Der Game Boy wird mittlerweile für über 5.000 Euro verkauft und das steckt dahinter

Preise für Retro-Spiele und -Konsolen explodieren gerade und wir haben uns angeschaut, was im Falle des Game Boys dahintersteckt.

Einige Personen zahlen extreme Summen für den ollen Handheld. Was ist da denn los? Einige Personen zahlen extreme Summen für den ollen Handheld. Was ist da denn los?

Der Game Boy ist ein Kultklassiker, den heutzutage aber wohl niemand mehr ernsthaft hervorkramen würde. Auf einem LC-Display ohne Hintergrundbeleuchtung lässt sich einfach nicht gut zocken und vier Batterien für ein bisschen Retro-Flair kramt wohl auch keiner mehr hervor.

Auf Ebay erzielt die 34 Jahre alte Hardware aber Mondpreise, zum Teil jenseits der 10.000 Euro. Wir haben uns angeschaut, wie das eigentlich sein kann, und warum nichts davon mit Retro-Liebe zu tun hat.

Unsummen für Retro-Games und -Konsolen

Unter den "verkauften Artikeln" erzielen versiegelte, fabrikneue Exemplare des Game Boy bei Ebay Verkaufserlöse von circa 5.000 Euro. Mal deutlich mehr, mal weniger, je nach Zustand und zeitlich bedingtem Interesse der Käufer*innen.

Und natürlich auch abhängig vom Grading, also einer Zustandsbewertung des Produkts. Mit einem Grading versehene Nintendo-Handhelds erzielen in der Regel höhere Preise, so wie es auch kürzlich bei diesem Final Fantasy 10-Exemplar der Fall war:

Vierstellige Summen für Spiele und Konsolen sind jedoch immer mit Vorsicht zu genießen, insbesondere beim Rollenspiel-Meilenstein von Square Enix, da sowohl das beteiligte Auktionshaus Heritage Auctions als auch das Grading-Unternehmen WATA Games der aktiven Marktmanipulation beschuldigt und angeklagt werden.

Unter anderem steht dabei der Vorwurf im Raum, dass keinerlei Seltenheitsgrade offengelegt werden. Wie selten ein Produkt ist, wird also gar nicht transparent gemacht, weshalb der Wert keinerlei objektive Grundlage hat.

Und da kommt auch der Game Boy ins Spiel

Ein eingeschweißtes Exemplar einer der ersten Auflagen mit einem beigelegten Modul des Puzzle-Meilensteins Tetris schafft es in der Regel auf circa 2.000 bis 3.000 Euro. Dass der Preis bei einem Modell im Neuzustand so hoch ist, ist irgendwo nachvollziehbar, schließlich wird der Handheld seit Jahrzehnten nicht mehr produziert.

Summen von über 10.000 Euro muten hingegen abstrus an. Wir konnten sogar ein verkauftes Angebot für 95.000 Euro entdecken, dessen Beschreibungstext keinerlei Besonderheiten aufweist. "First Release" und "Green Screen" sollen als hervorstechende Markmale dienen, ein grüner Bildschirm ist aber nun wirklich keine Eigenart, sondern der Game Boy-Standard.

Dieser Game Boy wird wahrscheinlich für eine lange Zeit ein Dasein als weggesperrtes Spekulationsobjekt fristen. (Bildquelle: Ebay) Dieser Game Boy wird wahrscheinlich für eine lange Zeit ein Dasein als weggesperrtes Spekulationsobjekt fristen. (Bildquelle: Ebay)

Beim 95.000 Euro-Game Boy lässt sich eine ziemlich simple Masche erkennen: Je höher der Wert ist, der suggeriert wird, desto eher sind Menschen dazu geneigt, an diesen Wert zu glauben und zu investieren. Erst recht, wenn (wie bereits erwähnt) keine Daten zur tatsächlichen Seltenheit vorliegen.

Das von uns entdeckte Angebot geht aber sogar noch einen Schritt weiter: Der Anbieter teilt Anteilsscheine an scheinbar wertvollen Produkten aus und versichtert, dass nach einem Zeitraum von einem bis drei Jahre aufgrund des Wertanstiegs ein höherer Verkaufserlös erzielt wird.

Ein klassisches Pyramiden-Schema also, bei dem viele Beteiligte Geld aufgrund eines Versprechens einzahlen, letztendlich aber leer ausgehen.

Echte Sammler lachen sich kaputt

Der Markt für seltene Videospiele lässt sich also grundsätzlich mit dem Glauben an eine Wertsteigerung und damit eine potenzielle Rendite zusammenfassen. Ein Investitionsgeschäft, ähnlich zu Aktien, das aufgrund mangelnder Transparenz und Objektivität jederzeit komplett in sich zusammenbrechen könnte.

Für richtige Sammler ist das natürlich nichts – die bauen sich ihre Sammlungen an Konsolen und Spielen im Hinblick auf Vollständigkeit auf. Ein Verkauf steht daher gar nicht zur Diskussion.

Habt ihr noch einen eingeschweißten Game Boy bei euch im Keller liegen, könntet ihr den dennoch für einige tausend Euro loswerden. Wollt ihr hingegen das bestmögliche Retro-Erlebnis, könnt ihr euch eines der in Nintendo Switch Online enthaltenen Game Boy-Spiele schnappen oder ein gemoddetes Exemplar mit leuchtstarkem IPS-Display bestellen.

Die gibt es haufenweise auf Retro-Seiten zu finden und sie begeistern auf Anhieb:

Einige (deutsche) Anbieter bieten sogar einen Umbau-Service für alte, portable Konsolen an. Eine unserer Ansicht nach viel schönere Erfahrung als den altehrwürdigen Handheld hinter in einer Box aus Acryl versauern zu lassen.

Sammelt ihr eigentlich Videospiele und/oder Konsolen? Worauf achtet ihr dabei?

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