Fallout 76-Entwicklung soll 'Menschen zerstört' und sie 'aufgefressen' haben

Auch bei Bethesdas Fallout 76 waren verpflichtende Crunch-Zeiten wohl an der Tagesordnung. Ein neuer Bericht offenbart desaströse Arbeitsbedingungen und hohe menschliche Kosten.

Auch für Fallout 76 gilt offenbar: Die Revolution frisst ihre Kinder – oder so ähnlich? Auch für Fallout 76 gilt offenbar: Die Revolution frisst ihre Kinder – oder so ähnlich?

Bethesdas Fallout 76 war nicht der erhoffte große Wurf, sondern zum Launch eine echte Katastrophe. Das Spiel steckte voller Bugs und technischer Probleme, und zwar noch mehr, als wir es von einer Bethesda-Open World gewöhnt sind. Vielen Fans fehlten die NPCs und das PvP-System fühlte sich oft unfair und kaputt an.

Wer Schuld an all dem trägt, lässt sich natürlich nur schwer feststellen. Aber ein neuer, ausführlicher und wirklich furchterregender Bericht über die Entstehung von Fallout 76 wirft kein gutes Licht auf die Arbeitsbedingungen während der Entwicklung. Vor allem die Tester*innen beklagen, dass Menschen regelrecht verheizt wurden.

Zur Erinnerung: Das war Fallout 76 zum Release:

Fallout 76 - Testvideo: Bethesdas ambitionierter Fehlschlag Video starten 14:22 Fallout 76 - Testvideo: Bethesdas ambitionierter Fehlschlag

Fallout 76-Entwicklung war laut neuem Bericht offenbar die absolute Hölle

Darum geht's: Gegenüber Kotaku haben diverse ehemalige Mitarbeiter*innen über ihre Zeit bei ZeniMax und Bethesda berichtet. Aus Angst vor negativen Folgen und Klagen wollen sie allesamt anonym bleiben. Ihre Aussagen klingen regelrecht bestürzend. Offenbar war vor allem die Arbeit an Fallout 76 so hart und durchzogen von Crunch, dass reihenweise Menschen gesundheitliche Schäden davongetragen haben und das Unternehmen komplett verließen, weil sie sich nicht anders zu helfen wussten.

"Niemand wollte an diesem Projekt arbeiten, weil es Leute aufgefressen hat. Es hat Menschen zerstört. Die Menge an Leuten, die zu diesem Projekt gingen und Bethesda danach verlassen haben, war ziemlich hoch."

Verpflichtender Crunch? Überstunden waren wohl auch bei der Entwicklung von Fallout 76 an der Tagesordnung. Auch an Wochenenden mussten Tester*innen ihre Freizeit opfern und wurden dafür mit "kostenloser Pizza" und Überstunden-Bezahlung geködert. Der einhellige Tenor des Berichts lautet: Alles Geld der Welt ist es nicht wert, sich derart zugrunde richten zu lassen.

Auch von anderen Spielen wie Starfield oder Redfall wurden laut dem Bericht Menschen abgezogen, um an Fallout 76 zu arbeiten, weil dem Team die Leute ausgingen. Das Management soll gesagt haben, dass wenn sich niemand freiwillig melde, alle einberufen würden. Die Hauptmotivation für den harten Crunch sei Gruppenzwang gewesen – und die Hoffnung darauf, auf eine Vollzeitstelle hochgestuft zu werden.

Produktions- und Organisationsschwierigkeiten: Offenbar gab es massive Fehlkalkulationen und Probleme bei der Planung von Fallout 76. Statt angemessene, realistische Deadlines zu setzen und die Veröffentlichung zu verschieben, wurde einfach der Druck erhöht und ein unfertiges Spiel veröffentlicht. Aussagen wie die folgende klingen schlicht grauenhaft, zeichnen aber wohl ein gutes Bild von den desolaten Zuständen:

"Ich weiß nicht, wie Bethesda Skyrim gemacht hat. Es ergibt für mich keinen Sinn. Es muss wie bei Affen gewesen sein, die auf einer Schreibmaschine Shakespeare erschaffen. Ich weiß nicht, wie Dinge so chaotisch sein können und die Leute immer noch in der Lage sind, ihren Job zu erledigen."

Eine Person wird sogar dahingehend zitiert, dass sämtliche großen Bugs, die in der Release-Version von Fallout 76 noch enthalten waren, dem QA-Team bereits vorher bestens bekannt gewesen seien. "Das ganze Spiel" sei aufgrund von schlechter Planung kaputt und unfertig gewesen.

Fragwürdige Entscheidungen: Während führende Köpfe wie Todd Howard wohl davon überzeugt waren, Fallout 76 werde auch ohne NPCs ein Erfolg, teilten diese Meinung offenbar die wenigsten anderen beteiligten Personen. Aber trotz der wiederholten Wünsche der Design-Teams, die Welt mit NPCs zu füllen, sei der Executive Producer bis zum Schluss hart geblieben.

Noch fragwürdigere Aussagen? Besonders übel stoßen in diesem Zusammenhang vielen Ex-Mitarbeiter*innen die Aussagen auf, die Todd Howard in einem IGN-Interview 2019 getroffen hat. Dort ließ er verlauten, Bethesda manage Crunch sehr gut. Was allem Anschein nach überhaupt nicht stimmt, wie ein ehemaliger Tester erklärt:

"Ich finde es absolut ekelerregend, dass Howard gesagt hat, Bethesda habe Crunch wirklich im Griff, weil es entweder heißt, dass er ignorant demgegenüber war, was vor sich ging, oder er hat QA nicht als Teil des Studios angesehen."

Die Verantwortlichen wurden von Kotaku allesamt nach Statements gefragt, wollten oder konnten aber keine abgeben. Wir können euch nur wärmstens ans Herz legen, den wirklich schmerzhaften und ausführlichen Kotaku-Bericht in seiner Gänze zu lesen. Es lohnt sich, auch wenn es keinen Spaß macht. Wir können nur hoffen, dass es bei Starfield und The Elder Scrolls 6 ganz anders abläuft.

Was sagt ihr zu diesem Bericht über Crunch und die Arbeitsbedingungen bei Bethesda?

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