Das neueste Werk der inFAMOUS-Schmiede Sucker Punch schickt uns auf das kleine, real existierende japanische Eiland Tsushima. In der Rolle des fiktiven Samurai Jin Sakai, erleben wir in Ghost of Tsushima die historischen Ereignisse der Ersten Mongolen-Invasion im Jahre 1274 hautnah mit. Geschehnisse, die das Leben unserer Spielfigur für immer verändern sollen.
Doch was machte die kleine Insel Tsushima damals so besonders, dass die mongolischen Invasoren diese recht früh unter ihre Kontrolle brachten?
Tsushima als strategischer Handelspunkt
Die nächsten auf der Liste: Mongolen-Anführer Kublai Khan hatte mit seiner Armee zuvor bereits China und Korea erobert, doch er wollte sein Imperium weiter vergrößern. Deshalb streckte er seine Finger auch nach Japan aus, wobei sein erstes Ziel die kleine Insel Tsushima war. Der Grund dafür war die strategisch wertvolle Lage des Eilands, denn Tsushima befindet sich sowohl in der Nähe zur koreanischen Halbinsel als auch nahe der südwestlichsten japanischen Hauptinsel Kyushu.
In Ghost of Tsushima wird die Invasion übrigens von Khotan Khan angeführt, dem Bösewicht des Spiels. Dieser ist, genauso wie Jin, ein rein fiktiver Charakter und zu Beginn des PS4-Spiels für den Tod der Samurai-Brüder unseres Helden sowie die Zerstörung seiner Heimat verantwortlich. Obwohl er sein ganzes Leben lang darauf vorbereitet wurde, nach dem Kodex der Samurai zu leben, muss Jin erkennen, dass ihm ein ehrenvoller Kampf gegen die Mongolen womöglich nicht den Sieg bringen wird.
Mehr zur Ersten Mongolen-Invasion und ihren historischen Auswirkungen findet ihr in unserem vorherigen Artikel, in dem wir einen Blick auf das Japan des 13. Jahrhunderts werfen:
Zurück zur wichtigen Lage Tsushimas, denn tatsächlich entwickelte sich die kleine Insel zu einem bedeutenden Handelsknotenpunkt. Der Handel, insbesondere mit Korea und den japanischen Hauptinseln, nahm deshalb eine so große Rolle auf Tsushima ein, da sich das sehr steinige Gelände der Insel kaum für eine landwirtschaftliche Nutzung eignete.
Aufgrund der eher schwierigen Bodenbeschaffenheit mussten sich die Menschen also entsprechend nach anderen Möglichkeiten umsehen, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Statt als Bauern arbeiteten viele Einheimische Tsushimas deshalb als Fischer oder betätigten sich eben als Händler. Als Handelsknotenpunkt war die Insel sogar derart bedeutend, dass über Tsushima nicht nur Technologien und Wissen, sondern darüber hinaus ebenfalls kulturelle sowie religiöse Güter ihren Weg in den Inselstaat fanden.
Religion in kriegerischen Zeiten
Gerade die kulturellen Spuren des Austauschs mit der koreanischen Halbinsel sind bis heute auf Tsushima klar erkennbar, denn einige Gebäude wurden im koreanischen Baustil errichtet, beispielsweise die Burg Kaneda - die wir auch in Ghost of Tsushima bereisen werden. Doch auch Literatur und besonders Unterströmungen des Buddhismus fanden aufgrund der Beziehungen zum asiatischen Festland ihren Weg nach Tsushima und später auf die japanischen Hauptinseln.
Tempel über Tempel: Zu Lebzeiten unserer Spielfigur Jin breitete sich unter anderem der Zen-Buddhismus in Japan immer weiter aus. Dieser Glaube fand speziell in den Reihen der Samurai viele Anhänger, weil er sehr großen Wert auf Disziplin legte. Dies deckte sich mit dem Wertekodex der japanischen Elite-Krieger. Während der Kamakura-Zeit (1185-1333) entwickelte sich diese buddhistische Strömung unter der Herrschaft der Shogune, sozusagen Militär-Diktatoren, die Japan regierten, beinahe zu einer Art Staatsreligion.
