Dragon's Dogma 2 als DD-Neuling angespielt: Überfordert und dennoch angefixt

Kurz vor Release haben wir Dragon’s Dogma 2 noch einmal ausführlich angespielt. Für Annika waren die drei Stunden als DD-Neuling das reinste Auf und Ab.

Dragon’s Dogma 2 bleibt sich weitestgehend treu, doch ist damit für Neulinge nicht unbedingt das zugänglichste Spiel. Dragon’s Dogma 2 bleibt sich weitestgehend treu, doch ist damit für Neulinge nicht unbedingt das zugänglichste Spiel.

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Das erste Dragon’s Dogma räumte zum Release im Jahr 2012 nicht nur recht gute Kritiken ab, sondern erreichte durch Besonderheiten wie das innovative Vasallensystems einen gewissen Kult-Status. Trotzdem ging der Titel damals vollends an mir vorbei. Aus heutiger Sicht und mit meiner Liebe für (Action-)Rollenspiele eigentlich kaum vorstellbar.

Nachdem der Nachfolger angekündigt wurde, war sofort klar, dass ich dieses Versäumnis nicht wiederholen wollte.

Also bin ich neugierig der Einladung von Capcom gefolgt und habe kurz vor dem offiziellen Release am 22. März Dragon’s Dogma 2 ausführlich angespielt. Als absoluter DD-Neuling war ich einerseits positiv überrascht, wusste andererseits aber nicht immer genau, wo ich hin muss oder was gerade los ist.

Was habe ich gespielt? Ich durfte bei dem Anspielevent fast drei Stunden lang auf der PS5 spielen. Eineinhalb Stunden mit der "Klasse" Mystische Klinge, die restliche Zeit mit einer Magischen Bogenschützin, beide mit je 3 Vasallen (KI-Begleiter*innen). Die gezeigten Screenshots stammen aus dem von Capcom zur Verfügung gestellten Videomaterial.

Etwas Wichtiges vorweg: Beide Spielstände starteten mitten im Spiel, ich habe also weder ein Tutorial, noch den Charaktereditor ausprobieren können. Und da ich, anders als etwa mein Kollege Hannes, vorab keinerlei Erfahrung mit Dragon’s Dogma hatte, bin ich quasi blind in das Spiel geworfen worden.

Eine zugegeben etwas überfordernde, aber dennoch sehr spannende Erfahrung. Die wichtigsten Auffälligkeiten daraus möchte ich hier mit euch teilen.

Darum geht’s in Dragon’s Dogma 2

Während des Anspielevents habe ich von der Hauptquest und damit von der übergreifenden Geschichte nur wenig mitbekommen. Grundsätzlich geht es in der Fortsetzung aber wieder um – wer hätte es bei dem Namen gedacht – Drachen.

Wir spielen in der Fantasy-Welt einen sogenannten Erweckten (wahlweise Mensch oder Biestren, ein Katzenwesen), dem das Herz von einem Drachen aus der Brust gerissen wurde. Um unsere Menschlichkeit zurückzuerlangen, bleibt uns aber nichts anderes übrig, als ihn zu finden und zu besiegen.

Dragon’s Dogma 2 nagelt mich bei der Klassenwahl nicht fest

Was Rollenspiele betrifft, bin ich ein nicht gerade entscheidungsfreudiger Mensch. Ich will am liebsten alles können und das möglichst gleichzeitig: Mit dem Schwert ordentlich austeilen, zwischendurch den Bogen zücken, Magie einsetzen, flink ausweichen und dennoch viel einstecken. 

Entsprechend war es für mich fast schon unerträglich, als Mystische Klinge oder Magische Bogenschützin nicht schnell ausweichen zu können. Auch die Möglichkeit, Gegner zu fixieren, fehlte mir. Jede der zehn Laufbahnen (quasi die Klassen in DD 2) spielt sich nämlich dank diverser Spezialfähigkeiten und passiven Perks (z.B. schneller Klettern) sehr individuell.

