Mit Hitman 3 findet die "Welt der Attentate"-Trilogie ihren Abschluss. Erneut legen wir den schnieken Anzug an, binden die rote Krawatte um den Hals und meucheln uns auf PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S und dank der Cloud-Version auf Nintendo Switch durch insgesamt sechs große Schauplätze.
Zwar wurde auf den Ghost- und den Sniper Assassin-Modus des Vorgängers verzichtet, dafür erleben wir das Schleichabenteuer erstmals neben der gewohnten Third-Person-Ansicht mit aufgeschnalltem PSVR-Headset aus der Ego-Perspektive - was, wie ihr später noch lest, eine sehr coole Ergänzung ist.
Und so viel sei vorab gesagt: Haben euch die Vorgänger gefallen, das erneute Spielen der großen Sandbox-Areale um kreative Herausforderungen zu meistern war genau euer Ding, wird euch auch das Finale der Trilogie abholen. Habt ihr euch jedoch nach einem klassischen Hitman-Abenteuer gesehnt, das durch eine lange Story führt, könntet ihr bei Hitman 3 an einen (immerhin spaßigen) Story-DLC zum Vollpreis erinnert werden.
Das Gesamtpaket: Wer die Vorgänger in seiner Spielebibliothek besitzt, findet beide Schleichabenteuer in Hitman 3 wieder - inklusive aller Gameplay-Verbesserungen der Nachfolger. Ein wirklich cooles Feature, das zur "Welt der Attentate"-Trilogie passt! Die Level von Hitman 1+2 könnt ihr jetzt zudem im VR-Modus erleben, und habt ihr Gadgets in Hitman 3 freigeschaltet, könnt ihr sie auch in den beiden anderen Ablegern benutzen. Und keine Sorge, euer Fortschritt aus Hitman 2 wird übernommen.
Abwechslungsreiche, düstere Schauplätze für Kreative
Hitman 3 knüpft erzählerisch an den Vorgänger an und liefert erneut einen recht seichten, kurzweiligen Agenten-Thriller rund um die Organisation Providence und den Shadow Client - logo, ist ja auch der Abschluss der Trilogie. Dabei ist neu, dass wir die Geschichte nicht mehr in spärlich animierten Standbild-Zwischensequenzen erleben, sondern in aufwendigen Cutscenes. Mehr als Beiwerk rund um die Missionen ist die Story allerdings nicht. Zwar haben uns kleine Twists ab und an aufhorchen lassen, im Großen und Ganzen ist die Handlung aber der Inbegriff von "halt ganz nett" und kommt mit Blick auf die Reihe auch wenig kreativ, fast schon einfallslos daher.
Doch sind wir mal ehrlich, so wirklich stören will uns das in einem Hitman-Spiel nicht. Auf was es wirklich ankommt, sind die abwechslungsreichen, rund um den Globus verstreuten Sandbox-Level, die unserer Kreativität bei den Auftragsmorden freien Lauf lassen.
Wie bereits die Vorgänger, kann auch Hitman 3 hier voll punkten. Sei es das alte, prunkvolle Herrenhaus im britischen Dartmoor, der gläserne Sky-Tower über den Wolken Dubais oder der laute Techno-Keller im Berliner Umland. Die mit vielen NPCs bevölkerten Locations sind ein echtes Highlight - wenngleich sie auch recht willkürlich erscheinen. Die unterirdische Großraumdisco hätte nämlich auch in jeder anderen europäischen Stadt stehen können. Aber gut, wollen wir mal ein Auge zudrücken.
Keine deutsche Sprachausgabe? Genau wie in den Vorgängern sprechen auch in Hitman 3 alle NPCs gestochen scharfes Englisch, egal ob in Berlin, Dubai oder Argentinien. Es gibt zwar deutsche Untertitel und Menüs, jedoch keine deutsche Sprachausgabe. Dafür ist die englische abermals sehr gut gelungen.
