Alle Jahre wieder das gleiche Spiel: Der Ball ist rund, die Bayern greifen ins Festgeldkonto und EA Sports versucht uns zu erklären, warum die diesjährige Version der FIFA-Fußballsimulation nun wirklich die Beste aller Zeiten ist. Nach den Steilpass-Orgien der offensivfreudigen 15-Version bestand in der Tat Optimierungsbedarf bei der Spielbalance.
FIFA 16 steuert sich nicht grundlegend anders, hat durch gedämpftes Tempo und stabilere Defensive aber höhere Simulationsansprüche. Beim Pressetermin in Vancouver konnten wir die Entwickler aushorchen und das Spiel auf der Xbox One ausprobieren. Hier direkt aus der Redaktions-Umkleidekabine zehn Gründe, warum man sich auf den Saisonbeginn am 24. September freuen darf.
Defensive Abfangjäger
In FIFA 15 brannten die Strafräume zu häufig lichterloh, wie Senior Producer Nick Channon einräumt: »Das Spiel war schlecht ausbalanciert und es war zu einfach, direkt von der Abwehr in den Angriff umzuschalten«. Damit wir nicht mehr so leicht mit Steilpässen durchs Mittelfeld spazieren, wurde das Tempo für FIFA 16 etwas gedrosselt und die Künstliche Intelligenz ins Trainingslager geschickt.
Mitspieler erkennen den freien Raum auf dem Spielfeld und schließen Lücken besser, Verteidiger lassen nicht mehr so leicht von Stürmerstars abschütteln. Steilpässe scheinen immer noch ein probates Mittel zur Abwehraushebelung zu sein, werden aber öfters abgefangen. Wie aufmerksam die KI reagiert, hängt natürlich stark davon ab, welchen der sieben Schwierigkeitsgrade man wählt. Die Anfänger-Levels sorgen mit bewusst zaghaften Gegnern zuverlässig für Torfestivals.
Flanken und Finessen
Man kennt das ja von den Sportspielen: In einen Jahr wird die Offensive so sehr verstärkt, dass in der nächsten Saison die bessere Defensive als Kaufgrund beworben wird. Zwölf Monate später wiederholt sich das Spielchen dann mit umgekehrten Vorzeichen. FIFA 16 bemüht sich um Balance zwischen beiden Bereichen. Dass die Spieler in der Verteidigung schneller und aufmerksamer reagieren, wird durch Offensiv-Verbesserungen gekontert.
Flanken wirken gefährlicher, weil sich die Mitspieler aktiver bemühen, hohe Bälle zu erlaufen; mehr spektakuläre Direktabnahmen und Kopfballtore sind die Folge. Mit der linken Bumper-Taste können wir für kurze Körpertäuschungen à la Lionel Messi den Ball auch mal kurz liegen lassen. Es gibt zudem eine neue riskante Passvariante, bei der das Leder besonders schnell abgespielt wird, dadurch aber auch leichter verspringt.
Weibliches Spielgefühl
Bisher war simulierter Fußball reine Männersache, doch in FIFA 16 stehen erstmals zwölf Frauen-Nationalmannschaften zur Wahl. Das Spieltempo ist bei den Damenteams etwas langsamer, Schüsse aus der Distanz wie Freistöße sind weniger kraftvoll. Gerade bei den Torhüterinnen macht sich die geringere Körpergröße bemerkbar, sie können nicht so gut Schüsse aus dem Winkel fischen wie ihre männlichen Kollegen.
Die Steuerung ist identisch, aber das Spielgefühl etwas anders - und keinesfalls unangenehm. Weniger Tempo, dafür mehr Raum und Kombinationsspiel, die FIFA-Damen haben einiges für sich. Sie bleiben stets unter sich in einem »WM light«-Turniermodus, bei dem auch die deutsche Mannschaft antritt. In den anderen Spielvarianten wie Ultimate Team dürfen die Mädels nicht mitspielen.
Fair geht vor
Häufig überlupfte Torhüter? Unerhört starke Effet-Schüsse? Steilpässe als Allzweckwaffe? Mit billigen Tricks und Spielbalance-Störern soll Schluss sein, verspricht Producer Kantcho Doskov: »All diese Probleme, die wir von der Community gehört haben, merzen wir bei FIFA 16 aus. Du kannst mit jeder Spielweise erfolgreich sein und bist nicht gezwungen, bestimmte Schwächen auszunutzen.«
Das Team studierte ausgiebig Videos von Spielern und analysierte Profi-Turniere. In der Folge wurden übermächtige Skill-Manöver entschärft. Auch wenn es wohl nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die Community auf neue Tricks kommt, wirkt FIFA 16 ausgereifter als sein Vorgänger.
Goldjungs draften
FUT Draft nennt sich eine neue Variante des beliebten Modus FIFA Ultimate Team. Für jede Position im Kader stehen uns fünf zufällige Spieler zur Wahl. Dabei handelt es sich um Personal der Gold-Kategorie, mit etwas Glück ist also ein Cristiano Ronaldo oder Thomas Müller dabei. Bei der Wahl achten wir nicht nur auf Stärkewerte, auch die Chemie im Team muss stimmen. So gibt es Bonuspunkte für Gemeinsamkeiten bei Nationalteams und Vereinsliga.
Das Rumtüfteln mit der Aufstellung macht Spaß, die überschaubare Spieldauer (bis zu vier Partien) ist Feierabend-freundlich. Schön, dass man sich hier virtuelle Währung für dauerhafte Spielerkarten verdienen kann. Weniger schön, dass die Teilnahme beim Draft-Modus Spielgeld kostet. Wenn das knapp wird, »darf« man gegen harte Währung FIFA-Münzen dazu kaufen - hat etwas von Mikrotransaktions-Einstiegsdroge.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.