Vor vier Jahren kannte Gareth Edwards noch niemand. Da tourte der junge Brite gerade mit seinem Independent-Werk Monsters von Filmfestival zu Filmfestival und erarbeitete sich langsam aber stetig einen Ruf, der wenige Wochen später bis nach Hollywood durchdrang. Und dort hatte man für den offensichtlich Monster-begeisterten Jungfilmer bereits das passende Projekt in der Schublade: Godzilla.
Dabei war Edwards Debütfilm nicht unumstritten: die einen feierten den Film für seinen mutigen Ansatz, die titelgebenden Monster einfach in die zweite Reihe zu stellen und stattdessen atmosphärische, fast poetische Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Die anderen mokierten, nicht völlig zu Unrecht, das ein Film namens Monsters doch gefälligst eben auch diese zu zeigen habe. Edwards jedoch filmte lieber auf das Geschehen am Rande.
Nun zeig doch mal die Monster…!
Und ein bisschen überträgt sich dieses Problem auch auf seinen ersten Mega-Blockbuster. Doch zunächst einmal das Wesentliche: Wenn es hier auch nur ansatzweise das Ziel gewesen sein sollte, das verhasste US-Remake von Roland Emmerich aus dem Jahr 1997 vergessen zu machen, dann ist Godzilla 2014 schon allein als Erfolg zu werten. Nahezu alles an dieser Version ist besser, als die bunte, viel zu humorlastige und unspannende Emmerich-Trashgurke.
Das liegt in erster Linie schon mal daran, dass Edwards sein Monster ernst nimmt. Godzilla sieht der japanischen Vorlage endlich wieder ähnlich, darf auf dessen Fähigkeiten-Repertoire zurückgreifen und wirkt damit wieder bedrohlich. Der King of Monsters, die oberste Gewalt der Natur, die in Emmerichs Version wie ein magersüchtiges Ebenbild des Toho-Klassikers aussah, versprüht hier eine gewaltige Szenenpräsenz. Wenn er denn mal zu sehen ist…
Denn bis Edwards Werk überhaupt einmal aus den Puschen kommt, braucht der Film rund anderthalb Stunden. Bis dahin müssen Familientragödien, halbherzige Charakterzeichnungen und viel Herkunftsblabla scheinbar den Umstand überbrücken, dass entweder nicht genügend Budget zur Verfügung stand, um Godzilla häufiger zu zeigen oder Einfälle fehlten, wie man die Kreatur dem Publikum länger als 10 Minuten am Stück vorführt.
Coitus interruptus
Für einen Film mit dem Namen Godzilla beherbergt Edwards neuer Streifen erschreckend wenig… Godzilla. Es wird viel über ihn geredet, noch mehr vor ihm davon gerannt und auch seine Rückenplatten ragen immer wieder formschön ins Bild. Aber frontale Monsteraction? Gibt es eigentlich nur im Finale. Und damit wären wir wieder bei Gareth Edwards Problem, die Erwartungen der Zuschauer gekonnt zu unterlaufen.
Gleich zwei Szenen im Film tun dabei besonders weh. Ohne zu spoilern ist eine genaue Analyse hier unmöglich, aber so viel sei gesagt: In beiden Momenten will man als Zuschauer gerade jauchzend aufspringen, in der freudigen Erwartungen, es könne jeden Moment mächtig scheppern - und dann blendet der Film weg. Das gesamte Tempo bricht in diesen Momenten in sich zusammen, ein fader Beigeschmack bleibt. Coitus interruptus maximalus.
In Monsters tat dieser Umstand weit weniger weh, weil das Konzept von vornherein darauf ausgelegt war und weil die Dinge, die Edwards stattdessen zeigte, auch ihren Reiz hatten. Hier jedoch springt er im Grunde nur zwischen unzähligen Handlungsorten hin und her, lässt hier mal Elizabeth Olsen aufgeregt ins Telefon wimmern, dort man General Irgendwas die typischen Militärparolen ins Mikrofon blaffen und gibt seiner Darstellerriege ansonsten kaum etwas zu tun.
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