Seite 2: Homefront - Historien-Special - Wie gefährlich ist Nordkorea?

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Diktator als »Familienmensch«

Nach dem Krieg trieb Staatspräsident Kim Il-sung in Nordkorea den Ausbau des »Arbeiter- und Bauernstaats« voran. Er etablierte eine Diktatur mit extremem Personenkult um sich und festigt die Isolation des Landes. Der Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre hinterließ Nordkorea abseits der Volksrepublik China als eine der letzten Inseln des Kommunismus auf der politischen Weltkarte. China ist heute Nordkoreas einziger Verbündeter.

Kim Jong-il regiert Nordkorea mit eiserner Faust in fast völliger Isolation. Kim Jong-il regiert Nordkorea mit eiserner Faust in fast völliger Isolation.

Auch nach seinem Tod 1994 bleibt Kim Il-sung als »ewiger Präsident« weiter das Staatsoberhaupt von Nordkorea. Sein Sohn und Nachfolger Kim Jong-il führt seitdem die Politik und den Personenkult fort, aus dem Einpartien-System ist längst eine Diktatur der Kim-Familie geworden. Fast alle Posten im Land werden von Verwandten bekleidet. Nach dem Tod des »geliebten Führers« Kim Jong-il wird alle Voraussicht nach sein Sohn Kim Jong-un die Herrschaft übernehmen. Kritik an diesem Führungsstil lässt der Diktator erbarmungslos verfolgen, Oppositions-Tendenzen brutal niederschlagen.

Aufgrund der Isolation des Landes gibt es abseits staatlicher Medien kaum verlässliche Fakten über die Situation der 24 Millionen Einwohner. Die meisten Berichte zeichnen aber ein katastrophales Bild. Die Menschen außerhalb der privilegierten Herrscherklasse leben in größter Armut und leiden unter Mangelversorgung. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation sind mehr als acht Millionen Menschen in Nordkorea chronisch unterernährt. Die Landwirtschaft sei besonders in ländlichen Regionen auf einem völlig rückständischem Niveau – Erntemaschinen, falls überhaupt vorhanden, sind häufig kaputt und können nicht repariert werden.

Bomben statt Brot

Umso verwunderlicher, dass die nordkoreanischer Führung offenbar große Summen in Militär und ein Atomwaffenprogramm investiert. Das International Institute for Strategic Studies schätzt, dass in Nordkorea 1,15 Millionen Soldaten unter Waffen stehen. Das Land verfügte damit über die fünftgrößte Armee der Welt nach China, den USA, Indien und Russland. Laut US-Außenministerium wird rund ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts für Militärausgaben verwendet.

Immer wieder kommt es zu kleinen Scharmützeln zwischen Nord- und Südkorea. Im März 2010 sinkt ein südkoreanisches Kriegsschiff, der Süden bezichtigt den Norden, das Boot mit einem Torpedo versenkt zu haben. Im November letzten Jahres beschießt der Norden eine südkoreanische Insel mit Artillerie, zwei Menschen sterben, 16 werden verletzt.

Der Süden und viele Staaten verurteilen dieses »Säbelrasseln« zwar aufs Schärfste, verzichten aber auf eine militärische Vergeltung, um Kim Jong-il nicht unnötig zu provozieren. Wohl auch aus Angst, der Diktator könnte eine Atombombe zünden, wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt. Allerdings streiten Experten darüber, ob das Land tatsächlich über ein funktionsfähiges Atomwaffenarsenal verfügt. Es führt zwar nach eigenen Angaben immer wieder erfolgreiche Tests durch, Satellitenbilder und Strahlenmessungen aus der Ferne sprechen aber eher dagegen, dass es sich wirklich um Atomwaffen handelt. »Bislang sind die Nordkoreaner nach Einschätzung von Experten technisch nicht in der Lage, einen Sprengkopf auf Raketen zu montieren. Die Geschosse sind zudem nicht treffsicher«, behauptet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel im April 2010.

Das Verhalten des wankelmütigen Diktators scheint zunehmend auch den letzen Verbündeten China zu verschrecken. In Peking mehren sich kritische Stimmen gegenüber Kim Jong-il. In einer Notiz nach Nordkoreas Raketentest im April 2009 wird Chinas Vize-Außenminister He Yafei zitiert, Nordkorea wolle direkte Gespräche mit den USA und benehme sich wie ein »verzogenes Kind«, um die Aufmerksamkeit »des Erwachsenen zu bekommen«. »Andere Dokumente mit Hinweis auf bedeutende südkoreanische Quellen erwecken den Eindruck, China wolle seinen Verbündeten aufgeben und wäre bereit, ein wiedervereinigtes Korea unter Südkoreas Kontrolle zu akzeptieren«, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf die Botschaftsdepeschen der Enthüllungsplattform WikiLeaks.

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