Zwischendurch wirkte es fast so, als würde Square Enix vertuschen wollen, jemals Final Fantasy 8 veröffentlicht zu haben. Während fast alle anderen Ableger der Reihe in irgendeiner Form portiert, überarbeitet oder sogar von Grund auf neu entwickelt wurden, blieb der PS1-Klassiker von 1999 stets im (nicht perfekt gealterten) Originalzustand. Doch damit ist jetzt endlich Schluss - zum Glück.
Final Fantasy 8 Remastered im Überblick
Plattformen: PS4, Xbox One, Nintendo Switch, PC
Umfang: ca. 40 Stunden Spielzeit
Sprache: Deutsch, Englisch
Preis: 19,99 Euro
Comeback nach 20 Jahren
Final Fantasy 8 Remastered ist eine gelungene Modernisierung des JRPGs, das gern als das "schwarze Schaf" der PlayStation-Ära bezeichnet wird. Nicht etwa, weil Final Fantasy 8 kein gutes Spiel ist, sondern weil der etwas schrullige Titel ähnlich wie Final Fantasy 5 und Final Fantasy 2 gern zu Unrecht vergessen werden, wenn wir die Highlights des Final Fantasy-Franchises rekapitulieren.
Das Remaster erinnert aber daran, dass das Abenteuer von Squall Leonhart, der in der Militärakademie Balamb Garden die Ausbildung zum SEED-Söldner absolviert, immer schon ein seltsames, aber eben auch unterhaltsames Rollenspiel war. Dank sinnvoller Verbesserungen in der Technik ist die Neuveröffentlichung zugleich der bislang beste Weg, Final Fantasy 8 zum ersten mal zu erleben. Denn neben vielen Modernisierungen bleibt vieles beim Alten.
Schicke 3D-Modelle & viel 90er Charme
Anstatt das komplette Spiel mit einem HD-Look zu überziehen, wurden einzig die vielen Charakter- und Gegnermodelle des Originals überarbeitet. Das führt dazu, dass Rinoa Heartily endlich Recht hat, wenn sie Squall als den "bestaussehendsten Typen" in Balamb Garden bezeichnet. Der pixelige Look der Figuren ist passé und die Gesichter von Xell, Cifer und Co. sind deutlich definierter als noch vor 20 Jahren.
Ansonsten ist das Remaster sehr nah am Original gehalten. Die teils sehr unscharfen, vorgerenderten Hintergründe wurden ebenso beibehalten wie das 4:3-Format alter Fernsehgeräte. Wer also auf einen 16:9-Hochglanz-Klassiker gehofft hat, wird vielleicht enttäuscht - aber ein Remaster ist eben ein Remaster und kein Remake. Der 32-Bit-Charme von Final Fantasy 8 ist weiterhin überall zu spüren.
Früher war nicht alles besser
Anders als beispielsweise bei der überarbeiteten Version von Final Fantasy 9 wurde zum Glück das Menü nicht angefasst. Hier spielt uns vermutlich die Tatsache in die Karten, dass FF8 eben nicht für Mobile-Geräte erscheint und daher dürften Dialogboxen und die Font-Größe bleiben wie sie waren. Dasselbe gilt für die animierten FMV-Sequenzen, die ebenfalls unangetastet bleiben.
Über fast schon rustikalen Look mancher Elemente mögen sich manche sicher freuen, doch leider ist Final Fantasy 8 in Sachen Pacing nicht wirklich gut gealtert. Die Rate an zufälligen Kämpfen ist JRPG-typisch recht hoch und wer nur von A nach B will, muss den Weg regelmäßig unterbrechen, um unterstufige Gegner zu besiegen - inklusive aller Wartezeiten für Zauber, Beschwörungen und ATB-Balken. Glücklicherweise wird das Remaster mit ein paar wirklich nützlichen, weil bequemen "Cheats" ausgeliefert, die das SEED-Leben einfacher machen.
Willkommene Hilfsmittel
Via einfachem Tastendruck können wir in Sekundenschnelle bis zu drei Modi einstellen, die am Ende dazu dienen sollen Zeit (und Nerven) zu sparen. So dürfen wir entweder die dreifache Geschwindigkeit auswählen, um die nächste Ifrit-Beschwörung vorzuspulen, die Zufallskämpfe komplett ausschalten und uns sogar ordentlich buffen. Aufwändiger Grind für den Mid-Boss ist also bei Bedarf nicht nötig.
Für Puristen mögen solche Erleichterungen möglicherweise ein No-Go sein, da die Einstellungen aber nicht dauerhaft sind und punktuell eingesetzt werden können, hat am Ende jeder was davon. Keine Cheats gibt es hingegen für die deutsche Übersetzung, denn auch 2019 neigt Final Fantasy 8 zu unfreiwillig schrulligen Dialogen. Dann ist das Highlight der Schulmensa schon einmal "das Hot Dog" und wir werden als "pingelige Sau" beschimpft, wennwir unserSchwert nicht herzeigen mag.
Seltsam, aber auf die gute Art
Dies sind allerdings nur Kleinigkeiten und die meisten Kritikpunkte, die an das Remaster gestellt werden können, werden eigentlich an das originale Final Fantasy 8 gestellt. Denn leicht zugänglich ist der Klassiker weiterhin nicht, dafür sorgen zahlreiche, seltsame Designentscheidungen. Final Fantasy 8 ist ein schräges Spiel und damit ist sowohl das Setting, die Story als auch die Mode und das Gameplay gemeint.
Das Kopplungssystem der Guardian Forces, mit dem wir quasi Zauber als Ersatz für echte Ausrüstungsgegenstände anlegen, die wir zuvor von Monstern oder sogenannten "Draw-Punkten" gezogen haben, erfordert ein bisschen Eingewöhnung. Aber irgendwie sind diese seltsamen Mechaniken auch ein bisschen Zeugnis für den Status quo der Final Fantasy-Reihe um die Jahrtausendwende. Wem der 8. Teil also noch fehlt, darf beim Remaster bedenkenlos zuschlagen.
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