Menschen als Beiwerk
Wie üblich in diesem Genre, sind die menschlichen Darsteller auch hier nicht viel mehr als Statisten. Beiwerk, das hier und da mal mit aufgerissenen Augen in die Kamera glotzen darf, ansonsten aber wenig zu vermelden hat. Das ist einerseits bedauernswert, wenn man das schiere Talent am Set bedenkt: Brian Cranston, Aaron Taylor-Johnson oder Juliette Binoche sind allesamt erstklassige Darsteller. Wie wenig die zum Teil zu tun bekommen, sieht man am besten an Ken Watanabe, der weite Teile des Films einfach nur möglichst verstört in sämtliche Himmelsrichtungen guckt.
Und andererseits muss man sich fragen: Wenn die Figuren schon nichts zur Handlung beitragen, warum dann nicht mehr auf die Action konzentrieren? Es wirkt, als sei sich Gareth Edwards häufig unschlüssig, wie viel Monsterkino er seinen Zuschauern zumuten darf. Wenn es nach uns gegangen wäre, noch sehr viel mehr. Denn wann auf der Leinwand ein Monster zu sehen ist, dann ist das ein Fest für Auge und Ohr.
Edwards zeigt hier ein exzellentes Gespür dafür, wie man den Auftritt einer gigantischen Urzeitechse zu inszenieren hat. Unglaublich wuchtig wirken diese Momente, selbst dann, wenn Godzilla (wie so häufig) nur in Teilen zu sehen ist. Der Bass dröhnt durch den gesamten Kinosaal, das Bild beginnt zu zittern. So und nicht anders hat das auszusehen, wenn der King of Monsters eine Großstadt niederreißt.
Wenn es kracht, dann aber oho
Besonders hervorzuheben ist hier natürlich das Finale, allein schon deshalb, weil vorher maximal kleinere Geplänkel entstehen. Dann aber fahren nicht nur die Trickexperten noch einmal alles auf, dann kommen auch ein paar tolle Zitate an große Godzilla-Klassiker zum Einsatz. Edwards kopiert hier eine spezielle Szene fast 1:1 - mit dem Unterschied, dass sie hier nicht mehr nur billig oder cheesy wirkt, sondern wuchtig, bedrohlich und wertig.
Zu verdanken ist dies der gesamten Tonalität des Films. Die Macher haben bewusst einen anderen Ansatz als Emmerich oder die späten Toho-Filme gewählt. Raus mit buntem Comic Relief, rein mit nolan'scher Ernsthaftigkeit. Die Farben sind ausgeblichen, die Musik wuchtig, wenn die Menschen ihre Überlebenden in gewaltigen Football-Arenen suchen oder unter Trümmern herausgezogen werden, tun sich Parallelen zum 09/11-Desaster auf.
Das mag der ein oder andere vielleicht befremdlich finden, wenn riesige Monster über die Leinwand stapfen und dabei niemand eine Miene verzieht - aber solche Leute sollten wohl ohnehin eher nicht in einen Film namens Godzilla gehen.
Fazit
David Hain: Regisseur Gareth Edwards wird es vor allem allen Gegnern seines Erstlingswerkes Monsters schwer machen. Denn dessen Problem durchzieht auch seinen ersten Triple-A-Hollywood-Reißer: Für einen Film mit dem Namen »Godzilla« beherbergt Edwards neuer Streifen jedenfalls erschreckend wenig… Godzilla. Gleich zweimal blendet die Action genau vor dem Startschuss ab, richtig los geht es erst, wenn Godzilla fast vor dem Abspann steht.
Bis dahin mäandert das Reboot an allerlei lahmarschigen Storyebenen und unnötigen Familienschicksalen vorbei, die nichts zur Handlung beitragen. Trotzdem: Die schiere Wucht, mit der dieser neue Godzilla auf der Leinwand inszeniert wird, die entschädigt dann doch für die vielen Hänger. Das Finale kracht sogar so mächtig, dass man am Ende nicht anders kann, als sich schnurstracks eine weitere Fortsetzung zu wünschen. Dann aber bitte mit mehr Godzilla in..äh »Godzilla«.
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