Der PES-Nachfolger eFootball 2022 ist nur noch ein Schatten seiner selbst

Jede Menge Bugs, eine grausige Präsentation und schon jetzt das am schlechtesten bewertete Spiel auf Steam: eFootball 2022 hätte keinen schlechteren Start hinlegen können.

Was ist hier nur vorgefallen? Was ist hier nur vorgefallen?

Als ich zum ersten Mal von Konamis Plänen hörte, die neue eFootball-Marke in ein Free2Play-Konzept zu übertragen und in ein Game-as-a-Service zu verwandeln, war ich noch hoffnungsvoll gestimmt. Denn: Jährliche Vollpreis-Release zu Sportsimulationen, die oft nur wenige frische Features bringen und meist nur die Lizenzen neu aufbügeln, halte ich schon länger für nicht mehr zeitgemäß. Saisonale Updates und ein faires Preismodell für PES (Entschuldigung, ich meine eFootball 2022) und FIFA sind seit Jahren überfällig.

Diesen Vorschuss an Hoffnung hat eFootball 2022 mit einem desaströsen Launch aber leider sofort wieder verspielt.

Von der Champions League in die Regionalliga

Seit gestern ist eFootball 2022 offiziell verfügbar - oder sagen wir eher: Seit gestern steht eine technisch unausgereifte Vorab-Version mit extrem geringen Umfang und fragwürdigen Design-Entscheidungen zum Download bereit. Wer die Schlagzeilen zum eFootball-Launch verfolgt hat, kennt die vielen Memes rund um entstellte Gesichter von Messi und Co., auf dem Boden schwebende Schiedsrichter und unsichtbare Innenverteidiger. Es ist klar: eFootball 2022 ist unfertig und hätte in diesem Zustand nicht veröffentlicht werden sollen.

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Die vielen Bugs wiegen sogar noch etwas schwerer, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass Konami einen eFootball-Release im letzten Jahr ausgesetzt hat, um sich dann vermeintlich gestärkt zurückzumelden. Ein Umzug auf die Unreal Engine 4 später präsentiert sich eFootball 2022 in einer nahezu katastrophalen Form. Von den fremdschämigen Gesichtsanimationen. bis hin zu Spielern, die sich auf dem Feld wie Bulldozer durch die Gegend schieben. All das in einem Look, der eher nach Last-Gen aussieht als nach einer modernen Fußball-Simulation, insbesondere der Rasen schreit förmlich: “2012!”

Hannes Rossow
@Treibhausaffekt

Seit Pro Evolution Soccer 4 war Konamis Fußballsimulation eine jährliche Routine für Hannes. Und tatsächlich war er nach der Free2Play-Ankündigung von eFootball 2022 zunächst positiv gestimmt. Doch das bisherige Ergebnis lässt zu wünschen übrig und Hannes spürt die Gefahr, dass die einstige PES-Ära bald endgültig enden könnte.

Jetzt beginnt die Aufholjagd

Es gibt aber doch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Denn fast alle Probleme, die ich beim aktuellen Zustand von eFootball 2022 sehe, kann ich auf die allgemeine Präsentation runterbrechen. Zugegeben, die PES-Reihe in der HD-Ära noch nie ein Hingucker und lief den FIFA-Ablegern regelmäßig hinterher, wenn es um Grafik, Stadionatmosphäre und Benutzeroberfläche geht. eFootball 2022 geht hier aber noch ein paar Schritte weiter und saugt nahezu jedes Fußball-Feeling aus den Matches.

Ein Suchbild: Wo ist hier wohl der Weiter-Button? Ein Suchbild: Wo ist hier wohl der "Weiter"-Button?