Als Magische Bogenschützin hält man sich – wenig überraschend – sehr im Hintergrund. Glücklicherweise gibt es kein Friendly Fire, sonst würden uns unsere Vasallen permanent im Weg stehen. Als Magische Bogenschützin hält man sich – wenig überraschend – sehr im Hintergrund. Glücklicherweise gibt es kein Friendly Fire, sonst würden uns unsere Vasallen permanent im Weg stehen.

Hier nochmal alle Laufbahnen im Überblick:

  1. Kämpfer
  2. Magier
  3. Bogenschütze
  4. Dieb
  5. Krieger
  6. Erzmagier
  7. Magischer Bogenschütze
  8. Mystische Klinge
  9. Illusionist
  10. Kriegsmeister (nur für Spieler*innen, nicht Vasallen)

Wollen wir bestimmte Fähigkeiten haben, müssen wir uns also genau überlegen, welche Laufbahn wir einschlagen wollen – so dachte ich zumindest. Die gute Nachricht: Wer nicht auf seinen Allrounder verzichten will, muss das dank der Laufbahn Kriegsmeister auch nicht.

Dank ihr können wir über alle Laufbahnen hinweg sämtliche Waffen nutzen und Fertigkeiten erlernen. Die schlechte Nachricht: Der Preis, den wir dafür zahlen, sind niedrige Grundwerte.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum wir uns nicht zwangsläufig mit den Schwächen und Widerständen der gewählten Laufbahn abfinden müssen. Wir können nämlich nach Lust und Laune die Laufbahn im Gasthaus zur Einigkeit ändern. Allerdings kostet das etwas und wir müssen uns danach mit neuer Ausrüstung eindecken.

Solltet ihr später doch mehr Lust darauf habt, als Mystische Klinge zu spielen, der wie hier mit seinem Speer sehr cool das Feuer blockt, dann könnt ihr eure Laufbahn auch wechseln. Solltet ihr später doch mehr Lust darauf habt, als Mystische Klinge zu spielen, der wie hier mit seinem Speer sehr cool das Feuer blockt, dann könnt ihr eure Laufbahn auch wechseln.

Gesprächige Vasallen mit Köpfchen

Als Erwachter stehen uns bis zu drei Vasallen treu ergeben zur Seite, die sehr selbstständig agieren, die wir über das Steuerkreuz aber zusätzlich befehligen können (“Los”, “Halt”, “Hilfe” und “Zu mir”).

Während wir einen davon selbst anpassen können, treffen wir andere in der Welt und können sie dort anheuern. Ein besonderer Kniff dabei: Je nachdem, welche Vasallen wir im Schlepptau haben, kann es sein, dass sie über Wissen aus vorangegangenen Spiel-Sessions verfügen.

Gemeint ist damit, dass jeder Vasalle eine einzigartige Online-ID besitzt. Andere Spieler*innen können sie in ihrem Spieldurchlauf anheuern, wodurch sie nicht nur Erfahrung sammeln, sondern zum Beispiel auch versteckte Truhen entdecken. Ein Vasall mit dieser Kenntnis, den wir später selbst in unserem Team haben, kann uns dann davon berichten und zu eben dieser Stelle führen.

So erging es mir mit meinem Vasallen Conan, der mir eher beiläufig von einer Truhe erzählte. Mit dem Befehl "Los" ging er voran, bis wir schließlich am Fundort angekommen waren. Aber auch Hilfestellung innerhalb einer Quest – etwa wo ich einen benötigten Milchlikör finde oder wie ich ein scheinbar versperrtes Tor passieren kann – können mir die nützlichen Begleiter geben.

Die Vasallen dienen damit nicht nur als Kampfgefährten, Ressourcensammler*innen und beiläufige Unterhaltung, sondern haben wirklich etwas zu sagen. Das fühlt sich angenehm natürlich an, zumindest in den von mir bislang gespielten drei Stunden. Ob die Dynamik hier auch auf Dauer angenehm bleibt, wird natürlich erst der Test zeigen können müssen. Den Befehl "Halt den Mund" gibt es nämlich nicht.

