So richtig will uns der neue Name nicht gefallen. Heißt es ausgeschrieben dann eFootball Pro Evolution Soccer 2020? Ziemlich sperrig - und überflüssig. Denn natürlich eignet sich der diesjährige Konami-Kick auch ohne ein "eFootball" im Namen wunderbar für den eSport, weil er den Fußball realistisch und variantenreich simuliert.
Bei PES gewinnt schließlich meist der bessere Spieler, der schon im Mittelfeld klug sein Spiel aufbaut und mit Bedacht das gegnerische Tor ansteuert. Oder ganz schnell, mit wenigen Kontakten nach einem Ballgewinn, so wie Jürgen Klopp es lieben würde. Wenn dann auch noch die Ballphysik "mitspielt" und die Kugel nach einer haarsträubenden Situation im Strafraum als abgefälschter Schuss im Netz landet, ist der Jubel vor dem Fernseher groß.
Kurz: Pro Evo, wie wir es früher genannt haben, ist auch in diesem Jahr ein herrlich anspruchsvolles und nervenaufreibendes Fußballspiel, das auf dem Platz in einigen Bereichen sinnvoll verbessert wurde. Abseits des Rasens aber, man kennt das Thema bei Konami, herrscht entweder Stillstand oder die Neuerungen wollen nicht so recht zünden.
Änderungen um der Änderungen willen, so wie beim neuen Namen. Natürlich kommt manche Neuerung bei beinharten PES-Fans gut an, die das Spiel ohnehin jedes Jahr kaufen. Wer allerdings den Vorgänger besitzt und zweifelt, ob er auch in diesem Jahr zuschlagen soll, den überzeugt Konami nicht unbedingt.
Ein Schuss, ein Tor, die Bayern!
Okay, ein wichtiges Kaufargument für, statistisch gesehen, jeden vierten Leser dieses Artikels gibt es auf jeden Fall: Bayern München ist wieder mit Originallizenz bei Konami an Bord - und laut einer Umfrage von Nielsen Sports drücken rund 25 Prozent der deutschen Fußballfans dem FCB die Daumen. Über die Anwesenheit von Schalke 04 jubeln immerhin rund 5 Prozent und, nun ja, Bayer Leverkusen ist auch dabei (0,8 Prozent).
Die übrigen deutschen Klubs fehlen bei PES weiterhin komplett. International hat Konami ein wenig aufgestockt, Manchester United und Juventus Turin - Cristiano Ronaldos Klub sogar exklusiv - sind neue Kooperationspartner. Dafür endet die Vereinbarung mit Champions-League-Sieger Liverpool. Das Thema Lizenzen bleibt also das übliche Hickhack. Eindeutig ist aber: Hat Konami mal einen Klub unter Vertrag, dann holt man auch alles aus ihm heraus.
So ist das Bayern-Paket hervorragend, vom detaillierten Luftbild der Allianz-Arena über die stimmungsvolle Einlaufsequenz der authentisch modellierten Spieler bis zur musikalischen Untermalung durch "Forever Number One". Generell ist die Stadionatmosphäre gelungen, das Derby in Glasgow wird zum Beispiel von einer schicken Choreografie der Celtic-Fans ("1888" in grün-weiß) eingeläutet. Sogar die Kommentatoren Marco Hagemann und Hansi Küpper machen in solchen Situationen mit treffenden Aussagen einen guten Job - was insgesamt jedoch eher die Ausnahme ist.
Tempo gedrosselt, Dribbling verfeinert
Pfeift der Schiedsrichter an, fällt im Vergleich zum Vorjahr das leicht gedrosselte Tempo auf. Der Ball rollt noch realistischer durch die eigenen Reihen, und die Animationen der Spieler wirken geschmeidiger. Das liegt auch daran, dass Konami die Ballannahmen dezent überarbeitet hat.
Gerade technisch versierte Spieler gehen nun etwas eleganter mit dem Ball um, was nicht nur optisch, sondern auch spielerisch wichtig ist. Denn die Entwickler haben die Fehlerquote bei schlecht verarbeiteten Bällen erhöht. Wer also zum Beispiel ständig aus der Drehung passen will, bekommt kaum einen Ball zum Mitspieler.
Geordneter Spielaufbau ist also wichtig wie nie zuvor - und dank des wunderbaren Passsystems auch jederzeit möglich. Ein paar Mal quer spielen, dann ein guter Laufweg der K.I., Steilpass, die übrigen Spieler rücken auf, das nächste Zuspiel … Die ganz grundlegenden Dinge des Fußballs machen bei PES 2020 einfach großen Spaß.
Wobei uns die eigentlich cleveren CPU-Kollegen ab und zu im Stich gelassen haben, wenn sie nicht automatisch zu Bällen gehen, die offensichtlich in ihrer Reichweite sind. Positiv aufgefallen sind uns die verbesserten Kopfbälle, gerade mit etwas Anlauf zappelt der Ball häufiger im Netz. Insgesamt könnten sie aber noch ein bisschen mehr Wucht und Präzision vertragen.
Genauigkeit ist auch das Stichwort für eine Neuerung, die Konami recht groß angekündigt hat: das Finesse-Dribbling. Dabei können wir mit dem rechten Analogstick den Ball seitlich führen oder nach hinten ziehen, um dann mit dem linken Stick (und optional der Sprinttaste) ruckartig in eine Richtung zu dribbeln.
In der Praxis finden wir das recht schwierig zu meistern, intuitiv ist das System erst mal nicht. Etwas zugänglicher sind da die neuen angetäuschten Pässe. Dabei lässt sich eine erste Aktion blitzschnell durch eine zweite "überschreiben". Beispiel: Wir täuschen mit dem Außenverteidiger einen Seitenwechsel an und spielen dann doch einen Steilpass die Linie entlang. Das sorgt für kleine Überraschungen und macht die Spielmechanik noch variantenreicher.
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