Bauen macht Spaß - zumindest dann, wenn man weiß, wie es geht. Zum Glück hat Square Enix den Dreh aber raus und liefert mit Dragon Quest Builders 2 ein erbauliches Sequel ab, das auf die Stärken des Überraschungshits von 2016 setzt und ein paar neue Ideen ins Fundament gießt.
Wäre da nur nicht das große Koop-Versäumnis.
Ein Action-RPG im Herzen
Auf den ersten Blick wirken die Dragon Quest Builders-Spiele wie simplifizierte Minecraft-Klone, die mit der Dragon Quest-Lizenz zugekleistert wurden. Doch das wird dem Spin-offs der beliebten JRPG-Reihe nicht einmal ansatzweise gerecht. Dragon Quest Builders 2 unterstreicht diese Unabhängigkeitserklärung, indem das Spiel mehr von den Dingen bietet, die Minecraft eben nicht hat.
Der Klötzchenlook, das Crafting und das viele Bauen mögen es etwas verschleiern, aber auch Dragon Quest Builders 2 ist in erster Linie ein story-lastiges Action-RPG.
Das übergreifende Abenteuer unseres Helden, den wir uns zu Spielbeginn selbst erstellen, steht bei Dragon Quest Builders 2 im Mittelpunkt. Anknüpfend an den Vorgänger schlüpfen wir in die Rolle des legendären Erbauers, der gemeinsam mit seinem Begleiter Malroth zerstörten und verdorrten Landschaften wieder zu alter Blüte verhelfen muss. Die Kinder des Hargons, ein düsterer Monsterkult, der jedes Erschaffen als Frevel ansieht, steht uns bei diesem Ziel im Weg.
Große Kampagne ohne Stoppschilder
In Dragon Quest Builders 2 wirkt die Kampagne nicht so zerstückelt, wie es noch im Vorgänger war. Damals mussten wir aufgebaute Siedlungen im Dienste des Spannungsbogens regelmäßig hinter uns lassen - gern nach einem Bosskampf, der das Dorf auch noch komplett zerstört hat. Zwar gibt es in Dragon Quest Builders 2 ebenfalls eine Art Hub-Bereich ("Eiland des Erwachens") und mehrere Storykapitel, die auf anderen Inseln zu finden sind, doch wir müssen nicht nach jedem Abschnitt komplett von vorn beginnen.
So nehmen wir Ausrüstung, Erfahrung, Rezepte und sogar Story-NPCs aus den Kapiteln mit und bevölkern somit nach und nach die Hauptinsel. Der enorme Umfang der Story-Inseln sorgt dann auch wieder dafür, dass Dragon Quest Builders 2 eine ordentliche Kampagne von etwa 40 Stunden bietet, bevor wir das Ende sehen dürfen. Allein Grünfeld, die erste Insel nach dem Tutorial-Abschnitt, nimmt locker 8 bis 10 Stunden in Anspruch.
Das klingt natürlich nach viel Umfang, leider hat der Fortschrittsgedanke von Dragon Quest Builders 2 seine Nachteile. Denn storytechnisch bleiben viele Features, Items und Mechaniken unter Verschluss, bis sie im Rahmen der Geschichte eingeführt werden. Das ist manchmal gut, um nicht überfordert zu werden, manchmal hätte man sich bequeme Fertigkeiten wie den neuen Gleitschirm allerdings viel früher gewünscht.
Bauen nach Anleitung
Der große Anreiz von Dragon Quest Builders war es, kreativen Freiheiten zu bieten, gleichzeitig aber auch Ziele und Aufgaben zu formulieren, an denen sich der Spieler festhalten kann. Diese Orientierung, die vielen Spielern bei Sandbox-Titeln wie Minecraft fehlt, ist im Sequel noch weiter ausgebaut. Es gibt eine komplexere Geschichte, viel mehr Quests sowie Nebenaufgaben, und insgesamt mehr Einwohner in unseren Dörfern.
Und Letztere brauchen eben Schlafplätze, jede Menge Essen und Ausrüstung, damit sie sich an den Kämpfen gegen angreifende Monster beteiligen können. Es gibt immer einen NPC, der gerade einen Wunsch an uns hat, der uns wiederum vorgibt, was es nun zu bauen, zu finden oder zu entdecken gibt. Verbunden mit dem ausgebauten Raum-System, das Häusern und Zimmern je nach Einrichtung bestimmte Funktionen zuteilt, lassen sich zielgerichtet Siedlungen erschaffen.
Sowohl das Bauen selbst als auch das Crafting sind angenehm simpel und übersichtlich gehalten. Wer will, darf zwar komplizierteste Gebäude erschaffen - für die meisten Zwecke reichen immerhin 2-Block-hohe Wände und ein paar Möbel. Diese basteln wir einfach mit Rezepten, die bestimmte Ressourcen benötigen. Letztere lassen sich entweder in der Spielwelt finden oder in der eigenen Siedlung herstellen.
