Seit zwei Stunden arbeiten meine Komplizen und ich auf diesen Moment hin. Jetzt ist es soweit, wir überfallen ein Forschungslabor und rauben streng geheime Daten. Wir rücken im Kampfhubschrauber an, zwei Mitspieler stürzen mit Fallschirmen in die Tiefe, der Pilot und ich geben von oben Unterstützungsfeuer. Dann sammeln wir die beiden wieder ein und fliegen in den Sonnenuntergang. Geschafft! Perfektes Teamwork. Ein grandioses Gefühl. Das ist GTA Online.
Seit zwei Stunden arbeiten meine Komplizen und ich auf diesen Moment hin. Jetzt ist es soweit, wir stürmen das Bolingbroke Gefängnis. Zwei Mann holen die Zielperson heraus, dann steigen sie in mein Flugzeug und fliegen in den … Game Over. Mission gescheitert. Durch einen Bug stirbt unsere Zielperson. Wir sind in einem zu steilen Winkel durch einen Checkpoint geflogen. Ein Spielfehler, der seit langem bekannt ist, und dennoch nie behoben wurde. Frust pur. Auch das ist GTA Online.
Seit zwei Stunden versuchen meine Komplizen und ich vergeblich, die Pacific Standard Bank zu überfallen. Erst kann ich das Spiel nicht starten, dann versauere ich in endlosen Ladebildschirmen. Meine Mitspieler fliegen aus Lobbys oder sogar aus der laufenden Mission. Resultat: Game Over! Mein freier Abend ist dahin. Das ist ebenfalls GTA Online.
Meine Beziehung zum Multiplayer-Modus von GTA 5 ist durch und durch zwiegespalten: Ich liebe und ich hasse ihn. Durch das Lowrider-Update hat mich Rockstar wieder geködert. Nach langer Verschnaufpause mache ich Los Santos jetzt erneut am PC unsicher und muss feststellen: Zwei Jahre (!) nach dem ersten Release für Playstation 3 und Xbox 360 läuft der Multiplayermodus von GTA 5 noch immer nicht richtig rund. Andererseits sorgt das Open-World-Mehrspielerabenteuer auch nach so langer Zeit noch regelmäßig für unvergessliche Erlebnisse.
Der Autor
Johannes vergöttert die GTA-Reihe seit dem ersten Serienteil. Für GTA 5 hat er jahrelang unter einem Stein gelebt, um vor dem PC-Release auch ja nicht gespoilert zu werden. GTA Online hat er zu Beginn ausgiebig am PC gespielt. Nach längerer Pause ist er erst an der PS4 und dann auch am PC wieder nach San Andreas zurückgekehrt. Mit der Crew um GameStar-User NecrOseeD geht er jetzt wieder regelmäßig auf Raubzüge.
Inhalt: sehr gut
Erfahrene Spieler kennen die fünf großen Raubüberfälle mitsamt ihrer Vorbereitungsmissionen inzwischen längst auswendig. Als Wiedereinsteiger fordern und begeistern mich die Missionen aber nach wie vor. Besonders wer das Zeitlimit der Elite Herausforderungen knacken oder die Criminal Mastermind Challenge meistern will (alle Raubüberfälle in der richtigen Reihenfolge, mit dem gleichen Team, ohne einen einzigen Tod erledigen), muss jeden Kniff kennen und sich trotzdem noch höllisch anstrengen. Das mit einem eingespielten Team zu erleben, ist einfach spektakulär.
Für Zerstreuung zwischen den knallharten Aufträgen sorgen Rennen, Deathmatches, Versus-Missionen. Oder ich cruise einfach durch die fantastische Spielwelt und motze mein Auto auf. Klar, man kann Rockstar vorwerfen, dass die regelmäßigen Updates dem Spiel statt cooler neuer Heists fast nur kosmetische Items hinzufügen (die neuen Missionen des Lowrider DLCs sind eine positive Ausnahme). Andererseits bietet GTA Online schon seit dem Release eine Vielfalt, die so manches MMO vor Neid erblassen lässt. Außerdem sind die DLCs völlig kostenlos.
Technik: mangelhaft
Gleichzeitig raubt das Spiel mir regelmäßig den letzten Nerv, denn Probleme lauern an allen Ecken und Enden. Zum einen die Cheater. GTA Online setzt auf Peer2Peer-Verbindungen. Das öffnet insbesondere auf dem PC Hackern Tür und Tor. Gerade fahre ich etwa noch in meinem Auto am Strand entlang, plötzlich verwandelt sich meine Spielfigur in einen Weihnachtsbaum, wird mit allen anderen Spielern auf ein Hochhaus teleportiert und mit UFOs und Flugzeugen bombardiert. Kein Scherz, das ist wirklich so passiert!
Was im ersten Moment witzig klingt, ist spätestens nach dem zehnten Mal nur noch nervig. Und wenn mir ein Schummler dann auch noch meine Waffen abnimmt und ich nach einem Serverwechsel sämtliche Munition nachkaufen muss, hört der Spaß auf. Rockstar versucht zwar, Cheater zu bekämpfen, hat aber kaum Erfolg. Um den Idioten auszuweichen, spielt man am besten mit Freunden in privaten Sessions.
Das ist allerdings einfacher gesagt als getan. Wer einfach dem Spiel eines Kumpels beitritt, bekommt gerne mal die Meldung, dass dessen Sitzung bereits voll ist - natürlich erst nach einer endlosen Ladezeit (besonders auf der Konsole sind diese unnötigen Ladezeiten ein echter Horror). Private Sitzungen sind auch kein Garant für Spaß. Oft genug wird meine Gruppe nach einer Mission wieder auf verschiedene Server verteilt. Oder Mitspieler können meiner Lobby gar nicht erst beitreten. Erst ein kompletter Neustart bewirkt Wunder.
Die Probleme sind zwar bei weitem nicht mehr so häufig wie zum Release, trotzdem hätte Rockstar die offensichtlichen Schwächen schon längst viel massiver überarbeiten müssen. Meine Vermutung: Besserung gibt es erst in GTA Online 2. So lange werde ich mich weiter ärgern - und trotzdem weiterspielen, weil GTA Online einfach unvergleichlich klasse ist. Wenn alles funktioniert.
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