Würde es - als Pendant zu den Soulslikes - das Genre “Resilikes” geben, wäre Fobia St. Dinfna Hotel in dieser Kategorie bestens aufgehoben. Das Spiel mit dem etwas sperrigen Namen hat alles, was ich mit der Resident Evil-Reihe oder Survival-Horror im Allgemeinen verbinde: Es setzt mich in einem düsteren Gebäude aus, in dem ich ständig auf der Suche nach Schlüsseln und Türcodes bin, während ich über fiese Monster stolpere, in die ich Schrot und Blei versenke. Speichern kann ich nur manuell in Zimmern mit melancholischer Klaviermusik.
Die Story fühlt sich für mich als Horrorfan nicht mehr ganz taufrisch an, funktioniert aber zusammen mit dem schön unheimlichen Setting und den Mechaniken einfach gut. Das Ganze gibt es übrigens in der Egoperspektive.
Hier könnt ihr euch einen Trailer ansehen:
Willkommen im Horror-Hotel
Den Großteil der Zeit stecke ich in Fobia in der Haut des Journalisten Roberto, der in die Region Treze Trilhas reist, um merkwürdige Phänomene zu untersuchen. Diese sollen unter anderem mit einem Mädchen zu tun haben, das unter unklaren Umständen im eigenen Zuhause ums Leben gekommen ist und nun in der Gegend herumspukt. Im St. Dinfna Hotel hat Roberto aber schnell andere Probleme als Geistermädchen.
Dass seine Recherchen zäh verlaufen und er seinen lokalen Kontakt Stephanie einfach nicht mehr erreichen kann, wird schnell zweitrangig. Das schicke Hotel verwandelt sich nämlich auf einmal in eine Bruchbude, in der der Journalist alleine ist. Ganz alleine? Nein, natürlich lauert im Dunkeln so manches Monster.
So kämpft Roberto: Zweibeinige Kreaturen mit leichtem Alien-Flair sowie fiese Krabbelkäfer halte ich mir mit Schusswaffen vom Leibe, die ich im Laufe des Spiels finde und mit Upgrade-Material verbessere. Dabei wird mir schnell klar, dass Roberto wohl kaum einen Pott beim Schützenwettbewerb gewinnen würde. Beim Laufen schlenkert die Pistole in seinen Händen so beschwingt hin und her als würde er einen TikTok-Tanz imitieren und das Gunplay fühlt sich so schwammig an wie beim klassischen alten Survival-Horror.
Wäre Fobia überwiegend ein Shooter, dann hätte ich wahrscheinlich die Flinte ins Korn geworfen, aber da die Feindbegegnungen keinen allzu großen Teil des Spielerlebnisses ausmachen, finde ich den Nervenkitzel, der daraus entsteht, ziemlich reizvoll.
Wer sucht, der findet
Wenn ich gerade nicht auf eklige Kreaturen treffe, erkunde ich das Hotel, das für mich der Protagonist des Spiels ist. Ich genieße die schaurige Atmosphäre, die sich aus dem altmodischen Charme des Gemäuers, den unterschiedlichen Zuständen des Zerfalls, versteckten Leichen und schleimigen Riesenkäfer-Nestern zusammensetzt.
Um in den düsteren Gängen voller Gerümpel weiterzukommen, bin ich ständig auf der Suche nach Schlüsseln, neuen Tasten für den Aufzug, nützlichem Werkzeug wie einer Brechstange und Codes. Auch nach Munition und Heil-Items muss ich Ausschau halten. Zudem muss ich mir immer überlegen, welche Gegenstände ich in mein begrenztes Inventar packe und welche ich schweren Herzens in der Lagerkiste zurücklasse.
Robertos Kamera habe ich immer dabei. Schaue ich nämlich hindurch, so kann ich an markierten Stellen in eine andere Zeit blicken. Dann stehen mir beispielsweise Gänge offen, die in der Gegenwart versperrt sind. Der düstere Nachtsichtmodus erinnert dabei an Outlast und trägt zur Gruselstimmung bei.
Immer wieder schaut außerdem ein Geist vorbei und hüllt für ein paar Sekunden alles in Schwärze. Besonders fies ist das in Momenten, in denen Gegner in der Nähe sind. Für mich ebenfalls ein spannendes Element. Geärgert habe ich mich dagegen über eine Flucht-Passage, in der mir nicht so richtig klar war, was ich tun sollte. Ein Dokument gab einen falschen Hinweis und Roberto weigerte sich, auf unebenem Untergrund zu sprinten, was mich wegen des manuellen Speicherns viel Fortschritt kostete. Glücklicherweise war das jedoch der einzige echte Frustmoment.
Für wen lohnt sich Fobia?
Fobia empfehle ich den Survivalhorrorfans unter euch, die neues Gruselfutter brauchen und Bock auf die typischen Resi-Mechaniken in einem ansprechenden Setting haben. Dabei solltet ihr euch aber darauf einstellen, dass es sich um ein Indie-Spiel handelt, das nicht super poliert ist. Das zeigt sich beispielsweise in den Animationen, aber auch darin, dass “Memory found” mit “Speicherstand gefunden” übersetzt ist.
In Fobia sind die Rätsel nicht allzu komplex. Statt lange zu grübeln, müsst ihr eher die richtigen Hinweise finden. Falls ihr auf Kämpfe verzichten könnt und dagegen Rätsel bevorzugt, für die ihr mehr Hirnschmalz braucht, empfehle ich euch dagegen, mal in MADiSON reinzuschauen.
Könnte Fobia etwas für euch sein oder spricht euch der Titel nicht an?
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