Hoher Wuselfaktor, an den man sich gewöhnen muss

So dynamisch und sozial sich das Vasallensystem auch anfühlt, so kirre hat es mich zwischendurch gemacht. Ich genoss es zwar, mal nicht als Held stundenlang alleine und mit Selbstgesprächen durch eine Open World zu reisen, allerdings musste ich mich auch erst daran gewöhnen.

Sofern einem drei Vasallen folgen, kann das gerade zu Beginn etwas viel werden. Zum einen, weil so viel mehr Charaktere auf dem Bildschirm herumwuseln, zum anderen, weil damit gleich drei Personen um einen herum Kommentare ablassen – was durch die Untertitel nochmal verstärkt wird, da es keine deutsche Sprachausgabe gibt.

Kommen dann noch NPCs dazu, die mich im Dorf gefühlt alle drei Meter ungefragt ansprechen, weil sie etwas von mir wollen, kann das etwas überfordernd sein.

Gerade im Kampf mit mehreren Gegnern kann man schonmal etwas den Überblick verlieren. Mein Charakter ist in diesem Beispiel nicht der schwertschwingende Typ in der Mitte, sondern befindet sich in blauer Kleidung dahinter. Gerade im Kampf mit mehreren Gegnern kann man schonmal etwas den Überblick verlieren. Mein Charakter ist in diesem Beispiel nicht der schwertschwingende Typ in der Mitte, sondern befindet sich in blauer Kleidung dahinter.

Im Kampf ging es dann zumindest etwas entspannter zu, da hier weniger geredet, sondern mehr gehandelt wird. Die Vasallen reagieren flott auf meine Befehle, tun aber auch ohne Ansage ihr Bestes. Allerdings musste ich sie auch immer mal wieder Babysitten.

Nicht selten kam es vor, dass sie in einen Abgrund fielen und ich sie heilen musste, bevor sie ganz das Zeitliche segneten. Vergeht dann zu viel Zeit, werden sie komplett aus unserem Team entfernt und ich stehe im schlimmsten Fall alleine da.

Sicherlich lässt sich das mit Befehlen etwas vermeiden, dennoch hoffe ich, dass hier bis zum Release noch etwas an der KI geschraubt wird, damit ich mich im Kampf mehr auf mich selbst konzentrieren kann. 

Prinzipiell verlaufen die Gefechte mit Statuseffekten, schnellen/starken Angriffen sowie Spezialfähigkeiten recht gewöhnlich. Die Möglichkeit, kleine Gegner aufzuheben oder an großen Monstern hochzuklettern, bringt aber eine entsprechende Würze mit rein.

Viel Erfahrung habe ich mit dem Physik-System à la Shadow of the Colossus in der kurzen Zeit noch nicht gemacht, aber alleine, dass ich mich fix an einem panisch umher laufenden Ochsen festhalten und so aus der gefährlichen Kampfzone fliehen konnte, war ein cooler Moment.

Wenn die Uhr tickt

Die Quests in Dragon’s Dogma 2 können recht unterschiedlich ablaufen. Häufig bieten sie uns mehrere Lösungswege an. Um ein Tor zu passieren, können wir beispielsweise einen Passierschein fälschen oder eine Leiter benutzen.

Während uns einige Quests durch Questmarker oder Suchbereiche spürbar an die Hand nehmen, sind wir bei anderen mehr auf uns selbst gestellt. Hier gilt es dann genau hinzuhören, in welcher Himmelsrichtung etwa ein Blumenbeet liegt.

Offulve zählt zu den NPCs, die uns einfach ansprechen und eine neue Quest geben, die uns nicht gerade an die Hand nimmt. Er sucht Hilfe, um einen besonderen Stein zu finden. Offulve zählt zu den NPCs, die uns einfach ansprechen und eine neue Quest geben, die uns nicht gerade an die Hand nimmt. Er sucht Hilfe, um einen besonderen Stein zu finden.

