Die von Google auf der Game Developers Conference vorgestellte Gaming-Plattform Stadia bietet alle Vorteile des Streamings: Keine Wartezeiten, keine Downloads, keine Installationen. Die Spiele sind immer und überall verfügbar, gespielt kann sowohl mit dem Notebook, als auch mit dem Fernseher oder dem eigenen Smartphone.
Teure Hardware in Form einer eigenen Konsole oder eines leistungsstarken PCs entfällt komplett, der Stadia Controller ist die einzige neue Google Hardware.
Doch Stadia muss sich auch den Nachteilen des Spiele-Streamings stellen: Wie hoch ist die Latenz (Verzögerung durch die Laufzeit des Signals zum Server und zurück) und wie gut ist die Videoqualität des Streams?
Digital Foundry konnte nach der Keynote den immer noch in der Entwicklung befindlichen Streamingdienst in einem ersten Hands-On antesten. Redakteur Richard Leadbetter kommt zu einem gemischten Fazit mit Stärken und Schwächen.
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Stadia noch in 1080p und 30 fps
Bereits im Oktober 2018 hatte er den damals unter dem Codenamen Project Stream angekündigten Beta-Test von Stadia analysiert. Auf den ersten Blick scheint sich nicht viel getan zu haben: Die angespielte Version von Stadia wird immer noch in Full HD-Auflösung mit maximal 30 fps gestreamt.
Allerdings wurde ihm versichert, dass alles auf Stadia-Hardware laufe und es sich um eine neue Version der Streaming-Technik handele.
Wie beim Test im Oktober 2018 hat er mithilfe einer Highspeed-Kamera mit 240 fps die Verzögerung zwischen Eingabe und auf dem Bildschirm erfolgter Ausgabe gemessen. Jedoch unterscheiden sich die Testbedingungen.
Google Stadia Hands-On bei Digital Foundry (englisch)
Während Digital Foundry damals das Bild auf dem selben Monitor ausgegeben und alle Geräte per LAN-Verbindung (200 MBit) angeschlossen hatte, unterscheidet sich der erste Hands-On-Test mit Stadia deutlich.
Das aktuelle Stadia konnte Digital Foundry nur an einem Pixelbook mit WLAN-Verbindung testen, daher sind die nachfolgenden Ergebnisse mit etwas Vorsicht zu genießen.
Stadia mit 166 ms Latenz in AC: Odyssey
Für die derzeitige Version von Google Stadia hat Digital Foundry im Spiel Assassin's Creed: Odyssey eine Latenz von 166 ms gemessen, bei einer (simuliert schlechten) Internetverbindung von nur 15 MBit/s steigt die Verzögerung auf 188 ms an. Das Ergebnis scheint auf den ersten Blick hoch zu sein, stellt aber eine Verbesserung im Vergleich zu den 200 ms des damaligen Project Streams im Chrome-Browser dar.
Im Vergleich dazu beträgt die Latenz auf einer Xbox One X mit 30 fps ebenfalls 166 ms zwischen Eingabe auf dem Controller und Reaktion auf dem Bildschirm.
Mit 60 fps wird es besser
Auf dem PC mit 30 fps wurden in AC: Odyssey von Digital Foundry 133 ms gemessen, mit 60 fps sinkt die Latenz auf 100 ms. Zu den Ergebnisse der Xbox und des PCs wurden für eine bessere Vergleichbarkeit der Input Lag des damals genutzten Monitors in Höhe von 21 ms dazu addiert.
Mit diesem Ergebnis besitzt Google Stadia eine nahezu identische Verzögerung im Vergleich zur Xbox One X, zumindest in dem laut Digital Foundry sowieso etwas laggy geltenden AC: Odyssey.
Sofern Google das Streaming auf die für den (noch für 2019 geplanten) Launch versprochene Bildwiederholrate von 60 fps anhebt, dürfte die Latenz automatisch niedriger ausfallen, da dann die getätigten Eingaben häufiger pro Sekunde erfasst werden. Aber erste weitere Tests mit identischen Bedingungen in mehr Spielen werden für verlässlichere Ergebnisse sorgen.
Schnelle Ego-Shooter mit Maus und Tastatur werden die im Vergleich zum PC höhere Verzögerung in jedem Fall spürbar machen werden. In anderen Genres und auch bei der Verwendung eines Controllers dürfte die höhere Latenz deutlich subtiler erscheinen.
Streaming mit Artefakten
Neben der Latenz ist für das Spielerlebnis aber auch die Qualität des Videostreams wichtig. Und genau hier sieht Digital Foundry mehr Handlungsbedarf. Insbesondere auf großen Displays und bei schnellen Bewegungen fallen die Unterschiede zu einem auf einer Konsole oder einem PC lokal berechneten Spiel auf.
Zwar habe sich die Qualität seit des Beta-Tests gesteigert, doch Artefakte sind weiterhin präsent. Je kleiner der Ausgabebildschirm und je ruhiger das Genre, desto weniger falle dieser Umstand allerdings auf. Bereit für den Fernseher im Wohnzimmer und schnelle Shooter sei Stadia aber so noch nicht.
Insgesamt habe Google mit Stadia aber ein interessantes Konzept mit beeindruckender Hardware und hoher Skalierbarkeit vorgestellt, die sowohl Spieler als auch Entwickler und Streamer ansprechen dürfte. Die Zeit bis zur Veröffentlichung sollte Google nutzen, um einerseits die Latenz weiter zu minimieren und andererseits die Bildqualität zu erhöhen.
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