Wenige Tage vor dem Release von Shadow of the Erdtree saß ich etwas auf heißen Kohlen. Als derjenige, der euch bei der Erweiterung hier auf GamePro mit Guides versorgt, wollte ich längst mit den ersten Artikeln begonnen haben, aber der Endboss schickte mich oft schon in den ersten 30 Sekunden des Kampfes auf die Bretter – und das gleich mehrere Abende hintereinander.
Das kratzte natürlich massiv an meinem Stolz als erfahrener Souls-Recke und ich sah mich schon eine Kolumne schreiben à la “Ich habe 1000 Stunden Elden Ring gespielt, aber der Endboss war mir zu hart”. Radahn wurde zu einer solchen Besessenheit, dass ich bis tief in die Nacht an meinem Build feilte, was im Nachhinein zwar stressig, aber auch eine meiner besten Souls-Erfahrungen war.
Radahn, der Albtraum aller Magier
Es ist kein Geheimnis, dass man sich Elden Ring als Magier sehr viel einfacher machen kann. Viele Bossmechaniken lassen sich komplett ignorieren und während die Imitatorträne als beste Geisterasche im Spiel die fiesen Obermotze ablenkt, kann ich sie mit wenigen Kometen zu Boden ringen. Den Rest erledigt das Dunkelmondgroßschwert.
Diese Taktik funktioniert auch im DLC recht gut und die meisten Bosse fielen mit meinem Level 200-Helden spätestens beim dritten Versuch um. Radahns zweiter Auftritt im Spiel war da aber schon ein anderes Kaliber. Mit seinen aggressiven Nahkampfattacken ist er ein Albtraum für alle Magier, die auf einen gewissen Abstand zum Boss angewiesen sind, und gab mir nicht mal Zeit, meine Geisterasche zu beschwören.
Zwei Abende habe ich mir an dem Boss die Zähne ausgebissen, bis ich meine Taktik angepasst habe und selbst dann wurde es immer noch ein Kampf bis spät in die Nacht.
Aus Fehlern lernt man
Nach zahllosen Fehlschlägen gegen Radahn konnte ich dann einiges an Erkenntnissen für mich zusammentragen.
Zum einen musste ich die erste Phase schnell hinter mich bringen, um noch alle Ressourcen für die zweite offen zu haben. Diese ist um einiges schwieriger. Vor allem meine Träne als Ablenkung musste diese Phase möglichst unbeschadet erreichen. Also brauchte ich mehr Schaden, was aber zu Problem Nummer zwei führte.
Denn Radahn hat zu viele Lebenspunkte für normale oder magische Angriffe. Mit Statuseffekten wie Frost oder Blutung hingegen fügt man ihm massiven Schaden zu, was den Kampf doch um einiges beschleunigt. Hier fehlte mir aber eine gute Quelle für Blutung.
Zudem waren schnellere Waffen gefragt. Jedesmal, wenn ich auf mein Dunkelmondgroßschwert zurückgriff, um Frost zuzufügen, fing ich mir eine von Radahn, da ich nicht mehr schnell genug ausweichen konnte.
Alter Build, neue Waffen und Zauber
Als Erstes brauchte ich eine Alternative zum Dunkelmondgroßschwert. Etwas, das schneller angreift, eine ähnliche Reichweite und Frostaufbau hat. Meine Wahl fiel auf eine Waffe, die mittlerweile zu meiner liebsten im DLC geworden ist: Die Schmiedeschrift-Cirque.
Sie lassen sich wie Chakrams werfen, verursachen direkt zwei Treffer und können mit Kriegsaschen ausgerüstet werden. In meinem Fall die des Tanzenden Löwen. Zwei Treffer und Radahn erhält nicht nur massiv Schaden, sondern bewegt sich während des Frosteffekts langsamer.
Nun brauchte ich noch eine Quelle für Blutung, während der Frost aktiv war. Hier ist es schwer, als Magier ranzukommen. Blutungswaffen skalieren nicht mit Weisheit und die bisherigen Dornenzauber sind nicht nur von ihrer Reichweite sehr beschränkt, sondern haben auch eine viel zu lange Zauberzeit.
Aber der DLC bescherte mir, mit einem kleinen Tipp von Kollegin Samara, Undurchdringliche Ranken. (Fundort im Screenshot) Der Zauber ist schnell und hat massiven Blutaufbau, da ihr meistens mit mehreren Ranken trefft.
Hiermit bekam ich den Boss sauber in die zweite Phase. Das Problem war aber immer noch meine Träne, die oft nur mit halbem Leben in Phase 2 ankam.
Nächtlicher Sieg
Nachdem mir Radahn zwei weitere Abende die Rüstung verbeult hat, wollte ich nochmal eine Nacht drüber schlafen. Aber irgendwann gegen zwei Uhr morgens kam mir eine Idee. Ich schlich mich aus dem Bett, um meine Frau nicht zu wecken, und ich schaltete unter dem verwunderten und verschlafenen Blick meiner Katzen die Konsole nochmal an.
Ich verpasste meinem Charakter die schwerste Rüstung, die mit dem Talisman Arsenal des großen Gefäßes möglich war, und weitere defensive Talismane. Damit hielt ich nicht nur besser durch, wenn meine Träne doch mal starb, sondern mein Doppelgänger war nun auch einiges stabiler durch die kopierte Ausrüstung.
Anderthalb Stunden später, angetrieben von einem späten Kaffee, der Realisierung, dass ich hundertprozentig über diesen Boss später einen Guide schreiben muss und reiner Sturheit, nicht die Ausweich-Timings lernen zu wollen, lag er dann um 4 Uhr morgens im Staub, begleitet von einem gedämpften Jubelschrei, (in Anbetracht dessen, dass sich meine Frau um die Uhrzeit wohl nicht im selben Maße über einen Radahn Kill freuen würde wie ich).
So viele Probleme mit einem Souls-Boss hatte ich seit dem Endboss von Sekiro nicht mehr. Aber nachträglich bin ich sehr froh, dass Radahn mich gezwungen hat, meinen Build, den ich nun fast schon seit Anfang an spiele, herauszufordern und zu überdenken. Radahn hat mich aus meiner Komfortzone geholt und auch beschäftigt, wenn die Konsole gerade aus war.
Das schaffen nur wenige Spiele.
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