Klar, die Zuschauer aus den Tribünen sehen furchtbar aus, die quietschbunten Menüs mit ihren riesigen Mobile-optimierten Buttons sind grausig und vom Einlauf in das Stadion will ich gar nicht erst reden. Zwischen all der Hässlichkeit flackert das alte Spielgefühl dann immerhin doch immer mal wieder auf. Die Spieler-Animationen sehen gut aus, Abstöße laufen ohne Unterbrechung ab und wenn dann der tödliche Pass glückt… es ist als würde man einen alten Freund wiedererkennen, der mit grauen Vollbart und grellen Desigual-Outfit vor uns steht. Pro Evolution Soccer, bist du das?

eFootball 2022 ist nicht unrettbar, das Gerüst ist noch da und es ist ja nicht so, als hätten die Entwickler*innen plötzlich vergessen, wie man Fußballspiele macht. Es ist aber offensichtlich, dass der Umzug auf die neue Engine als auch die Corona-Pandemie größere Hindernisse dargestellt haben, als Konami vielleicht vermutet hätte. Sowohl der derzeitige technische Zustand als auch der Umfang weisen auf einen unfertigen Status hin. Aktuell gibt es neun lizenzierte Teams in Offline-Matches gegen die KI und einen Online-Modus, der in zehn Tagen wieder ausläuft.

Nach dem Launch ist vor dem Update

Eine Sache ist aber klar: eFootball 2022 ist ein Game as a Service und das heißt im Kern eben, dass dauerhaft und langfristig an Inhalten und Performance gearbeitet wird. Schon jetzt berichten YouTuber davon, dass sie einen Build spielen konnten, der fortgeschrittener ist, als die Release-Version und sich auch besser spielen soll.

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Das erste große Update, das dann auch den Creative Teams-Modus bringen soll, schlägt im November auf. Überhaupt sieht die Roadmap von eFootball 2022 regelmäßige Erweiterungen vor, was den Inhalt angeht. Neue Mannschaften und Features sind eine Sache, aber auch am Gameplay-Gerüst selbst dürfte noch noch gearbeitet werden. Immerhin fehlen aktuell teilweise sogar bestimmte Schuss- und Passtechniken, die aber zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden wollen.

Wenn dieser Fluss an Anpassungen stetig fließt und immer auch Verbesserungen mitbringt, sehe ich die realistische Chance, dass eFootball 2022 mittelfristig zu alter Stärke zurückfinden kann. Wenn die Kollisionsabfrage optimiert wird, wenn der Ball nicht mehr so schwerfällig über das Gras schubbert, wenn ich taktische Einstellungen endlich speichern kann - vielleicht kehrt die Hoffnung dann ja wieder zurück. Konami hat mittlerweile übrigens eine erste Stellungnahme und Entschuldigung auf Twitter veröffentlicht.

Falls ihr euch vom Gameplay ein Bild machen möchtet, könnt ihr euch folgendes Video anschauen:

eFootball - Trailer zeigt erstes offizielles Gameplay Video starten 6:43 eFootball - Trailer zeigt erstes offizielles Gameplay

Ein Launch wie ein Gegentor in der 2. Minute

Die Demo-Ve… äh, Release-Version von eFootball 2022 lässt viele Fragen offen, allem voran die Unklarheit, warum Konami den Launch schon jetzt angestrengt hat. Vermutlich hätte es ein weiteres Jahr gebraucht, um sowohl einen vernünftigen Grundstock an Features und Inhalten als auch ein technisch solide Performance gewährleisten zu können. Vielleicht wollte man FIFA 22 dieses Jahr einfach nicht das Feld überlassen - vielleicht nicht die beste Idee, denn so stark wie jetzt war die Diskrepanz zwischen den beiden Simulationen schon lange nicht mehr zu spüren.

Ebenfalls fraglich bleibt, wie die ganzen “Schattenseiten” von Service-Games integriert werden. Wie wird der versprochene Match Pass, das Battle Pass-Äquivalent, integriert? Wie werden sich die “Chance Deals”, also die Lootboxen, anfühlen, die sich jetzt schon freischalten aber noch nicht einlösen lassen? So oder so: eFootball 2022 ist aktuell nur noch ein Schatten dessen, was die PES-Marke über Jahre aufgebaut hat. Und hier nicht die nötige Disziplin und Ausdauer mitgebracht wird, steht Konamis neue Fußballsimulation mit ziemlicher Sicherheit schon bald auf dem Abstiegsplatz.

Hand auf’s Herz: Seht ihr noch Potenzial in eFootball 2022?

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