Und dann gibt es da noch die Sorte Quests, bei denen wir uns wirklich sputen sollten, da es ein nicht genau kommuniziertes Zeitlimit gibt. Sollten wir nicht schnell genug sein, könnte das im Fall von Morris’ vermissten Enkel Rodge böse ausgehen.

Der alte Mann war einer von vielen NPCs, der uns unvorbereitet einfach ansprach und um Hilfe bat. Wie der Zufall so wollte, kam genau in dem Moment jemand aus dem Dorf angerannt, der gesehen hatte, wie Wölfe den Jungen verschleppt hatten.

Überraschenderweise machte mir das Spiel durch Hinweise wie ein Sanduhrensymbol recht schnell klar, dass die Aufgabe möglichst schnell erledigt werden sollte. Der Zeitdruck und die potenziellen schlechten Konsequenzen führten tatsächlich auf angenehme Weise dazu, dass mir das Schicksal des Jungen wichtig war. Entsprechend ließ ich alles stehen und liegen, befragte die Dorfbewohner*innen und verfolgte die Wölfe – nur um kurze Zeit später etwas planlos durch die Welt zu irren.

Im Questbuch konnte ich zwar wirklich detaillierte Infos nachlesen, am Ende half aber auch das nicht weiter. Genau in diesem Moment fehlten mir die hilfreichen Questmarker, an die ich mich über Jahre hinweg so gewöhnt hatte. Ich entdeckte zwar auch ohne diese ein paar Wölfe, verirrte mich dann aber in einer Höhle, die mich auch nicht ans Ziel führte.

Noch bevor ich herausfand, wo der Enkel steckte, war meine Zeit mit dem Spielstand vorbei. Das Questende hatte ich damit verpasst, aber immerhin erlebt, wie der Zeitdruck das Gefühl der Bedrohlichkeit immersiv steigert.

Wie unser DD-Kenner Hannes den zweiten Teil bislang einschätzt, könnt ihr nochmal in seiner Preview nachlesen:

Außerdem hat unser GameStar-Kollege Fritz viele weitere Informationen zum RPG in sein Vorschauvideo gepackt:

Dragons Dogma 2-Vorschau zum potentiellen Rollenspiel-Highlight 2024 Video starten 12:54 Dragon's Dogma 2-Vorschau zum potentiellen Rollenspiel-Highlight 2024

Technisch sauber, aber kein Meilenstein

Auch wenn Dragon’s Dogma 2 mit vielen Charakteren und Effekten auf dem Bildschirm protzt, lief zumindest meine Preview-Version auf der PS5 butterweich. Mir fielen weder Framerate-Einbrüche noch große Bugs auf.

Davon abgesehen ist DD 2 aber ohnehin nicht der grafische Leckerbissen, der die Konsole an seine Grenzen bringt. Der körnige Look und die vergleichsweise schlichte Welt tragen sicherlich dazu bei, hätten trotz der prinzipiell hübsch umgesetzten Reiche Vermund (fruchtbares Land) und Battahl (trockenes Land) etwas mehr "Fleisch auf den Knochen" vertragen.

Ich sehnte mich zumindest nach mehr optischer Abwechslung und Details, wie ich es beispielsweise aus Assassin’s Creed Valhalla oder Horizon Zero Dawn gewohnt bin. Aber wer weiß, was abseits der drei Stunden noch auf mich wartet?

Noch wichtig zu erwähnen: Die Wahl zwischen Grafik- und Performance-Modi hatte ich nicht. Ob sie bis zum Release noch eingebaut wird, konnte mir auf Nachfrage von Capcom weder bestätigt noch dementiert werden.

Genauso sieht es mit den fast nicht existenten Barrierefreiheitsoptionen aus. Abgesehen von dem Untertitelhintergrund und der Möglichkeit, die Sprint-Taste zu konfigurieren, suchte ich leider vergebens nach mehr Optionen, das Spiel zugänglicher zu gestalten.

Dragon’s Dogma 2 erscheint am 22. März 2024 für PS5, Xbox Series X/S und PC.

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