Da wir mit Jin an Schreinen und eventuell auch in Tempeln in der Ghost of Tsushima-Welt beten können, wäre es durchaus denkbar, dass wir einen kleinen Einblick in die spirituelle Seite unserer Spielfigur werfen könnten.
Des Weiteren begünstigte das zentrale Ereignis von Ghost of Tsushima, also die Erste Mongolen-Invasion im Jahre 1274, die Verbreitung einer weiteren buddhistischen Strömung: des Nichien-Buddhismus. Sie gilt als die aggressivste Form der Religion und geht auf den Propheten Nichien zurück. Dieser war aufgrund seiner offenen Kritik am Shogun in Kamakura ins Exil verbannt worden. Nichien vertrat die Ansicht, die Japaner seien vom rechten Weg abgekommen, weshalb eine Strafe in Form einer großen Katastrophe bevorstünde.
Für viele Japaner galt der Einfall der Mongolen als Bestätigung von Nichiens Prophezeiung, immerhin brachten die fremden Krieger die Insel in Windeseile gewaltsam unter ihre Kontrolle.
Händler hatten keinen guten Stand im feudalen Japan
Die Kamakura-Zeit war darüber hinaus generell von starken Veränderungen geprägt, denn es entwickelte sich eine neue Gesellschaftsordnung mit Kriegern an ihrer Spitze. Samurai wie Jin und die Shogune zählten also zur Elite dieser kriegerischen Gesellschaft. Die Samurai zogen in den Kampf, um für sich selbst und ihren Clan, etwa ihre Familie, Ehre zu erringen. Dies steigerte gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, von Warlords wie den Shogunen angeheuert zu werden.
Während die Samurai sich über ihre Erfahrungen auf dem Schlachtfeld definierten, wurde der Wert von Jins Mitmenschen anhand ihres Berufs bemessen: Nur wessen Tätigkeit als wertvoll angesehen wurde, etwa Bauern oder Handwerker, hatte die Chance auf Ansehen. Händler, wie jene, die auf Tsushima angesiedelt waren, wurden dem vierten und somit letzten Stand zugerechnet, da ihre Mitmenschen zu jener Zeit in dieser Tätigkeit keine eigene Wertschöpfung erkannten.
Dabei ist es zu einem nicht unerheblichen Teil den Händlern zu verdanken, dass sich Japan in jener Zeit weiterentwickelte, denn gerade ihretwegen machte die Ökonomie des Inselstaats aufgrund des regen Handels einen großen Schritt nach vorne. Über Tsushima gelangten neben den zuvor bereits erwähnten kulturellen und religiösen Gütern ebenfalls fortschrittliche Steinwerkzeuge, effizientere Düngemittel sowie widerstandsfähigere Reisarten nach Japan. Da wir mit Jin auf eigene Faust die Insel bereisen können, könnten wir auf diese Art auch mehr über die neuen technologischen Möglichkeiten erfahren, die der Handel mit sich brachte.
All dies wirkte sich letztendlich ebenfalls auf die Infrastruktur Japans aus. Wo zuvor kleine Dörfer standen, wuchsen Städte heran und auch das Straßennetz wurde ausgebaut. Trotz dieser Fortschritte waren Reisen dennoch lediglich begrenzt möglich. Speziell die Möglichkeit, auf einem Pferd von einem Ort zum nächsten zu reisen, stand damals nur wenigen Menschen offen, da sie sich nur der wohlhabende Teil der Gesellschaft leisten konnte.
Zum Glück für uns gehört Jin zu diesen gut betuchten Leuten, weshalb wir in Ghost of Tsushima nicht dazu gezwungen sind, die gesamte Insel zu Fuß zu erkunden. Stattdessen dürfen wir uns bequem auf den Rücken unseres treuen Pferdes schwingen und die Insel so etwas schneller bereisen. Womöglich erhalten wir während unserer gemeinsamen Reise mit Jin auch einen Einblick in die Gesellschaftsordnung des feudalen Japans. Schließlich dürften wir auf unserer Mission, die Mongolen zu vertreiben, auf viele verschiedene Leute treffen, die Jins Hilfe benötigen.
Was wir mit Jin auf seiner Suche nach Rache noch erleben werden, erfahren wir ab dem 17. Juli 2020, wenn Ghost of Tsushima exklusiv für die PS erscheint.
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