Bald ist es endlich soweit - nach einer mehrwöchigen Beta-Phase rückt der Release des PS4-exklusiven Dreams ganz nah. Allerdings startet der Videospiel-Baukasten nicht mit einem klassischen Launch, sondern Dreams wird im Frühjahr 2019 in den limitierten Early Access gehen.
Und das ist eine ziemlich große Sache, schließlich galt das Early Access-Konzept auf der PS4 lange Zeit als komplizierte Angelegenheit.
Vorab-Zugang für besonders wichtige Spieler
Wer am Dreams-Early Access teilnehmen möchte, zahlt 29,99 Euro und bekommt schon vorab Zugriff auf alle Tools, die auch im fertigen Spiel enthalten sind. Die Entwickler von Media Molecule machen auf dem PlayStation-Blog deutlich, dass das Angebot klar an "Creator" gerichtet ist. Also die Spieler, die nicht nur andere Dreams-Projekte ausprobieren wollen, sondern selbst kleine Spiele erschaffen möchten.
Für Dreams ist das ein cleverer Schritt. Das ambitionierte Projekt ist weiterhin schwer zu vermarkten, da der große Anreiz in den Möglichkeiten des Spiels liegt - nicht unbedingt in den Inhalten, die mitgeliefert werden. Einer Truppe an kreativen Fans schon vorab die Chance zu geben, Launch-Content zu produzieren, ist am Ende eine Win-Win-Situation für eifrige Spieler und Media Molecule zugleich.
Aber diese Early Access-Phase könnte auch über Dreams hinaus große Wellen schlagen. Denn nun gibt es den Präzedenzfall und ein First Party-Titel von Sony geht "unfertig" an den Start. Könnte dies nicht den Startschuss für ein Umdenken geben, dass in Zukunft viel öfter PS4-Spiele erscheinen, die noch auf Feedback angewiesen sind? Zieht Sony nun endlich mit Microsoft und Valve gleich?
Verliert Sony die Angst vor Early Access-Debakeln?
Schon 2014 deutete PlayStations Adam Boyes, der ehemalige Vice President of Publisher & Developer Relations, an, dass man bei Sony über ein konkretes Early Access-Programm nachdenke. Frühe Beta-Experimente wie mit Dust 514 oder gar mit dem hauseigenen PlayStation Now-Service zeigten schon damals, dass Sony der Idee nicht grundsätzlich abgeneigt war. Aber die Angst vor negativen Kunden-Reaktionen blieb.
Wer den Early Access-Markt auf Steam kennt, weiß, dass hier viele Stolperfallen lauern, die manche Spieler vor den Kopf stoßen können. Wer ein vollwertiges Produkt erwartet, wird meist enttäuscht. Dass ein Early Access-Titel irgendwann fertiggestellt wird, ist keinesfalls garantiert. Diese Sorge teilte auch Sony über Jahre hinweg und sperrte sich gegen Services wie EA Access, die auf der Xbox-Familie ohne Probleme ein Zuhause fanden.
Aber Sony befindet sich im Wandel. Viele Überzeugungen werden überdacht: Plötzlich ist ein EA Access-Release doch wieder möglich und plötzlich gab es auch den Vorstoß in Crossplay-Gefilde. Die PlayStation-Marke öffnet sich den aktuellen Trends und die (oftmals irrationale) Angst vor Unzufriedenheit in der eigenen Community weicht dem Druck aus der Industrie.
Mehr Early Access durch mehr Multiplayer?
Sony ist im Zugzwang, denn mit der Streichung von PS3- und PS Vita-Spielen aus dem monatlichen PS Plus-Lineup entsteht nun eine neue Kosten-Nutzen-Rechnung. Zahlende Abonnenten bekommen plötzlich weniger Gegenwert für ihr Geld und daran kann auch ein erweiterter Cloud-Speicher nicht viel ändern. PS Plus muss attraktiver werden, damit Sony weiterhin auf große Abo-Zahlen zurückgreifen kann.
Da kommt dann ein mögliches Early Access-Programm ins Spiel. Wo es bei Dreams noch nach einer Ausnahme klingt, könnte Sony hier schon die Spieler schleichend an die Idee gewöhnen. Und irgendwann besteht das PS Plus-Angebot dann nicht nur aus zwei PS4-Titeln, sondern zusätzlich einem PS Plus-exklusiven Vorabzugang zu aktuellen Multiplayer-Titeln.
Multiplayer wird auch im First Party-Segment von Sony zukünftig wichtiger. Das hat PlayStation-Chef Shawn Layden gerade erst in einem Interview angedeutet. Wenn die Sony Worldwide Studios in der PS5-Ära also ebenfalls eigene Shared World-Shooter oder MMOs auf den Markt werfen möchten, dann liegt der Schritt zu Early Access-Releases nur nahe. PS Plus-Nutzer bekommen ihren Mehrwert während die Studios wertvolles Feedback erhalten.
Und ja, natürlich kann das nach hinten losgehen und PS Plus-Abonnenten fühlen sich plötzlich als zahlende Beta-Tester missbraucht. Hier ist es wichtig, aus den Fehlern anderer Publisher zu lernen und das hohe Maß an Quality Control auch im Multiplayer-Bereich zu gewährleisten. Sollte das gelingen, könnte der Early Access schon bald nicht mehr aus dem PS Plus-Abo wegzudenken sein.
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