Square Enix hat mit der Ankündigung einer Remaster-Version von Final Fantasy Crystal Chronicles einige Fan-Herzen höher schlagen lassen. Gerade durch seinen einzigartigen Multiplayer-Ansatz konnte das Spiel damals überzeugen und wurde schnell zum Kult. Für die Neuauflage hätte das Ganze jetzt noch besser werden können - versagt dabei aber auf ganzer Linie.
Was machte Final Fantasy Crystal Chronicles so besonders?
Final Fantasy Crystal Chronicles ließ uns damals das gesamte Spiel im lokalen Koop-Modus mit bis zu vier Freunden erleben. Wir konnten eigene Charaktere individuell erstellen, um dann zusammen die gesamte Geschichte mit allen Inhalten zu spielen. Es ist damals wie heute immer noch eher untypisch, dass ein Rollenspiel kooperativ und vor allem lokal zu viert gespielt werden kann. Einzig der Myrrhe-Topf, den Fans sicherlich noch kennen, hat damals schon sehr gestört und kehrt leider auch im Remaster unverändert zurück.
So funktionierte der Multiplayer damals
Großer Haken: Final Fantasy Crystal Chronicles erschien 2004 für den Nintendo GameCube und hatte ein neuartiges Konzept für den Mehrspieler im Gepäck. Denn für jede Spielfigur wurde ein Game Boy Advance plus ein Link-Kabel benötigt. Damit wurde der Handheld mit der Konsole verbunden und als zweiter Bildschirm sowie Controller verwendet. Wollte ich also mit einer vollen Partie losziehen, war viel Planung und weiteres Zubehör von Nöten.
Vollwertiges RPG: War das aber alles überwunden und jeder hatte seinen Game Boy Advance in der Hand, konnte Final Fantasy Crystal Chronicles so richtig überzeugen. Es machte einfach Spaß, zusammen durch Städte zu reisen, die Dungeons zu erkunden und die Monster platt zu machen. Es war die Action-RPG-Erfahrung, die in anderen Singleplayer-Spielen immer wieder geboten wurde - nur jetzt eben für vier Freunde gleichzeitig. Ich hatte damals seit Secret of Mana nicht mehr so viel Spaß an einem Rollenspiel.
Zum Autor:
Basti ist eigentlich gar kein großer Freund von Rollenspielen. Aber wenn ein bisschen Action und Koop dabei ist, springt er über seinen eigenen Schatten. So hat er damals schon gerne Secret of Mana oder Tales of Symphonia gemeinsam mit Freunden und Geschwistern gespielt. Auch Final Fantasy Crystal Chronicles hat sich als besonders positiv eingebrannt. Von dem Remaster jetzt ist er aber nicht nur enttäuscht sondern ärgert sich regelrecht über das, was Square Enix abgeliefert hat.
16 Jahre später: Potenzial in den Sand gesetzt
Jetzt ist endlich das Remaster da und Final Fantasy Crystal Chronicles-Fans, mich eingeschlossen, hatten große Hoffnungen. Square Enix hätte den Mehrspieler lokal sowie online leichter zugänglicher machen können. Auch minimale Anpassungen an die Spielerfahrung wären wünschenswert gewesen. Jedoch wurde die Chance nicht genutzt und es ist eher schlimmer geworden.
Nur Online-Multiplayer & Freundescodes: Das erste große Versäumnis ist ganz klar der Online-Zwang im Mehrspieler. Es gibt keinerlei Möglichkeit, Final Fantasy Crystal Chronicles Remastered offline mit Freunden zu spielen. Im Hinblick darauf, dass die Server derart instabil sind, wird die fehlende, lokale Option nur noch schwerwiegender.
Aber auch das Verbinden mit Freunden ist so kompliziert gestaltet, wie bei kaum einem anderen Spiel. Möchte ich nämlich mit anderen spielen, muss ich zunächst einen spielinternen Freundescode eingeben. Die Freundesliste im PSN oder auf der Switch wird nicht verwendet. Hab ich den Code versteckt in den Menüs gefunden und eingetragen, bin ich aber nicht automatisch gegenseitig befreundet. Denn auch die andere Seite muss manuell meinen Code eingeben, damit wir letztlich als Freunde angezeigt werden.
Gemeinsam durch die Dungeons aber mehr nicht: Ist der unnötig komplizierte Prozess geschafft, geht der Ärger gleich weiter. Während im Original das komplette Spiel gemeinsam gespielt werden konnte, geht das nun nicht mehr. Ich suche mir lediglich einen Dungeon aus und kann dann speziell für dieses Level die Party erstellen, Freunde einladen oder nach zufälligen Gruppen suchen.
Bin ich dann nach all dem hin und her endlich im Spiel, zeigt sich, dass auch dort Probleme zu finden sind. Das grundsätzliche Gameplay bleibt gleich, aber wird durch ständige Lags vermiest. So kann es oft passieren, dass jemand Schaden nimmt, weil er nicht mit der Gruppe hinterherkommt. Schaffen wir es aber letztlich einen Boss zu besiegen und den Dungeon zu beenden, kommt die nächste Enttäuschung.
Der Fortschritt in der Story zählt nur für den Host und nach einem Dungeon wird die gesamte Gruppe wieder aufgelöst. Spieler*innen reisen also nicht mehr zusammen durch die Städte, erleben keine gemeinsame Geschichte und bauen ihren Charakter größtenteils alleine im Einzelspieler aus.
Dem Remaster fehlt also genau das, was das Original so besonders gemacht hat. Stattdessen bleibt es Abarbeiten von eintönigen Dungeons mit den immergleichen Gegnern. Und am Gameplay selbst wurde auch nichts geändert - inklusive dem nervigen Myrrhe-Topf. Das Remaster hat es geschafft, jegliche Nostalgie für Final Fantasy Crystal Chronicles zu zerstören. Es zeigt mir nicht nur die (alten) Schwächen des Spiels auf, sondern nimmt mir auch noch das große Alleinstellungsmerkmal und macht den Multiplayer zum nicht empfehlenswerten Beiwerk.
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