Komm für die Story-Kampagne, bleib für den Mehrspieler-Modus. Nach diesem Credo werkelt das kanadische Studio The Coalition in Zusammenarbeit mit Splash Damage an einem wahren Rundum-sorglos-Paket, das als Gears of War 4 ab dem 11. Oktober 2016 in den Läden stehen wird.
Und während die Handlung um JD, den Sohn von Marcus Fenix, bislang nur bruchstückweise erläutert wurde, geben sich die Macher des Spiels in Sachen gesellige Ballerei deutlich offener: Bei einer Veranstaltung im (ausnahmsweise) mal nicht verregneten London schossen wir uns gemeinsam mit internationalen Journalistenkollegen durch drei Maps und zwei Modi.
Was dabei nach nicht einmal acht Spielsekunden klar wird: Gears bleibt Gears, daran ändert auch die Xbox One nichts. Ergo poltert man mit seinem muskulösen Kämpfer von einer Deckung zur nächsten, schnellt hervor, um Schüsse abzugeben, und ringt unvorsichtige Widersacher im Nahkampf per Kettensäge nieder.
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Geld regiert die Videospiel-Welt
Vorab ein paar unangenehme Informationen zum Thema DLC-Politik: Die Releaseversion des Spiels wird mit insgesamt zehn Karten ausgeliefert. Neun davon werden brandneu sein, eine ist der bei Fans ungemein beliebte Klassiker Gridlock. The Coalition verspricht zudem, monatlich bis zu zwei neue Maps als kostenlosen Download anzubieten.
Warum wir zuvor von unangenehm gesprochen haben? Ganz einfach: Die offiziellen Playlists der Ranking-Matches werden nicht unbegrenzt mitwachsen. Stattdessen fallen Karten wieder aus dem Angebot heraus. Wer die dann weiternutzen möchte, muss sie für bare Münze kaufen.
Zwar muss nur einer der Teilnehmer eines jeden Gefechts die jeweilige Karte auch wirklich besitzen, einen faden Beigeschmack hat das Ganze aber dennoch. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Booster-Karten ein reines Gimmick bleiben.
Käufer von Halo 5 kennen das Prinzip bereits, mit (egal in welchem Modus) gesammelten Erfahrungspunkten kauft man sich digitale Pakete, die wiederum Waffenskins, Embleme und temporäre XP-Boni freischalten. Laut den Entwicklern ist es zwar möglich, aber quasi unnötig diese Dinge mit Echtgeld zu erwerben - warum es die Option dann überhaupt gibt? Gute Frage, nächste Frage!
Völkerball mit scharfer Munition
Team Deathmatch ist so etwas wie die Socke unter den Online-Spielvarianten; sollte man haben, bringt aber niemanden so richtig in Wallung. Ergo verlaufen auch unsere ersten Probegefechte noch recht unspektakulär. Zumal die drei symmetrisch aufgebauten Karten (ein Staudamm, eine Hafenanlage und ein kleiner Stadtbezirk) sowohl optisch als auch hinsichtlich ihres Designs nicht unbedingt innovativ daherkommen.
Das ändert sich schlagartig, als die beiden Fünferteams zum sogenannten Dodgeball antreten: Abschüsse nehmen hier nicht nur einen Gegner aus dem Spiel, sondern bringen zudem einen gefallenen Mitstreiter wieder zurück. Ohne Zeitlimit könnten diese Partien also theoretisch tagelang hin und her gehen.
Tatsächlich funktioniert die eigentlich so simple Idee hervorragend: Selbst ein einziger Soldat kann hier den entscheidenden Unterschied machen und die sicher geglaubte Niederlage noch abwenden. Wer in der Respawn-Liste an welcher Position steht, das zeigt eine Liste an, die man mit der neuen Com-Ansicht einsehen kann.
Diese praktische Funktion hüllt das Bild zudem in einen Grauschleier und hebt Kameraden sowie Feinde eindeutig hervor. Letztere allerdings nur dann, wenn sie zuvor per Druck auf den linken Stick im Kampf markiert wurden. Generell bietet Gears of War 4 einige feine Komfortfunktionen wie etwa einen aufgebohrten Zuschauermodus, der neben einer Übersichtskarte auch Slots für Kommentatoren und Streamer bereithält.
Anhänger des E-Sports freuen sich zudem über den Escalation-Modus, der mehrere Runden aneinanderreiht und mit Entscheidungsmöglichkeiten in den Spielpausen (Welche Superwaffe soll auf der nächsten Karte versteckt sein?) für zusätzliche Spannung sorgt. Außerdem versprechen die Entwickler ein Matchmaking, das sämtliche Teilnehmer fair anhand ihres Skill-Rankings einteilt und Vielspieler nicht über Gebühr bevorzugt.
Ich mach dann mal rüber!
Nicht nur das Drumherum hat sich verändert, auch die eigentlichen Gefechte spielen sich nur vordergründig wie in den Vorgängerteilen. The Coalition hat nämlich die Nahkampfoptionen radikal überarbeitet! So kann man Gegner, die feige hinter ihrer Deckung bleiben, neuerdings einfach am Kragen packen und zu sich herüberziehen.
Der so verdutzte Widersacher ist dadurch einen kurzen Moment wehrlos und sehr empfänglich für eine finale Attacke mit dem ebenfalls neuen Kampfmesser. Die Klinge ist auch dann überaus praktisch, wenn man einen Sprungkick ausführt und den so angeschlagenen Feind nur noch … sagen wir … anpieksen muss.
Der schwungvolle Fußtritt fungiert weiterhin auch als Fortbewegungsmittel. Wer aus dem Spurt heraus auf die B-Taste drückt, der gleitet in Hürdenspringermanier locker über das vor ihm liegende Hindernis hinweg - kein Vergleich zum bisher so verkorksten Gekletter per dauerndem A-Tasten-Gehämmer.
Gears of War 4 wäre aber natürlich nicht komplett, wenn es keine martialischen Waffen zu bieten hätte. Höhepunkt der Gemeinheit ist hier der Dropshot: ein Bohrer, der rotierende Sprengköpfe ausspuckt, die man manuell ins Ziel lenken kann. Und auch die Auswirkungen der Buzzsaw mit ihren fliegenden Sägeblättern ist nicht gerade was für Verfechter strenger USK-Richtlinien.
Apropos Richtlinien, The Coalition peilt für den Mehrspielermodus butterweiche 60 Frames pro Sekunde an. Und das bei einer nativen 1080p-Auflösung samt moderner Kantenglättung. Bislang wirkt die Grafik im Multiplayer jedoch eher zweckmäßig-nüchtern - wohl auch ein Zugeständnis an die deutlich wichtigere Bildrate. Ob Gears of War 4 in dieser Hinsicht letztlich mit den Exklusivtiteln der Sony-Konkurrenz (Stichwort: Uncharted 4) mithalten kann, das wird erst die auf Bombast getrimmte Solokampagne zeigen.
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