Die Kunst der Langatmigkeit
So klassisch der Aufbau der Geschichte ist, so interessant ist doch der Fokus, auf den sich Regisseur Ron Howard und Drehbuchautor Charles Leavitt konzentrieren. Die Thematiken der lang ersehnten Rückkehr der Seefahrer und ihrer erschütternden Erfahrungen auf See, überstrahlen die Suche nach dem Wal.
Nur selten bekommt man das riesige Ungetüm in recht eindrucksvollen CGI-Bildern zu Gesicht. Aber wenn er zuschlägt, dann mit voller Wucht. So schwer, dass die überlebenden Männer kentern, in die Rettungsboote flüchten und über Monate im Ozean umhertreiben.
Das ist nämlich die eigentliche Geschichte in der Geschichte. Das Überleben und alle Eskapaden die dazu nötig sind. Mehr als die Hälfte des Films wird davon eingenommen und trotzdem tut sich Howard schwer damit, dieser bedrückenden Aussichtslosigkeit genug Zeit zu lassen, am Ende fehlt der Mut zur Langatmigkeit. Die wäre aber nötig, um die Situation der Schiffbrüchigen eindringlich genug zu erzählen.
Mehr Abenteuer als Metaphern
Statt dramatischem Bio-Pics mit Thrillereinschlag wie bei Apollo 13 oder A Beautiful Mind erzählt Ron Howard die Geschichte aber eher wie ein Abenteuerfilm vom Schlage seiner Dan-Brown-Verfilmungen. Etwas schade, denn Im Herzen der See hätte bei dieser Vorlage deutlich mehr mit seinen Bildern und Metaphern spielen können.
Ohne zu viel vorweg zu nehmen, wäre es in einigen Szenen wünschenswert gewesen, wenn Überlebensstrategien dramatischer dargestellt worden wären, nur um einer Verurteilung der Umstände und des Handelns der Männer zu umgehen. Stellt man sich nämlich die Frage, was zu tun ist, wenn einer der Übrigen stirbt und die konventionellen Nahrungsmittel ausgehen, so ist Kannibalismus zwar eine drastische, aber durchaus nachvollziehbare Konsequenz. Dafür hätte Howard aber zuvor die Not der Männer noch eindringlicher einfangen müssen.
Da helfen dann auch keine bildgewaltigen Walflossen oder das detailreiche Ausweiden eines Wals, inklusive ekeliger Aufgabe für den jüngsten Matrosen. Howard findet gerade in solchen Szenen nicht das richtige Maß. Hätte er sich mal besser voll auf die Schiffbrüchigen konzentriert, auf das Thema Mensch versus Natur.
So wird Im Herzen der See aber nur zur kruden Mischung aus Abenteuer- und Überlebenskampf, die nicht lange in Erinnerung bleibt.
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