Die feinen Härchen am Arm haben sich wieder gelegt, der ungläubige Gesichtsausdruck ist gewichen und aus meinem Mund kommen wieder vollständige Sätze - zumindest ab und an. Dass es Geoff Keighley tatsächlich schafft, From Software samt neuem Material zu Elden Ring für sein Summer Game Fest zu gewinnen, ganz ehrlich, ich habe trotz all der Gerüchte im Vorfeld nicht daran geglaubt. Auch, weil bereits in der Vergangenheit so viele Spekulationen im Nichts verlaufen sind.
Was ich dann während der 180 Sekunden gesehen, gehört und gefühlt habe, hat meine Erwartungen an das Action-RPG fast schon zu akkurat bestätigt. Elden Ring wird alles tun, aber mit keinem Millimeter von der bekannten und so erfolgreichen Souls-Formel abweichen. Und das ist verdammt nochmal gut so!
From Software muss das Rad nicht neu erfinden
Meine Kollegin Ann-Kathrin hat es gestern während unserer Live-Berichterstattung vom Event treffend formuliert: "Es ist halt ein Souls-Spiel, mit dem Namen von G.R.R. Martin drangeklatscht". Was zunächst ein wenig abwertend klingt, ist keinesfalls abwertend gemeint. From Software hat es im vergangenen Jahrzehnt geschafft, aus einem vollkommen unterschätzten Nischenprodukt Game of the Year-Anwärter zu schaffen, eines der prägendsten Subgenres der Dekade zu kreieren. Eines, das von vielen geliebt, von anderen aus offensichtlichen Gründen gemieden wird.
Bereits nach der Entwicklung von Dark Souls 3, noch vor Sekiro, hat das japanische Team rund um Creative Director Hidetaka Miyazaki klar und deutlich geäußert, man wolle neue Wege bestreiten. Neue Wege im Sinne einer stetigen Weiterentwicklung der Souls-Formel bezogen auf das Gameplay. Und exakt das haben wir zuletzt in Sekiro vorgefunden, wo man sich an einem rhythmischen Kampfsystem versucht hat. Auch Elden Ring bringt Neuerungen, wodurch sich das Actionspiel wie zuvor Bloodborne oder Shadows Die Twice von der Dark Souls-Reihe abhebt und auf die ich gleich noch zu sprechen komme.
Der Punkt ist aber, dass sich From Software in Sachen Stilistik, Art-Design oder seiner düsteren Atmosphäre nicht ändern wird. Warum auch, wenn das Geschaffene nach wie vor seine weltweite, stetig wachsende Fangemeinde begeistert und nach wie vor in Sachen Welten- und Gegner-Design mit zum Besten gehört, was aus meiner Sicht die Gaming-Branche zu bieten hat.
Der Genialitätsteufel und die Frische steckt im Detail
Ja, man hätte unter den Trailer auch gut und gerne Dark Souls 4 schreiben können. Wer sowas sagt, den kann ich vollkommen verstehen. Jedoch ändert sich zur Souls-Trilogie nicht nur das von G.R.R. "Winds of Winter geht voran" Martin erschaffene Universum. Es ändern sich viele Kleinigkeiten, die Elden Ring seine Eigenständigkeit verleihen, gleichzeitig das Souls-Gefühl aber nicht abtöten.
Die Spielwelt, deren Größe und Aufbau nach wie vor ein Mysterium ist, wird wohl offener. Erstmals können wir uns auf ein Hottehü schwingen und die Lande im Galopp durchqueren, vom Pferd aus angreifen. Klingt nach Standard für ein "Open World-Spiel", kann aber das Gefühl für ein sonst so beengtes, stets gefahrvolles Souls-Spiel grundlegend verändern. Ob zum Negativen oder Positiven, das wird man sehen.
Zum Autor: Dennis hat sich damals die japanische Version von Demon's Souls importiert und ist seitdem großer Fan der Spiele von Entwickler From Software. Für ihn ist das japanische Team der prägendste Entwickler des vergangenen Jahrzehnts. Auf Soulslikes von FromSoft freut er sich ohne böse Vorahnung, was sonst schon lange nicht mehr der Fall ist.
Auch sind im Trailer drei weitere kleine Änderungen bzw. Gameplay-Evolutionen im Vergleich zu Dark Souls zu sehen: Die Geschwindigkeit der Kämpfe wurde deutlich erhöht, Waffen lassen sich scheinbar ähnlich Bloodborne transformieren und Schleichen werden wir ebenfalls. Laut Bandai Namco soll ein "Tarnsystem" implementiert sein. Und das sind lediglich die Infos, die wir aus bislang wenig Material herausfiltern konnten.
Ich kann es kaum abwarten zu sehen, wie all die gewonnene Erfahrung aus dem letzten Jahrzehnt in Elden Ring zum großen Ganzen zusammenfließt. Denn das sei gesagt, ich traue From Software wie kaum einem zweiten Entwickler zu, dass sie diese Detail-Weiterentwicklung auch hier zu einem überaus fordernden, motivierenden Spielspaßfeuerwerk zusammenfügen - eins, das sich weiterhin an Hardcore-Spieler*innen richtet.
Zu guter Letzt, die Sache mit der Grafik
An dieser Stelle werde ich ein wenig grantig, ich hoffe ihr seht's mir nach. Wie oft habe ich gestern in Kommentaren (nicht nur auf GamePro) gelesen "man schaut das mies aus". Ich verstehe euch, wenn ihr noch frisch das Demon's Souls-Remake vor Augen habt. Die rein für die PS5 entwickelte Neuauflage ist ein optisches Leckerli.
ABER! Wer Souls-Spiele von From Software in den vergangenen Jahren geliebt hat, der hat aus optischer Sicht in erster Linie das grandiose Artdesign geliebt. Hat die düstere Atmosphäre geliebt. Wurde von der mysteriösen, auf den ersten Blick nur schwer verständlichen Lore aufgesogen. From Software-Spiele sahen aus meiner Sicht immer gut aus, weil das Gesamtbild mich fasziniert hat und nicht, weil die Rüstung so toll geschimmert, die klamme Höhle so toll ausgeleuchtet war. Über die Gesichtsanimationen sprechen wir jetzt einfach mal nicht, okay?
Und zu guter Letzt folgt noch ein zweites und drittes "aber": Zum einen haben wir gestern nur einen Trailer gesehen, noch niemand von uns hat das Spiel live in 60 FPS in Aktion erlebt, weiß über die sogenannte "grafische Fidelity" Bescheid. Zum anderen war immer klar, dass Elden Ring ein Cross-Gen-Spiel wird, das Demon's Souls rein optisch nicht das Wasser reichen kann. Schließlich muss hier acht Jahre alte Hardware bedient werden.
Ob Dark Souls 4 mit Martin, Grafik hin oder her. Ich freue mich einfach bei jedem FromSoft-Titel wie ein kleines Kind, was sich das Team an Kreativem für uns hat einfallen lassen. Wie sie uns erneut zum Fluchen bringen, uns jubeln lassen wenn der dicke Obermotz im Staub liegt. Und, wie wir uns über dutzende Stunden in der Spielwelt verlieren, auf der Suche nach neuen Geheimnissen, die sich hinter drei Geheimwänden verstecken.
Hättet ihr euch für Elden Ring ein spürbar neues Souls-Gefühl gewünscht oder habt ihr einfach nur Lust auf "more of the same" mit gelungenen Anpassungen?
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