Im Rahmen dieser Regeln können wir trotzdem noch kreativ sein. Kein Schlafzimmer ähnelt dem anderen, sie sind sich lediglich ähnlich in der Ausstattung. Für ein "Rustikales Bad" braucht es beispielsweise nur eine handvoll Waschzuber, Handtücher, einen Stuhl und eine Badewanne. Entfernen wir all diese Gegenstände und fügen stattdessen Weizensäcke, Feuerholz und Lagerfeuer hinzu, wird aus dem Bad eine "Ländliche Küche" und die Bewohner nutzen den Ort entsprechend.
Kämpfen, Craften, Ernten, glücklich machen
In Dragon Quest Builders 2 kommt zum Bauen noch viel mehr dazu, so liegt jetzt ein größerer Fokus auf die Möglichkeit, Obst und Gemüse anzubauen. Das gab es zwar auch schon im Vorgänger, jetzt ist das Bauernleben aber endgültig zum Kernaspekt geworden. Mit dem Anlegen und Bestellen von Feldern, dem regelmäßigen Gießen und der Ernte mutiert Dragon Quest Builders 2 schon fast zu einer Lebenssimulation im Stile von Harvest Moon und Stardew Valley. Das Glück der Menschen um uns herum spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Hier greift erneut das Prinzip von klaren Zielen, denn wir schreiten in der Story fort, wenn wir das Level unserer Siedlungen ausbauen. Und das geht nur, wenn die Mitbewohner glücklich sind und kleine gelbe Herzen fallen lassen, die auf unserer Zufriedenheitskonto eingezahlt werden. Sobald die Leiste voll ist, schlagen wir mit dem Hammer auf die große Dorfglocke ein und das Städtchen steigt auf die nächste Stufe auf.
Anders als in Teil 1 sind die Bewohner aber keine nervigen Parasiten mehr, die einfach nur von unseren Ideen und Bauplänen profitieren. Dieses Mal packen die Racker selbst ordentlich mit an. Mit jedem neuen Siedlungslevel übernehmen sie weitere Arbeiten und nach und nach automatisieren sich bestimmte Prozesse. Wenn ich Samen zur Verfügung stelle und Acker markiere, pflanzen Bewohner selbständig neues Gemüse ein und gießen es. Und das macht sie dann wieder glücklich.
Vom Maurer zum Entdecker
Durch diese Aktivität der NPCs fühlen sich die Dörfer in Dragon Quest Builders 2 sehr viel lebendiger an. Immer wird gewuselt und ich kann mich auf andere Dinge konzentrieren, als für Nahrung zu sorgen. Und es gibt auch abseits der Baustellen viel zu tun, schließlich gibt es wieder große, weitläufige Spielwelten zu erkunden. Neben den Quests, für die wir Monster besiegen oder Nahrung besorgen müssen, lassen sich sogar kleine Rätselanlagen entdecken.
Ähnlich wie bei den Krog-Samen in Zelda: Breath of the Wild müssen dann Steine gesetzt oder Wände eingerissen werden, um das Rätsel zu lösen und sich die Belohnung zu sichern. Das Wandern durch die Spielwelt wird mit großzügigen Schnellreisepunkten erleichtert und Ergänzungen wie der Gleitschirm - Zelda lässt erneut grüßen - machen das nervige Absteigen von Bergen zum Spaß.
Das Kämpfen gegen feindliche Monster bleibt trotzdem relativ simpel. Mit schnellen Schlägen und ausweichenden Sprüngen bleibt nicht viel Raum für Taktik. Fernkampfwaffen gibt es keine und besondere Fähigkeiten wie etwa der aufladbare Rundumschlag bleiben die Ausnahme. Dank Malroth, unserem ewigen NPC-Begleiter, kommt immerhin etwas mehr Action hinzu, schließlich klopfen wir stets zu zweit auf die Feinde ein.
Koop-Baustelle mit Einschränkungen
Die Gesellschaft von Malroth markiert allerdings auch eines der größten Versäumnisse von Dragon Quest Builders 2. Zwar gibt es dieses Mal einen umfangreichen Multiplayer-Modus, in dem wir mit anderen Spielern große Bauprojekte in Angriff nehmen können, doch das geschieht lediglich online - in einem separaten Modus, der losgelöst vom Hauptspiel existiert und nach knappen 8 Stunden Spielzeit freigeschaltet wird.
Einen lokalen Koop-Modus, in dem wir zu zweit die Kampagne abarbeiten und das Abenteuer gemeinsam erleben, gibt es nicht. Obwohl das die dauerhafte Anwesenheit eines NPCs suggerieren könnte. Das ist eine vertane Chance, denn ich habe mich zu jeder Zeit darüber geärgert, dass niemand via Drop in/Drop out-Feature bei mir mitspielen durfte.
Wer es sonst auf Koop anlegt, darf sich jetzt auf einer großen Insel mit individualisierbaren Avataren und Online-Freunden austoben. Nur leider fehlt hier die Zielsetzung und das Questsystem aus dem Hauptspiel - die Freude daran steht und fällt also mit der eigenen Kreativität.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.