In den großen Spielwiesen selbst können wir uns abermals ganz wunderbar austoben. Ob wir unserem Ziel Gift in den Drink mixen, einen Lautsprecher von oben herabregnen lassen, aus sicherer Entfernung herus einen Schuss aus dem Scharfschützengewehr abgeben oder aber ein Kunstprojekt in Form einer riesigen Sonne so manipulieren, dass der Betrachter beim Anblick in Flammen aufgeht, ist uns überlassen. Am jeweiligen Schauplatz angekommen heißt es seitens Entwickler IO Interactive also stets "Viel Spaß, und jetzt mach mal". Das funktioniert nicht nur hervorragend, sondern motiviert auch ungemein zum erneuten Durchspielen. Schließlich gibt es immer einen noch besseren, einen noch verrückteren Weg, um sein Ziel zu eliminieren.
Apropos verrückt: Hitman 3 ist deutlich düsterer als seine Vorgänger, was leider auf Kosten des Gaga-Faktors geht. Sind wir in Hitman 2 noch in ein Dodokostüm geschlüpft, um uns unbemerkt vorbeizuschleichen, gehören hier eher Elitesoldaten-Overalls, Leibwächterroben und Kellnerkostüme zum Look von Agent 47, was ein klein wenig schade ist.
Ein gefühlter Story-DLC
Und an dieser Stelle wollen wir die Gameplay-Gefilde auch so langsam schon wieder verlassen. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Hitman 3 ist abseits der Schauplätze und der Fortführung der Geschichte eine spielmechanische Kopie seines Vorgängers, was keinesfalls negativ gemeint ist. Ja, die Schießereien spielen sich noch immer furchtbar hakelig, und die KI ist nicht immer ganz auf der Höhe. Das Schleichpaket sorgt allerdings für eine Menge Spaß, der auch lange währen kann - zumindest wenn ihr der Typ Spieler*in seid, der oder die auf Wiederholungen von Missionen steht.
Neben der sehr kurzen, gut fünf bis sechs Stunden andauernden Hauptstory warten nämlich tonnenweise Herausforderungen auf uns. Da gilt es nicht nur Missionsziele mit den verrücktesten Methoden auszuschalten, sondern auch in den Gebieten verstreute Gadgets zu finden oder sich kreativ Zugang zu den Arealen zu verschaffen. So manipulieren wir eine Stromdose und setzen sie als tödliche Falle unter Wasser ein oder hacken uns ohne den Alarm auszulösen in einen abgeriegelten Serverraum.
Haben wir einige der Aufgaben erledigt, schalten wir neue Zugangspunkte frei - dürfen jetzt beispielsweise schon in der Küche des Dubaier Towers starten - oder werden mit nützlichen Hilfsmittelchen wie einem Dietrich belohnt, die wir in allen Missionen verwenden dürfen. Nach Abschluss der Geschichte fängt der eigentliche Spaß also erst an.
Wie schlägt sich die Technik? Bei unserem Test auf der PS5 und der Xbox Series X hatten wir nur geringfügige Probleme. Da ist mal ein Gegner durch die Wand geglitcht und wir mussten das Spiel aufgrund von Bildaussetzern neu starten, das war's aber auch schon. Abseits davon lief Hitman 3 flüssig und sah auch im Vergleich zu seinen Vorgängern dank verbesserter Lichteffekte noch einen kleinen Tacken besser aus. Wenn sich die prunkvollen Säulen des Dubaier Sky-Towers in den teuren Marmor-Fliesen spiegeln, dann ist das ein echter Hingucker, wenngleich man natürlich sagen muss, dass hier keine wirklich opulente Next-Gen-Optik geboten wird.
Ein Extra-Lob gibt es an dieser Stelle übrigens für den Soundtrack, der vom deftigen Techno bis hin zu klassischen Klängen sehr viel zur Stimmung beiträgt.
Das Problem an dem Konzept ist allerdings, dass man für diese Art von Spiel empfänglich sein muss und aufgrund der spielerisch identischen Vorgänger des Ganzen noch nicht überdrüssig ist. Hat man auf die Herausforderungen per se keine Lust und kein PSVR-Headset in Reichweite, dann ist der Umfang mit Blick auf den Vollpreis schon recht mager.
Wir jedenfalls wurden im Test das Gefühl nicht los, dass wir hier einen verdammt spaßigen, aber deutlich überteuerten Story-DLC bekommen haben und das Gesamtpaket aller drei Spiele mehr oder weniger das komplette Hitman-Erlebnis ist. Stört euch das aber nicht - oder wartet ihr auf den ersten Sale - dann werdet ihr eine verdammt gute Zeit mit Agent 47 erleben.
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