleiben wohl auch die Jedis der Konsole fern - bitter für Wii-U-Besitzer und treue Nintendo-Fans. Dabei hat doch alles so gut angefangen: Bei der Vorstellung seiner Bildschirmpad-Konsole hat Nintendo Electronic Arts als einen seiner großen Partner präsentiert. Folgerichtig brachte EA zum Start der Wii U eine saubere Portierung von Mass Effect 3 und setzte zudem Need for Speed: Most Wanted und FIFA 13 für die Wii U um. Doch damit scheint nun Schluss zu sein.
Electronic Arts kann man allerdings keinen Vorwurf machen. Schaut man sich die Verkaufszahlen der EA-Spiele auf der Wii U an, ist der Schritt durchaus nachvollziehbar - zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. Von Mass Effect 3 setzte EA laut VGChartz.com gerade mal 50.000 Wii-U-Exemplare ab. Weltweit. An den plattformübergreifenden Gesamtverkaufszahlen von Mass Effect 3 - immerhin über 4,5 Millionen Exemplare -hat die Wii U also einen Anteil von etwas über einem Prozent. Ähnlich sieht es bei Need for Speed und FIFA aus. Das kann sich nicht rechnen.
Meine Befürchtung: Electronic Arts könnte einen Strudel in Gang setzen, dem andere Publisher folgen. Fakt ist: Auch EAs Konkurrenz distanziert sich vorsichtig von der Wii U, verabschiedet sich aber (noch) nicht vollständig. Beispiel Ubisoft: Der Publisher kündigte im Frühjahr an, den von Fans herbeigesehnten Wii-U-Exklusivtitel Rayman Legends auf den Herbst zu verschieben - und bei dieser Gelegenheit auch gleich Versionen für Xbox 360 und PlayStation 3 zu veröffentlichen. Auch hier dürften schwache Verkaufszahlen von Hard- und Software den Publisher zu diesem Schritt veranlasst haben.
Dass Spiele der sogenannten Third-Party-Hersteller durchaus wichtig für eine Konsole sind zeigt das Beispiel Dreamcast: EA hat das Sega-System von Beginn an boykottiert. Anfang 2001, etwas über ein Jahr nach Launch, stellte Sega dann die Produktion ein und zog sich aus dem Hardware-Geschäft zurück. Damit ging der Branche ein großer Sympathieträger verloren. Droht dem einstigen Sega-Kontrahenten bald ein ähnliches Schicksal mit seiner Wii U?
Ein Rückblick: Auf der E3 im vergangenen Jahr ließen Sony und Microsoft ihre neuen Kisten noch im Sack, zeigten stattdessen lediglich Software und neues Futter für Kinect und PlayStation Move - für den Kernmarkt ein enttäuschendes Aufgebot. Und eigentlich eine Steilvorlage für Nintendo, die nun groß auftrumpfen hätten auftrumpfen können. Doch der japanische Hersteller stellte zwar erwartungsgemäß seine neue Konsole vor, hielt sich mit Fakten und Spieleankündigungen aber stark zurück.
Zum Verkaufsstart der Wii U fehlten trotz großer Spiele-Bandbreite die starken First-Party-Titel, mit denen Nintendo traditionell Systeme verkauft. Wo war das neue Zelda, das neue Metroid, das neue Mario Galaxy? Dazu kommen die Update-Probleme zum Start der Konsole und die nervigen, langen Ladezeiten, die der Hersteller erst vor ein paar Wochen ausmerzte. Und heute? Selbst Pikmin 3 hat nach einigen Verschiebungen immer noch keinen Europa-Termin, und die Werbung für die Wii U wurde stark zurückgefahren. Wir erinnern uns: Zu Wii-Hochzeiten gab es keine Werbepause ohne Nintendo.
Was hat der Traditionshersteller vor? Eine Art Relaunch vielleicht? Auf der diesjährigen E3 veranstaltet Nintendo erstmals seit Jahren keine große Pressekonferenz, dafür will man auf mehreren kleineren Events einen Haufen neue Spiele zeigen. Bitter nötig und wohl die einzige Möglichkeit, der schwächelnden Wii U zu neuem Schwung zu verhelfen.
Damit sich das Dreamcast-Desaster nicht mit der Wii U wiederholt: Macht was, Nintendo! Rockt die E3 trotz der starken Next-Generation-Konkurrenz mit guten Spielen - das ist schließlich eure Stärke! Sonst schippert die Wii U einer sehr ungewissen Zukunft entgegen.
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